Blick 122 »1982. Als Reagan eine russische Gaspipeline zerstörte»

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Mit dem geplanten Raketenabwehrsystem SDI im All wollte US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004) das Wettrüsten gewinnen und das «Evil Empire» (Reich des Bösen) in den Ruin treiben. Mehrere Hundert Sowjet-Spione waren im Westen unterwegs, um moderne Technologie zu stehlen. Die CIA belieferte einige mit manipulierter Software für die Pipeline-Steuerung, um die grösste Einnahmequelle der «Achse des Bösen» zu zerstören.

Damit kein Verdacht aufkam, funktionierte die Software anfangs reibungslos. Erst nach einiger Zeit wachte der im Sourcecode versteckte Trojaner auf und veränderte die Einstellungen für Pumpen, Turbinen und Ventile. Eine der grössten Gaspipelines der UdSSR flog 1982 in die Luft. Der KGB sprach von einem technischen Defekt, andere von Sabotage.

Der Mathematiker David Grimes analysierte bereits in den 1960er-Jahren die populärsten Verschwörungstheorien und errechnete eine Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent, dass ein Geheimnis nach durchschnittlich vier Jahren gelüftet wird. Weil es schlicht zu viele Mitwisser gibt. Die einen beginnen zu plaudern, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen, andere wollen auf dem Sterbebett noch reinen Tisch machen.

Bei der transsibirischen Pipeline war es schliesslich Thomas C. Reed (88), Sonderberater des Nationalen Sicherheitsrats unter Reagan, der nach einem Vierteljahrhundert das Geheimnis lüftete.

Heute fragen wir uns, wer für die Sabotage von Nordstream 1 und 2 verantwortlich ist. TV-Kommissar Columbo würde nach dem Prinzip «Cui bono?» vorgehen – «Wem zum Vorteil?» – und die USA aufgrund erdrückender Indizien vorladen, zumal diese nie einen Hehl daraus gemacht haben, dass sie Nordstream verhindern werden.

Trotzdem macht es wenig Sinn, wenn sich die «Experten» jetzt gegenseitig anfeinden, denn sicher ist (im Augenblick) nur eins: Keiner weiss mehr. Gemäss David Grimes werden wir es eines Tages wissen.


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