059 Blick »Das Viagra der Antike«

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«Mir wäre es lieber gewesen, du hättest nach Knoblauch gestunken», soll Kaiser Vespasian einem parfümierten Offizier gesagt haben. Die Gewürzpflanze war das Pesto der römischen Antike und gehörte zur Tagesverpflegung der Legionäre. Sie schleppten auf ihren Gewaltsmärschen dreissig Kilo Gepäck und verbrauchten 10 000 Kalorien am Tag (das Wort Burnout wurde erst 1974 erfunden). Die Soldaten waren anfällig für blutige Füsse und Verletzungen der gröberen Art. Die Pflanze galt als entzündungshemmend und wurde zum Synonym für das Soldatenwesen.

Im Mittelalter wurde Knoblauch in Klöstern angebaut und bei Lungenentzündungen empfohlen. Während der Pest glaubte man gar, man könne mit Knoblauch die Seuche bekämpfen. Die Pest ging vorbei wie alle Pandemien, der Aberglauben ist geblieben.

1733 schrieb Johann Christoph Harenberg seine «Christlichen Gedanken über die Vampire» nieder und legte damit den Grundstein für die Fledermaus, die sich als neurotische Blutsaugerin mit Knoblauch-Phobie in Literatur und Film einnistete.

Einige Studien behaupten, Knoblauch sei wirksam bei Lungeninfekten, weil er die in der Knolle enthaltenen Öle über die Lunge ausscheidet. Für einen nachweisbaren Effekt müsste man allerdings täglich ein Kilo Knoblauch essen, dann hätte es sogar einen positiven Einfluss auf die Blutfette. Aber eher einen negativen auf das Eheleben.

Gerüchteweise hört man, das BAG prüfe die kostenlose Abgabe von Knoblauch zur Durchsetzung von Social Distancing. China könnte liefern. Mit jährlich 21 Tonnen decken sie 80 Prozent des weltweiten Konsums. Für den US-Markt wird der Knoblauch in Haftanstalten vorgeschält. Dabei gelangt der Saft unter die Nägel und verbrennt die Haut. Deshalb nehmen viele Zwangsarbeiter die Knollen in den Mund, schälen sie mit den Zähnen und spucken sie wieder aus.

Heute gilt die Gewürz- und Heilpflanze als Viagra des armen Mannes. Es ist empfehlenswert, dass man vorgängig einen gemeinsamen Apéro mit Moretum einnimmt. Das Knoblauch-Rezept hat uns Apicius hinterlassen, der Paul Bocuse der römischen Antike. Leider ohne Angaben der benötigten Menge an Fetakäse, Selleriegrün und Koriander. Vielleicht nutzen Sie die Pausen im Homeoffice, um es herauszutüfteln.

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