03 – 2025 Weltwoche: Zeitgeist als Satire

Zeitgeist als Satire: Londoner Wissenschaftsmuseum warnt vor Anti-LGBT-Legos

 

Claude Cueni

 

Breaking News aus dem Londoner Science Museum. Die Wissenschaftler publizieren auf ihrer Homepage ihre neusten Forschungsergebnisse: Legosteine sind anti-LGBT, weil «die Verbindungsstücke und Befestigungsmittel in geschlechtsspezifischer Weise beschrieben werden».

Der Beweis: «Die Oberseite des Steins mit den herausstehenden Noppen wird als männlich beschrieben, die Unterseite mit den Löchern zum Aufnehmen der Noppen als weiblich, und der Vorgang des Zusammenfügens wird als Paarung bezeichnet.»

Unter dem Titel «Seeing Things Queerly» (Dinge queer betrachten) erkennen die Wissenschaftler «ein Beispiel dafür, wie heteronormative Sprache auf Themen angewendet wird, die nichts mit Geschlecht, Sexualität oder Fortpflanzung» zu tun haben. Es zeige, dass Heterosexualität und die binäre Geschlechterordnung männlich/weiblich die Norm sind und alles andere ungewöhnlich sei.

Elon Musk hat dies bereits mit einem Clown-Emoji kommentiert. Dass der Zeitgeist sein Verfalldatum erreicht hat, merkt man daran, dass er mittlerweile zur Satire geworden ist.

Byebye wokeness, hello reality.

01 – 2025 Cueni. Panama. Roman Giganten.

GIGANTEN

Historischer Roman, 450 Seiten

Texttauszug: ab Seite 367 (Panama)


 

Frédéric Bartholdi und Allan Pinkerton ritten die pazifische

Küste entlang. Die tropische Hitze war drückend, die Vegeta-

tion üppig und feindlich. Kaum öffnete man die Lippen, hatte

man eine Handvoll Insekten im ausgetrockneten Mund. In der

Ferne ragte der Kegel des Vulkans Barú in den Himmel.

»Die Kuna-Yala-Indianer halten den Vulkan für einen Gott,

den es zu besänftigen gilt.« Pinkerton zündete sich eine Zigarre

an: »Wissen Sie, Mister Bartholdi, in meinem Beruf zählen nur

überprüfbare Fakten, und je länger ich dieses Business betreibe,

umso mehr wundere ich mich über den infantilen Aberglauben

der Menschen. Eigentlich bin ich enttäuscht, dass die Menschen

geistig auf dem Niveau der Bronzezeit stehen geblieben sind. Ja,

ich bin enttäuscht. Was ist denn Ihre größte Enttäuschung?«

»Dass das Leben nicht gerecht ist, Mister Pinkerton.«

»Wieso sollte es das?«, brummte Pinkerton und zog an sei-

ner Zigarre.

Schweigend ritten sie weiter. Zahlreiche Gräber säumten den

Weg. In der Ferne sahen sie die Silhouetten von Zelten und Bar-

racken.

»Sehen Sie irgendwo Arbeiter, Mister?«, fragte Frédéric.

Pinkerton beobachtete die Umgebung aufmerksam. »Ich sehe

nur einen Haufen Kreuze, die in kleinen Grabhügeln stecken.«

»Aber jemand muss die Leute doch begraben haben.«

Endlich erreichten sie das Lager der Panama-Gesellschaft.

Vereinzelt tauchten nun Arbeiter auf, aber sie arbeiteten nicht

und ignorierten die beiden Reiter. Hier schien die Zeit stehen

geblieben zu sein.

Ein ausgemergelter Mann mit fiebrigem Gesicht kam ihnen

entgegen. »Sind Sie Ärzte?«, rief er ihnen verzweifelt zu. »Ich

bin Docteur Rougemont aus Paris. Meine Kollegen sterben, wir

brauchen Ärzte. Wir sind machtlos gegen diese Mücken. Die

Menschen sterben zu Hunderten, ja Tausenden.« Er zeigte ins

Innere eines Zeltes. Zahlreiche Betten waren aneinandergereiht,

alle überbelegt. Die Pfosten der Betten standen in Wasserei-

mern.

»Was ist das?«, fragte Pinkerton und wies auf die Pfosten.

»In Paris haben sie uns gesagt, wir sollten überall Wasserei-

mer aufstellen. Das würde die Epidemie beenden.«

Hinter dem Zelt fuhren mit Fässern beladene Karren vorbei.

»Wir stecken die Leichen in Essigfässer, damit wir nicht noch

mehr Kreuze aufstellen müssen. In Paris bezahlt die Universi-

tät für jede einzelne Leiche.«

Pinkerton hielt sein Pferd zurück und herrschte ihn an: »Ent-

fernen Sie sofort die Eimer unter den Bettpfosten. Diese Was-

ser sind die Brutstätten der Malariamücke! Was seid ihr bloß

für Idioten!«

»Wie viele Tote habt ihr schon?«, fragte Frédéric.

»Wir zählen nur die Weißen«, gab der Arzt zurück. »Chine-

sen, Inder, Neger und die Wilden aus den Antillen zählen wir

nicht. Kontraktarbeiter kosten weniger als ein Stück Maisbrot.«

»Wie viele?«, insistierte Frédéric.

Ȇber 20 000, von meinen 25 Krankenschwestern sind be-

reits 21 tot, Eiffel hat drei seiner vier Chefingenieure verloren.

Malaria, Gelbfieber, es ist die Hölle.«

Frédéric warf Pinkerton einen Blick zu. »Das könnte eine

Schlagzeile sein, murmelte er. »Wo ist Gustave Eiffel?«, fragte

er den Arzt.

»Geflohen, gestorben, was weiß ich«, fluchte der Arzt, »ich

werde morgen mit dem Leichenexpress verschwinden. Die

Eisenbahnlinie führt durch den Dschungel. Der Zug ist mit

Essigfässern gefüllt. Nur der Lokführer und ich werden noch

lebendig sein. Meine Herren, das ist eine jüdische Verschwö-

rung!«

»Dann sollten Sie jetzt ein paar Aufnahmen machen, Mon-

sieur Bartholdi, Paris braucht Beweise. Docteur, wo finden wir

Jacques de Reinach?«

Der Finanzagent und Buchprüfer der Panama-Gesellschaft hing

unter dem Torbogen im Hof eines kleinen Hotels, das im spa-

nischen Kolonialstil erbaut war. Im Todeskampf hatte sich sei-

ne Blase entleert und die Hosenbeine dunkel gefärbt. Zwei Mes-

tizen halfen Pinkerton, die Leiche vom Strick zu schneiden. In

der Innentasche von Jacques de Reinachs fleckigem Gilet befand

sich ein ziemlich dickes Bündel handgeschriebener Blätter.

»Es gibt verschiedene Arten, ein Geständnis abzulegen«, be-

merkte Pinkerton trocken und reichte Frédéric die Dokumente.

Gemeinsam überflogen sie die Papiere. Dann ließen sie sich

kühle Drinks servieren und setzten sich in den Schatten eines

Sonnensegels. In den nächsten Stunden studierten sie die Do-

kumente, Blatt für Blatt.

»Was suchst du in Panama?« Gustave Eiffel hatte gegen Abend

den Hof betreten. »Ich hörte, dass du hier rumlungerst.«

»Ich wollte dir einen Koloss von Rhodos vorschlagen«, amü-

sierte sich Frédéric.

»Von dir würde ich nicht mal eine Schraube wollen. Komm

mir bloß nicht in die Quere! Der Zutritt zur Baustelle ist dir

verboten, genauso wie allen Presseleuten.«

»Ich werde dir keine Schrauben verkaufen, Gustave Eiffel,

ich schenke dir die Hölle von Panama.«

Gustave wollte sich auf Frédéric stürzen, doch Pinkerton hob

den Zeigefinger etwas in die Höhe und schüttelte den Kopf.

Seine linke Hand ruhte auf dem Knauf seines Revolvers in der

Innentasche.

»Was wollt ihr? Ich habe ein Werbebudget.« Eiffel schaute

wild um sich.

»Wir haben die Liste mit deinen ›Werbeausgaben‹ gefunden.

Jacques de Reinach war da sehr genau.« Frédéric wedelte mit

den Bankdokumenten. »Schätzungsweise über 500 Überwei-

sungen an Journalisten, den Finanzminister sowie den Minis-

terpräsidenten; das hätte ich nicht erwartet.«

»Alle Menschen sind bestechlich«, stieß Gustave ungeduldig

hervor, »wie viel?«

»Wie viel was?«, fragte Frédéric.

»Wie viele Goldfrancs«, herrschte ihn Gustave an und be-

gann wie ein Pferd zu schnaufen.

»Gustave, ich mache mir nichts aus Geld, das solltest du

mittlerweile wissen. Ich will keinen einzigen Goldfranc, ich will

dich fallen sehen. Und zwar in aller Öffentlichkeit, erniedrigt

und verurteilt, damit dein Turm bis in alle Ewigkeit erinnert an

einen Mann, der ein Herz aus Eisen hatte und als Betrüger im

Gefängnis verstarb!«

02- 2025 Weltwoche: Nadelöhr Panamakanal

Es schlug die Stunde des Eisenmagiers


Donald Trump kappt mit diplomatischem Powerplay den Einfluss Chinas auf den Panamakanal.Die verrückte Geschichte des Jahrhundertbauwerks ist um eine spektakuläre Episode reicher.


Claude Cueni

Im 16. Jahrhundert träumte der spanische Entdecker Vasco Núñez de Balboa von einer Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Doch die Technologie war noch nicht so weit. Es dauerte über 300 Jahre, bis der erste Versuch gestartet wurde. «Alles, was ein Mensch sich vorstellen kann, werden andere Menschen verwirklichen», prophezeite der Schriftsteller Jules Verne. In Panama wagten die Franzosen den ersten Schritt, angeführt von Ferdinand de Lesseps, dem gefeierten Erbauer des Suez-Kanals.

Baustelle wird Friedhof

Doch Panama war nicht Suez. Über 100 000 Arbeiter wurden eingestellt, um in den Sümpfen eine 82 Kilometer lange Wasserstrasse zu graben. Um die Männer vor Malaria zu schützen, empfahlen Ärzte, die Bettpfosten in Wassereimer zu stellen – die ideale Brutstätte für die Malariamücke. Das Baugelände verwandelte sich in einen riesigen Friedhof. Damit schlug die Stunde des «Eisenmagiers» Gustave Eiffel. Er hatte mit dem Eiffelturm und dem Gerüst für Auguste Bartholdis Freiheitsstatue Weltruhm erlangt und sollte jetzt den Bau und die Entwicklung der Schleusen- und Hebesysteme übernehmen. 1887 unterzeichnete er einen Vertrag mit der Panama-Gesellschaft, der ihn zur Lieferung und Montage von dreissig Schleusen verpflichtete.

Misswirtschaft und die Malariamücke bescherten dem Unternehmen tiefrote Zahlen. Um den Bankrott abzuwenden, lancierte die Panama-Gesellschaft eine Lotterie. Die Lizenz war teuer, denn Minister und Parlamentarier verlangten hohe Bestechungsgelder. Als Gegenleistung animierten sie mit staatlichen Werbekampagnen Kleinanleger, ihr Erspartes in Panama-Aktien zu investieren, obwohl die Insider wussten, dass das Projekt gescheitert war. Journalisten verdienten sich mit Fake News eine goldene Nase. Die Bestechungsgelder waren derart hoch, dass es rentabel wurde, allein zu Propagandazwecken neue Zeitungen zu lancieren. Die erste Ausgabe diente als Beleg für den Erhalt der Provision, weitere Ausgaben folgten nicht. Die Panama-Gesellschaft ging trotzdem pleite.

Drei Jahre später liess die Zeitung La Libre Parole die Bombe platzen: Der Panama-Skandal wurde zur grössten Bestechungsaffäre des 19. Jahrhunderts. Rund 85 000 Kleinanleger verloren über eine Milliarde Francs Erspartes, 512 Politiker wurden angeklagt, darunter Gustave Eiffel, und bestätigen die Erkenntnis des Philosophen Spinoza: «Der Nutzen ist das Mark und der Nerv aller menschlichen Handlungen.»

1904 traten die USA auf den Plan. Mit einer Mischung aus Diplomatie, militärischer Präsenz und wirtschaftlichem Druck sicherten sie sich die Kontrolle über die Region. Nach einer Bauzeit von zehn Jahren wurde der Panamakanal 1914 eröffnet: ein System aus künstlichen Seen und gigantischen Schleusen, das sich perfekt an die topografischen Gegebenheiten anpasste. Der Seeweg zwischen New York und San Francisco verkürzte sich dadurch um 13 000 Kilometer. Der Erfolg war nicht nur der technologischen Überlegenheit geschuldet, sondern auch der erfolgreichen Bekämpfung der Malariamücke.

Mit dem Erfolg wuchs auch der Wunsch Panamas, die Kontrolle über den Kanal zurückzuerlangen. Das führte zu Spannungen zwischen den beiden Ländern. Nach jahrelangem politischem Druck und diplomatischen Verhandlungen unterzeichneten die USA und Panama 1977 die Torrijos-Carter-Verträge. Sie sahen vor, dass die Kontrolle des Kanals am 31. Dezember 1999 vollständig an Panama übergehen würde. Die USA verfolgten seitdem mit zunehmender Sorge Chinas wachsende Rolle bei der Verwaltung und Finanzierung des Kanals. Die wirtschaftliche Präsenz Chinas gefährdete zunehmend die Vormachtstellung der USA.

Adios, «Belt and Road»

Wer den Kanal kontrolliert, kontrolliert den globalen Schiffsverkehr. Der in Hongkong domizilierte Weltmarktführer Hutchison Ports betreibt einige der wichtigsten Häfen an beiden Enden des Kanals. Etwa 5 Prozent des Welthandels passieren die künstliche Wasserstrasse, darunter viele amerikanische Exporte und Importe. Sollte die Region instabil werden, hätte das gravierende Folgen für die amerikanische Wirtschaft.

Turbopräsident Donald Trump behauptete wenige Tage nach Amtsantritt, dass Panama die Kontrolle über den Kanal an Peking abgegeben habe. Er entsandte Aussenminister Marco Rubio, der Panamas Präsidenten José Raúl Mulino mit «notwendigen Massnahmen» drohte, «um Vertragsrechte zu schützen», falls nicht umgehend Änderungen beim Betrieb des Kanals vorgenommen würden. Was China mit Krediten gelang, erreichte Donald Trump mit maximalem Pressing. Mulino gab nach und kündigte an, das 2017 mit China unterzeichnete Memorandum of Understanding nicht zu verlängern. Panama verlässt Chinas globale Entwicklungsinitiative «Belt and Road» und will in Zukunft enger mit den USA zusammenarbeiten.

Claude Cueni ist Schriftsteller und lebt in Basel. In seiner Romanbiografie über Gustave Eiffel und Auguste Bartholdi («Giganten», Verlag Wörterseh) schildert er den Bau des Panamakanals.

 

01-2025 Weltwoche: Musk ein Nazi?

Musk ein Nazi? Der Tesla-Gründer schleudert symbolisch sein Herz ins Publikum – und die Medien sehen darin den Hitlergruss. Unsinn!


 

Claude Cueni

 

«Elon Musk irritiert mit Hitlergruss» titeln einige Medien, einige sind vorsichtiger und schreiben «mit vermeintlichem Hitlergruss».

Watson ist sich hingegen ganz sicher: «Hier macht Elon Musk an der Trump-Party den Hitlergruss» und druckt das «Beweisfoto». Ist das noch Journalismus?

Es gibt wohl von den meisten VIPs ein Foto mit gestrecktem, aufwärts gerichteten Arm. Auf dem «Beweisfoto» schleudert Elon Musk symbolisch sein Herz ins Publikum. Wer das ganze Video gesehen hat, kann nur den Kopf schütteln. Die Unterstellung, Elon Musk mache den Hitlergruss, ist das, was solche Journalisten gerne anderen unterstellen: Hetze.

Für Personen, die ausschliesslich solche Medien konsumieren, bleibt jedoch in Erinnerung: Elon Musk ist ein Nazi. Das war wohl auch die Absicht.

Zum Glück gibt es X (vormals: Twitter). Nach den ersten irreführenden Berichten wurden diverse Bilder auf X gepostet, die Prominente mit «vermeintlichem Hitlegruss» zeigen, Obama, Harris und viele andere. X ist das beste Korrektiv, deshalb möchte die EU die Plattform auch verbieten, denn X ist eine ernste Gefahr für selbsternannte Wahrheitsministerien.

Man muss Elon Musk nicht mögen. Aber wer ihn kritisieren will, soll sich anstrengen und Argumente liefern. Man muss schon in einer ideologischen Blase verkehren um nicht zu realisieren, dass Lügen heute noch kürzere Beine haben. Dank X. Dank Elon Musk.

And One More Thing: Bestellen sie im Restaurant nie eine gefüllt Taube. Das war Hitlers Lieblingsspeise.

02-2025 Blick: Bronco Buster reitet wieder

Biden hatte Statue entsorgt, jetzt reitet «Bronco Buster» wieder: Trump holt den Wilden Westen zurück ins Oval Office


Nicht nur Donald Trump ist zurück im Weissen Haus, auch die Bronzeskulptur «Bronco Buster» steht wieder da – ein Cowboy auf einem wilden Pferd. Kunstwerke und sogar Teppiche sind im Oval Office Einrichtungsgegenstände mit Bedeutung.


Claude Cueni

 

Seit Lyndon B. Johnson (1908–1973) steht es im Oval Office, wenn US-Präsidenten für die Fotografen posieren. Und doch nimmt es kaum jemand wahr. Es ist das ungestüme Pferd des amerikanischen Künstlers Frederic Remington (1861–1909), eines der berühmtesten Chronisten des Wilden Westens. Seine Bronzeskulptur «Bronco Buster» zeigt einen Cowboy auf einem wilden Bronco, der sich aufbäumt und vergebens versucht, den Reiter abzuwerfen.

Die kraftvolle Bronzeskulptur wurde zum Symbol für den Geist der ersten Siedler, für die Unterwerfung von Natur und Fleisch. Es zeigt die Widerstandskraft, Stärke, Entschlossenheit und den Mut der Pioniere, die Richtung Westen zogen, um sich vermeintlich unberührtes Land untertan zu machen.

Frederic Remington dokumentierte als Maler, Illustrator und Bildhauer eine exotische Welt, die, kaum entdeckt, bereits wieder am Verschwinden war. Obwohl der Kunststudent Remington aus einer wohlhabenden Familie stammte, oder vielleicht gerade deshalb, widerstrebte ihm ein Leben als «rich kid» in den traditionellen Ateliers.

Die Neugierde lockte ihn in die Weiten der Prärie jenseits der Rocky Mountains. Die Menschen in jener «Wildnis» wurden seine Lehrmeister. Er dokumentierte Härte und Romantik im Alltag der Cowboys, Siedler, Trapper, Soldaten und Ureinwohner. Mit dem «Bronco Buster» erschuf der 130 Kilo schwere Lebemann eine Ikone der amerikanischen Kunst und prägte mit den Illustrationen, die wöchentlich in «Harper’s Weekly» erschienen, massgeblich das Bild des Wilden Westens und der späteren Popkultur.

Ähnlich wie neue Päpste mit der Wahl des Papstnamens Absichten und Prioritäten kundtun, sind auch Gemälde und Skulpturen im Oval Office weit mehr als blosse Einrichtungsgegenstände.

George W. Bush (US-Präsident 2001–2009) stellte eine Churchill-Büste in sein Büro, Barack Obama (2009–2017) entfernte sie, Donald Trump (2017–2021) stellte sie wieder auf, Joe Biden (2021–2025) verbannte sie wieder in den Keller, Donald Trump holte sie im Januar 2025 wieder ins Büro. Und er liess ein Gemälde von Andrew Jackson (1767–1845) an die Wand hängen, das Porträt eines Präsidenten, der einem menschlichen Bulldozer gleich kaum einen Stein auf dem anderen liess, sich mehrfach duellierte, brutale Schlachten gegen amerikanische Ureinwohner führte, ein Attentat überlebte und aussenpolitisch wenig Interesse zeigte, sieht man von seinem Wunsch ab, dass sich das damals souveräne Texas den Vereinigten Staaten anschliesst.

Auch die Teppiche werden jeweils nicht verschont. Obama liess ein Zitat von Martin Luther King Jr. einweben, Bill Clinton eine Sonne, George W. Bush ein Sternenmuster und Donald Trump wählte, wenig überraschend, einen goldfarbenen Teppich.

Das Oval Office war nie bloss das Büro des mächtigsten Mannes der Welt. Es war stets auch eine Bühne, die Wahl der Dekoration eine Inszenierung, eine Botschaft an die Nation und die Welt.

Es kommt somit nicht von ungefähr, dass der «Bronco Buster» die meisten Präsidenten überlebte. Denn Freiheit, Kampf, Stärke, Dominanz und Durchhaltevermögen sind auch die Werte im Land der Tellerwäscherkarrieren. Theodore Roosevelt (1858–1919) brachte seinerzeit die Skulptur erstmals ins Oval Office. Sein Nachfolger entfernte sie wieder. Erst mit Lyndon B. Johnson kehrte sie zurück, und Gerald Ford, Jimmy Carter, Ronald Reagan, Bill Clinton, George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump, sie alle haben den Pferdezähmer behalten. Bis auf Joe Biden. Vielleicht erinnerte ihn die Skulptur zu sehr an seinen unzähmbaren Sohn Hunter.

01-25 Blick «Elon Musk Superstar«

«Elon Musk hat nicht 44 Milliarden US-Dollar für Twitter bezahlt« schreibt ein User, «sondern 44 Milliarden zur Rettung der Meinungsfreiheit.«

Bei X ist es manchmal wie auf der Autobahn. Man begegnet Leuten, die man lieber von hinten sieht. Es gibt sowohl die zivilisierten Gentlemen und die fachkundigen Ladies, als auch die Drängler, die Aggressiven, die es an Vernunft und Respekt fehlen lassen und die Strassenverkehrsordnung als unverbindliche Empfehlung betrachten. Dies ist jedoch kein Grund, die Autobahnen zu schliessen.

Auf X lassen sich durchaus Fakes von Fakten unterscheiden. Wer seine Quelle verschweigt, ist es nicht wert, gelesen zu werden. Frustrierte Loser die ihren ganzen Hass und Neid auf eine Person abfeuern, sind es auch nicht wert. Und wenn jemand eine andere Meinung hat, hat er eben eine andere Meinung. Ist das so schlimm? Das Streben nach 100% Matchingpunkten ist der Wunsch von unreifen Teenagern und totalitären Geistern.

User, die X mit einer Kotztüte verwechseln sind ein Aergernis. Elon Musk hat reagiert und mitgeteilt, dass er die Sichtbarkeit jener Posts erhöhen wird, die Informationen und Unterhaltung verbreiten. Die User sollen mehr Minuten erleben, die sie anschliessend nicht bereuen (unregretted user minutes). Seine Verteidigung der Meinungsfreiheit will er fortsetzen. Er hat mit X nicht der Demokratie den Kampf angesagt, sondern der Zensur. Dafür wird er vom deutschen Politetablishment angefeindet.

Musk weiss, dass es kaum noch ungefilterte Informationen gibt. Selbst die KI nutzt ideologisch imprägnierte Algorithmen. Vom deutschen Staat bezahlte «Faktenchecker« überprüfen die Kompatibilität mit der gerade aktuellen politischen Correctness. X ist das bessere Korrektiv: Als Politik und Medien sich über Musks «Einmischung« in den Wahlkampf« entsetzten, wurden auf X umgehend Bilder der grünen Luisa Neubauer gepostet, die an amerikanischen Haustüren für Kamala Harris missioniert. Man sah Bilder von Kanzler Scholz, der 2022 für Macron warb und heute Einmischungen von aussen kritisiert. Solche Bilder sah man nicht in den Mainstreammedien. Sondern auf Twitter. Wer diese Heuchelei nicht mitbekam, fand Musks «Einmischung« skandalös. Was weiss der schon über Deutschland?

Musk hat 5,8 Milliarden Dollar in seine Gigafactory in Berlin-Brandenburg investiert und 12000 Arbeitsplätze geschaffen. Er weiss wahrscheinlich mehr über das metastasierende Bürokratie-Monster Deutschland als die gesamte Regierung. Er weiss mehr über die Folgen der grünen Sabotagepolitik, weil er diese am eigenen Leib erfahren hat.

Wie verteidigt man eine gescheiterte Ideologie gegen die Unternehmerkoryphäe des 21. Jahrhunderts? Die Nazikeule ist morsch geworden, jetzt ist jede Kritik an der Regierung ein Angriff auf die Demokratie. Hat der Mann, der die Zensur bekämpft die Demokratie angegriffen oder bloss die falsche Partei empfohlen? Musks Gegner verteidigen nicht die Demokratie, sondern ihr wichtigstes Anliegen: den Machterhalt.

Diese Scheinheiligkeit erzeugt den «Hau den Lukas« Effekt. Je härter man auf den Jahrmärkten den Vorschlaghammer schwingt, desto höher steigt das Metallstück in der Schiene. Je mehr die AfD dämonisiert wurde, desto höher stieg sie in der Gunst der Wähler und ist mittlerweile zweitstärkste Partei. Auch der Vertrauensverlust in Politik und Mainstreammedien hat ironischerweise neue Newsplattformen und politische Bewegungen entstehen lassen. Die traditionellen Parteien, die sich vom Volk und somit auch von der Realität abgekoppelt haben, sind im Panikmodus. Sie stehen Konkurrenten gegenüber, die sie selbst erschaffen haben.

Würden diese Parteien die Probleme von Kriminalität, Inflation und Migration unbedingt lösen wollen, könnten es aber nicht, dann wären sie unfähig. Könnten sie es und täten es trotzdem nicht, dann wären sie verantwortungslos. Ohne Zweifel gibt es in der AfD Extremisten, die auch in der eigenen Partei unbeliebt sind, aber alle grossen Parteien haben an ihren Rändern ihre peinlichen Extremisten. Das ist auch in der Schweiz so. Mit dem Anwachsen einer Partei wuchert auch der Wildwuchs an den Rändern. Ob es Vielfalt oder Unkraut ist, sei mal dahingestellt.

Der deutsche Parteiadel ist nur noch mit sich selbst beschäftigt und versucht seine Macht mittels Meinungsdiktatur aufrecht zu erhalten. Ueberall im Land spriessen «Meldestellen« und Petzportale für anonyme Denunzianten. Mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz zieht man die Schrauben nochmals an. Parodie gilt als Majestätsbeleidigung. Sofern es Rotgrün trifft. Allein Wirtschaftsminister Robert Habeck hat seit Amtsantritt über 800 Personen verklagt, die den kleinen Robespierre in seinem Herzen verspottet haben.

Für einen 64 Jahre alten Mann, der den Wirtschaftsminister in einer satirischen Fotomontage als «Schwachkopf Professional« bezeichnet hatte, gabs umgehend eine Hausdurchsuchung. Die Bezeichnung von Alice Weidel als «Nazi-Schlampe« stufte ein anderes Gericht hingegen als Satire ein. Während ein Bauingenieur die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig als «Märchenerzählerin« verspottete (und 30 Tage in Haft musste), wurden drei jugendliche Totschläger sogar von der U-Haft verschont. Ist man bereits rechts, wenn man das kritisiert? Oder gar ein Feind der Demokratie?

Habeck fordert nun staatliche Eingriffe in die Programmierung der Algorithmen, die in den sozialen Medien die Meinungsbildung steuern. Zur «Rettung der Demokratie«. Rettet man die Demokratie in dem man ihr Fundament, die offene Debatte, unterbindet? Wird Anzeigenhauptmeister Deutschland zur DDR 2.0? Entscheiden neuerdings private Petzplattformen, ob jemand beruflich und finanziell geschädigt wird, obwohl er Dinge gepostet oder gelikt hat, die unter der Strafbarkeitsgrenze liegen?

«Die ganze Welt lacht über diese Clowns« sagt Fondsmanager Marc Faber dem Deutschlandkurier. Er ist geschockt über den rasanten Niedergang der deutschen Wirtschaft. Weltweit teilen die meisten die Analyse von Elon Musk, nicht aber seine Empfehlung der AfD. Man muss Musk nicht mögen, die Redefreiheit hingegen schon.

Einige deutsche Medien fürchten die Konkurrenz von Elon Musk. Während Spiegel und Stern im dritten Quartal 2024 eine verkaufte Auflage von knapp einer Million und eine Reichweite von ca. 7,4 Millionen erreichten, verzeichnet Elon Musk auf X über 210 Millionen Followers. Jetzt interviewt er auch noch Alice Weibel. Ja und? Ist das schon wieder ein Skandal? Für Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington, ein ganz grosser. Er sagt im ZDF, dass nur Journalisten und Journalistinnen Interviews führen dürfen. Slow down. Jeder darf jeden interviewen. Ausser in totalitären Staaten. Die Leute haben die einseitige Berichterstattung satt, sie haben die pürierten Fakten satt, sie haben die Bestrafung von harmlosen Rentnern, die lediglich etwas gelikt haben, satt. Sie wollen informiert und nicht belehrt und umerzogen werden. Sie brauchen keine «Experten«, die für sie «einordnen« weil man sie für Deppen hält. Sie wollen keine handverlesenen Puzzlestücke der täglichen News, sie wollen die vollständigen News. Denn halbe Fakten sind Fakes. Aehnlich wie bei der Ernährung schätzt man unverarbeitete Produkte.

Nachdem die Pandemie gezeigt hat, wie komfortabel das Durchregieren im Ausnahmezustand ist, gilt mittlerweile der Zynismus von Idi Amin: Ich garantiere die freie Rede, aber nicht die Freiheit nach der Rede. Meinungsfreiheit ist weltweit unter Beschuss geraten. Vom UNO-Migrationspakt über den WHO-Pakt für internationale Gesundheitsvorschriften bis hin zum Digital Service Act (DSA) der EU stehen die Zeichen auf Autoritarismus, die Vorstufe des Totalitarismus. Staatsrechtsprofessor Josef Franz Lindner warnt vor Meldestellen: «Wenn man später einmal den Niedergang der Meinungsfreiheit und den Einstieg in den Zensurstaat rekonstruieren will», werde dem Leitfaden zu den Trusted Flaggern (vertrauenswürde Hinweisgeber) «die Rolle eines Schlüsseldokuments zukommen».

Elon Musk hat mit einem Satz die innerdeutsche Brandmauer niedergerissen. Plötzlich getrauen sich Leute, die der Mainstream entsorgt hatte, wieder öffentlich ihre Meinung zu sagen, weil es die Meinung des größten unternehmerischen Genies der Gegenwart ist. Meinungsvielfalt ist für die Demokratie wichtig. Sie hilft den eigenen Standpunkt zu überprüfen. Meinungsvielfalt ist interessant, lehrreich, manchmal schmerzhaft, manchmal witzig. Sie ist divers und bunt wie die Natur. Das muss man ertragen, denn Meinungsfreiheit bedeutet Dinge zu sagen, die niemand hören will (George Orwell).

 

 

BLICK Jahresrückblick 2024

Wichtiges, Witziges, Wahnwitziges – Jahresrückblick 2024

Was passiert, fragen Medien zum Jahresende, wenn Sie jeden Tag ein Ei essen? Ich habs ausprobiert. Ende Woche hatte ich keine Eier mehr.

Falls Sie diesen Jahresrückblick 2024 lesen können, ist die prognostizierte Auslöschung der Menschheit ausgeblieben und Greta hat umgesattelt. Sie reitet jetzt den Esel der Antisemiten.

Die britische Polizei soll gegen J. K. Rowling («Harry Potter») ermitteln, weil sie darauf besteht, dass es einen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt. Mir ist der Unterschied gerade letzte Nacht wieder aufgefallen.

Paris, Olympische Spiele. Klarer Finalsieg für Imane Khelif. Klare Niederlage für das Frauenboxen.

In diesem Jahr gab es zwölf eidgenössische Abstimmungsvorlagen. Bei zehn lag die Stimmbeteiligung unter 50 Prozent. Weil «die da oben eh machen, was sie wollen»?

An der Fussball-EM bekreuzigen sich einige Spieler vor Betreten des Spielfelds. Schiesst Gott Tore? Falls ja: für welches Team?

Friedenstauben unter Beschuss. Die einstigen Friedensaktivisten («Give Peace a Chance» und «Make Love, Not War») der 1970er-Jahre gesellen sich zu den Kriegstreibern in ihren kuscheligen TV-Sesseln. Auch Moral unterliegt dem Zeitgeist.

Dinner for One auf dem Bürgenstock. Friedensmonolog statt Friedensgespräche.

Deutsche Staatsschützer schlagen Alarm: Deutsche Kinder konvertieren aus Angst zum Islam. Publizist Peter Scholl-Latour vor 24 Jahren: «Ich fürchte nicht die Stärke des Islams, sondern die Schwäche des Abendlandes.»

Es fährt ein Zug nach nirgendwo. Deutschland im Niedergang, Frankreich in Not, Italiens Staatsschulden überschreiten demnächst erstmals die 3000-Milliarden-Marke, eine zerstrittene Schuldnerunion im palliativen Stadium. Trotzdem wollen Schweizer EU-Turbos ein Last-minute-Ticket für die Titanic.

«Queen of Investing.» Die demokratische Abgeordnete Nancy Pelosi bleibt mit 38,6 Millionen US-Dollar Börsengewinnen die erfolgreichste Traderin. Für etliche Politiker macht ein Sitz im Parlament nur Sinn, weil sie dann über die Ausschüsse Zugang zu Insiderwissen haben. Der neue FBI-Direktor Kash Patel will das unterbinden.

Alle fordern Diversität. Nur nicht bei Meinungen.

Im Sommer wird Hunter Biden verurteilt. Papa Joe verspricht (vor der Wahl), dass er seinen Sohn nicht begnadigen wird. Sechs Monate später (nach der Wahl) begnadigt er ihn doch. Vorsichtshalber auch für alle noch nicht bekannten Straftaten. Das Wort des Präsidenten hatte somit ein kürzeres Verfalldatum als meine morgendlichen Haferflocken. Wird sich im Januar 2025 auch Donald Trump begnadigen?

Auch der Zeitgeist hat ein Verfalldatum. Microsoft entlässt sein DEI-Team (Diversity, Equity, Inclusion), Harley-Davidson, Jack Daniels, Boeing, Toyota, Ford, Walmart und Dutzende andere Konzerne folgen dem Trend. Gemäss interner Microsoft-Mail sind Diversität und Inklusion «nicht mehr geschäftsrelevant».

US-Wahlen. 81 Prozent der Befragten nennen die Wirtschaft ihre grösste Sorge, aber nur 37 Prozent den Klimawandel. Hat die Politelite den Draht zum Volk komplett verloren? Trump gewinnt die Wahl, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg pilgern reumütig nach Mar-a-Lago. Noch-Präsident Joe Biden bleibt alleine zu Hause.

Praktisch alle westlichen Medien sagten eine Niederlage von Donald Trump voraus. War der Wunsch Vater des Gedankens? Ist das auch bei anderen Prognosen so?

Wenig überraschend: Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) stellt in einer Studie fest, dass Schweizer Journalisten mehrheitlich links sind und immer linker werden. Die ZHAW hätte genauso gut untersuchen können, ob es am Tag heller ist als in der Nacht.

US-Politiker Mitch McConnell sagt in der Talkshow «Face the Nation» (CBS News), ein signifikanter Anteil der Milliarden, die die USA in die Ukraine schicken, kehre zurück und werde dann in den USA für Waffen ausgegeben. Die USA würden ihre Industrie erneuern. Und die Ukrainer die Armee ihres grössten Rivalen zerstören.

Wer bei Kriegsbeginn pragmatisch Land gegen Frieden vorschlug, war ein Putin-Versteher. Jetzt endet der von Russland losgetretene Bruderkrieg der beiden korruptesten Länder Osteuropas wohl mit Land gegen Frieden. Das Land ist jedoch verwüstet und eine Viertelmillion Witwen und Waisen finden keinen Frieden mehr.

Nachdem die Ampelkoalition die deutsche Wirtschaft gendergerecht gegen die Wand geradelt hat, überziehen die Minister Humoristen mit Klagen. Spitzenreiter ist der Grüne Robert Habeck mit 805 Verzeigungen seit seiner Amtseinführung. Würde «Schwachkopf» Robert Habeck als Bundeskanzler Erich Honeckers Erbe antreten?

Das geschichtsträchtigste Ereignis waren wohl die Fortschritte der künstlichen Intelligenz. Sie verkürzt die Entwicklungszeit neuer Medikamente, Kriege werden zu joystickgesteuerten Materialschlachten. Doch wer die KI programmiert, bestimmt, was wir glauben sollen. Deshalb wird es mindestens so viele KI geben, wie es Götter gibt.

Schattenpräsident Elon Musk hält die radikale Kur des Argentiniers Javier Milei für ein mögliches Rezept für die USA.

Elon Musk empfiehlt den Deutschen die AfD zur Wahl. Deutschland empört. Gilt Meinungsfreiheit nur, wenn man die SP empfiehlt?

Sturz des Massenmörders Bashar al-Assad in Syrien. Einzug der Rebellen. Der neue Premier des islamistischen Bündnisses HTS trägt für die Kameras einen westlichen Anzug. Kleider machen zwar Leute, aber noch keinen demokratischen Rechtsstaat.

Ufo-Invasion in den USA. Sind die Dinger Neuentwicklungen des US-Militärs im Teststadium oder Drohnen auf der Suche nach entwendetem radioaktivem Material? Das Schweigen der Regierung befeuert täglich neue Theorien. Die lesen sich wie das Brainstorming von Science-Fiction-Autoren.

In der Medizin jagt auch dieses Jahr eine Sensation die nächste. Dank neuer Immuntherapien werden bis jetzt nicht heilbare Krankheiten heilbar oder wenigstens zu chronischen Krankheiten. «Wir sehen immer wieder eindrückliche Heilungen», sagt Prof. Jakob Passweg, Chefarzt der Hämatologie am Basler Unispital und Präsident der Stiftung Krebsforschung Schweiz. Deshalb an alle Schwerkranken: Never give up!

Ungeklärt bleiben auch Ende 2024 noch einige Fragen: Wer hat die Gaspipeline Nordstream sabotiert? Ist das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan entwichen? Wer hat John F. Kennedy erschossen? Wer steht auf der Epstein-Liste? Verursacht zu langes Tiktoken auf dem Klo Hämorrhoiden?


Der Schriftsteller Claude Cueni war langjähriger Blick-Kolumnist und lebt in Basel. Soeben erschienen die 6. deutschsprachige und 3. holländische Ausgabe seines internationalen Bestsellers «Das grosse Spiel».


 

Welt am Sonntag. Elon Musk & Jan Philipp Burgard

Kurz vor Weihnachten sorgte ein Post von Elon Musk auf seiner Plattform X für eine Kontroverse. Demnach könne nur die AfD den Abstieg Deutschlands verhindern. In einem Text, den der Unternehmer Musk WELT AM SONNTAG zur Verfügung stellte, versuchte er, diese Aussage zu begründen. Es ist ein Text, der zu Widerspruch aufruft.

Diese Erwiderung übernimmt im Anschluss Jan Philipp Burgard.

Das schreibt Elon Musk:

Deutschland steht an einem kritischen Punkt – seine Zukunft taumelt am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs. Als jemand, der bedeutende Investitionen in die deutsche Industrie- und Technologielandschaft getätigt hat, glaube ich, dass ich das Recht dazu habe, offen über seine politische Ausrichtung zu sprechen. Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land. Hier sind die Gründe.

Wirtschaftliche Wiederbelebung: Die deutsche Wirtschaft, einst der Motor Europas, versinkt heute in Bürokratie und erdrückenden Vorschriften. Die AfD hat verstanden, dass wirtschaftliche Freiheit nicht nur wünschenswert, sondern notwendig ist. Ihr Ansatz zum Abbau staatlicher Überregulierung, zur Steuersenkung und zur Deregulierung des Marktes spiegelt die Prinzipien wider, die Tesla und SpaceX erfolgreich gemacht haben. Wenn Deutschland seine industrielle Stärke zurückgewinnen will, braucht es eine Partei, die nicht nur über Wachstum redet, sondern auch politische Maßnahmen ergreift, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Unternehmen ohne starke staatliche Eingriffe gedeihen können.

Zuwanderung und nationale Identität: Deutschland hat seine Grenzen für eine sehr große Zahl an Migranten geöffnet. Dies geschah zwar in humanitärer Absicht, führte jedoch zu bedeutenden kulturellen und sozialen Spannungen. Die AfD setzt sich für eine kontrollierte Einwanderungspolitik ein, die der Integration und dem Erhalt der deutschen Kultur und der Sicherheit Vorrang einräumt. Dabei geht es nicht um Fremdenfeindlichkeit, sondern darum, dass Deutschland seine Identität nicht im Streben nach Globalisierung verliert. Eine Nation muss ihre Grundwerte und ihr kulturelles Erbe bewahren, um stark und geeint zu bleiben.

Energie und Unabhängigkeit: Die von der derzeitigen Koalition betriebene Energiepolitik ist nicht nur wirtschaftlich kostenintensiv, sondern auch geopolitisch naiv. Die Entscheidung Deutschlands, aus der Kernenergie auszusteigen und stattdessen ohne die für die Stabilität der Stromversorgung erforderlichen Batteriespeicher im Netz in hohem Maße auf Kohle und importiertes Gas sowie auf unbeständigen Wind- und Solarstrom zu setzen, hat das Land, vor allem im Hinblick auf Unterbrechungen der Stromversorgung, anfällig gemacht.

Die AfD vertritt in der Energiefrage einen pragmatischen Ansatz und setzt sich für ein ausgewogenes Vorgehen ein. Ich hoffe, dass sie den Ausbau der sicheren Kernenergie kombiniert mit Batteriespeichern zur Abfederung großer Schwankungen im Stromverbrauch in Erwägung zieht, denn das ist die offensichtliche Lösung.

Politischer Realismus: Die traditionellen Parteien haben in Deutschland versagt. Ihre Politik hat zu wirtschaftlicher Stagnation, sozialen Unruhen und einer Aushöhlung der nationalen Identität geführt. Die AfD, auch wenn sie als rechtsextrem bezeichnet wird, vertritt einen politischen Realismus, der bei vielen Deutschen, die das Gefühl haben, dass ihre Anliegen vom Establishment ignoriert werden, Anklang findet. Sie spricht die aktuellen Probleme an – ohne die politische Korrektheit, die oft die Wahrheit verdeckt. Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie!

Innovation und Zukunft: Ich habe Unternehmen nach dem Grundsatz aufgebaut, dass Innovation die Befreiung von unnötigen Zwängen erfordert. Die Vision der AfD steht im Einklang mit diesem Ethos. Sie setzt sich für Bildungsreformen ein, die kritisches Denken anstelle von Indoktrination fördern, und unterstützt die Technologiebranchen, die die Zukunft der globalen wirtschaftlichen Führerschaft darstellen.

Denjenigen, die die AfD als extremistisch verurteilen, sage ich: Lassen Sie sich von dem ihr angehefteten Label nicht beirren. Schauen Sie sich ihre Politik, Wirtschaftspläne und Bemühungen um den Erhalt der Kultur an. Deutschland braucht eine Partei, die sich nicht scheut, den Status quo infrage zu stellen, die nicht in der Politik der Vergangenheit verhaftet ist.

Die AfD kann Deutschland davor bewahren, ein Schatten seines früheren Selbst zu werden. Sie kann das Land in eine Zukunft führen, in der wirtschaftlicher Wohlstand, kulturelle Integrität und technologische Innovation nicht nur Wunschvorstellungen, sondern Realität sind. Deutschland hat es sich in der Mittelmäßigkeit zu bequem gemacht – es ist Zeit für mutige Veränderungen, und die AfD ist die einzige Partei, die diesen Weg eröffnet.

Das schreibt Jan Philipp Burgard:

Elon Musk ist das größte unternehmerische Genie unserer Zeit. Mit seinen Innovationen hat er die Bezahl-, Auto- und die Raumfahrtbranche revolutioniert. Voraussetzung für seine spektakulären Erfolge war immer eine radikale Analyse des Status Quo. In Bezug auf Deutschland hat Musk recht, wenn er unser Land wirtschaftlich und kulturell in der Krise sieht. Die verfehlte Migrations-, Energie- und Sozialpolitik der Merkel-Ära und der Ampel-Koalition haben unseren Wohlstand in Gefahr gebracht.

Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch. Beginnen wir mit der Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft. Forderungen wie Bürokratieabbau, Deregulierung und Steuersenkungen sind nicht falsch, nur weil sie von der AfD kommen. Doch Musk scheint den geopolitischen Rahmen zu übersehen, in dem die AfD Deutschland positionieren will. Die AfD hält einen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union laut Wahlprogramm „für notwendig“. Für die Exportnation Deutschland wäre das eine Katastrophe. Mehr als die Hälfte aller deutschen Exporte gehen in den europäischen Binnenmarkt.

Mit Wohlfahrtsgewinnen von rund 83 Milliarden Euro pro Jahr profitiert Deutschland wie kein anderer Staat vom Binnenmarkt. Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) betrachten 60 Prozent der Unternehmen den AfD-Kurs als Risiko. Der Direktor des IW, Michael Hüther, bezeichnet die AfD sogar als „Gift für unsere Wirtschaft“.

Nicht nur die Europäische Union als Garant für die volkswirtschaftliche Stabilität Deutschlands stellt die AfD infrage, sondern auch das Verhältnis zu unserem wichtigsten transatlantischen Partner in der Handels- und Sicherheitspolitik. „Die geopolitischen und ökonomischen Interessen der USA unterscheiden sich in zunehmendem Maße von denen Deutschlands und anderer europäischer Staaten“, heißt es wörtlich im Wahlprogramm der AfD. 

Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Im Jahr 2023 gingen knapp zehn Prozent der deutschen Exporte in die USA, der höchste Wert seit mehr als 20 Jahren. Ist es nicht in Deutschlands Interesse, dass die USA der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte bleiben? Andersherum gehören die USA zu den drei wichtigsten Importländern Deutschlands. Möchte Elon Musk nicht, dass auch zukünftig viele Teslas über Deutschlands Autobahnen rollen?

Statt auf die seit Konrad Adenauer für Deutschlands Wohlstand und Sicherheit segensreiche Westbindung zu setzen, sucht die AfD die Annäherung an Russland. Eine Verurteilung des Angriffskrieges gegen die Ukraine sucht man im Wahlprogramm vergeblich, stattdessen wird die „Wiederherstellung des ungestörten Handels mit Russland“ gefordert, zu der „die sofortige Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland sowie die Instandsetzung der Nord Stream Leitungen“ gehören. Doch eine Rückkehr in die Abhängigkeit von Putins Gas wird Deutschland nicht retten – ganz im Gegenteil, sie würde Deutschlands Energiesicherheit erneut gefährden.

Auch für China findet die AfD freundlichere Worte als für die USA: „Das Verhältnis zur Volksrepublik China muss sich an den realpolitischen Interessen Deutschlands orientieren.“ Gemeint ist Appeasement gegenüber Peking. Donald Trump, der China als größten systemischen Rivalen der USA ausgemacht hat, dürfte wenig Begeisterung für diese Art von „Deutschland-Rettung“ übrighaben.

In der Migrationspolitik sieht Musk in der AfD die Lösung. Tatsächlich hat Deutschland mit außer Kontrolle geratener Zuwanderung zu kämpfen. Doch die AfD irrlichtert mit unrealistischen Remigrationsplänen für Millionen Menschen. Dagegen ist die CDU unter Friedrich Merz aufgewacht und will eine Abkehr von Merkels unkontrollierter Gutmenschenpolitik vollziehen. Dafür hat sie ihre Haltung deutlich verschärft, fordert Zurückweisungen an den Grenzen und schnellere Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber. Solche Maßnahmen zeigen, dass es Alternativen gibt zu den rechtsextremen Positionen der AfD.

Wenn Musk die Einordnung der AfD als rechtsextrem für „eindeutig falsch“ hält, macht er einen kapitalen Fehler. Die AfD ist eben nicht nur Alice Weidel, sondern auch Björn Höcke. Dieser darf per Gerichtsurteil als rechtsextrem bezeichnet werden. Höcke wurde zudem wegen der Verwendung einer verbotenen Nazi-Parole mehrfach verurteilt. „Alles für Deutschland!“ – klingt nach Hitler! Die AfD mit ihrem Höcke-Flügel, ihrer Anbiederung an Russland und China und ihrer Ablehnung von Amerika und EU ist keineswegs „der letzte Funke Hoffnung für dieses Land“, wie Elon Musk schreibt. Sie ist eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft. Auch ein Genie kann sich irren.

14 – 2024 Weltwoche «Mehr Fantasy, weniger Schneewittchen«

Mehr Fantasy, weniger Schneewittchen

Spielzeug prägt die Vorstellungskraft der Menschen seit 40 000 Jahren. Heute sammeln Künstler wie Phil Collins, Peter Jackson, George R. R. Martin kleine Spielfiguren. Sie sind immer auch ein Spiegel ihrer Zeit, wie jetzt wieder zu beobachten ist.
 
Claude Cueni


Als Kinderzimmer noch nicht aussahen wie Filialen von Franz Carl Weber, war für manchen Dreikäsehoch der vorweihnachtliche Spielzeugkatalog von FCW der Höhepunkt der Festtage. Auch für mich. Obwohl ich wusste, dass ich nichts davon kriegen würde. Wir hatten weder Fernseher noch Auto, an Weihnachten gab es Dinge, die man sowieso hätte kaufen müssen.

Ich schlief im Schlafzimmer meiner Eltern. Unter meinem Bett war eine Schuhschachtel. Darin bewahrte ich alle meine Spielsachen auf: fünf Plastikindianer in roter Farbe. Für sie erfand ich täglich neue Geschichten. Das weckte im Laufe der Jahre mein Interesse für Geschichte, und ich begann auf dem Küchenboden historische Konflikte nachzuspielen.

Löwenmensch von Hohlenstein-Stadel

Die Schlacht von Alamo endete bei mir erst nach Abschluss der Primarschule. Bei Weltstar Phil Collins dauerte der texanische Unabhängigkeitskrieg etwas länger. Schauplatz war bis 2014 nicht Texas, sondern seine 27-Millionen-Villa am Genfersee. Bis zu seiner Scheidung liess Collins täglich David Crockett (1786–1836) seine Kentucky Rifle Old Betsy nachladen. Sein Diorama beanspruchte einen ganzen Saal. Collins gilt heute als einer der grössten Sammler von historischen Spielfiguren.

2012 publizierte er «The Alamo and Beyond: A Collector’s Journey», ein 416-seitiges Werk, das seine Obsession für die Schlacht von Alamo beschreibt. Seine Sammlung ist mittlerweile «tens of millions of dollars» wert. Der heute 73-Jährige trennte sich von drei Ehefrauen, aber nie von David Crockett. Mit ihm und seinen Getreuen zog er nach Miami und vermachte seine Sammlung dem Alamo-Museum in San Antonio, Texas. Auch George R. R. Martin, Autor von «Game of Thrones», hat für seine Romanfiguren und Burgen ein Zimmer eingerichtet. Tausende von Rittern und Fantasiefiguren sind in Vitrinen ausgestellt. Regisseur Peter Jackson («The Lord of the Rings», «The Hobbit») sammelt seit Kindsbeinen Spielfiguren und produziert mittlerweile eine eigene Serie mit den Charakteren aus seinen J.-R.-R.-Tolkien-Filmen.

Nicht wenige Autoren haben in ihrer Kindheit die ersten Storys mit billigen Plastikfiguren inszeniert, eine nicht zu unterschätzende kreative Herausforderung, wenn man täglich mit der fast immergleichen Anzahl Figuren neue Plots entwickelt. Einige unter ihnen sind heute anspruchsvolle Sammler. Sie krabbeln nicht mehr auf dem Teppichboden herum, sondern erfreuen sich an Kindheitserinnerungen, die sie in Vitrinen ausstellen.

Nicht so H. G. Wells (1866–1946). Der britische Schriftsteller gehörte seit seinem Welterfolg «Der Krieg der Welten» zu den Pionieren der Science-Fiction-Literatur. Wie alle Kreativen hegte und pflegte er das kleine Kind in sich und lud auch im Erwachsenenalter seine Kumpels zum Spielen ein. Aber nach Regeln, die der Historiker und Soziologe 1913 in seinem Buch «Kleine Kriege» erläuterte. Was sich der bekennende Pazifist da ausgedacht hatte, erfuhr siebzig Jahre später unter der Bezeichnung «Warhammer Fantasy Battle» einen regelrechten Hype. In diesem sogenannten Tabletop-Spiel kämpfen nicht Briten gegen Zulus, sondern Drachen, Zauberer, Elfen und Zwerge. Magie statt Historie. Eine Schachvariante mit mehr als 32 Figuren.

Mutters Staubsauger

Figürliche Darstellungen von Tieren und Menschen gab es bereits vor 40 000 Jahren. Die Venusfigur von Willendorf wird auf 30 000 Jahre v. Chr. datiert, der Löwenmensch von Hohlenstein-Stadel ist aus Mammutelfenbein und gar 10 000 Jahre älter. Die Figuren unserer frühen Vorfahren waren aus Holz, Knochen, Ton oder Stein, wobei man sich bei einzelnen Objekten nicht einig ist, ob es sich um kultische Objekte oder Spielzeug handelt.

Im Mittelalter wurden Spielfiguren geschlechtsspezifischer und dienten auch dazu, die Kinder der Adligen auf ihre spätere Rolle vorzubereiten: Buben erhielten Ritterfiguren, Mädchen Puppen. Die meisten Kinder mussten jedoch mit dem spielen, was die Natur hergab. In vielen Ländern ist das heute noch so.

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurden Zinnsoldaten aus Weissmetall populär, Mit Aufkommen des Bürgertums entstanden erste Werkstätten, die solche für den Nachwuchs des neuen Mittelstands produzierten. Noch waren es klumpige Soldaten aus Metall. Aber für kleine Militärstrategen waren sie gut genug, für grosse sowieso. Sie benutzten sie, um ihren Offizieren auf einer Landkarte die Standorte der gegnerischen Truppen aufzuzeigen.

William Britain läutete 1893 mit dem Hohlgussverfahren eine neue Ära ein. In Deutschland kneteten die Gebrüder Otto und Max Hausser Figuren aus Sägemehl und Leim und verstärkten sie innen mit einem Draht. Was im Kinderzimmer Spiel war, wurde für Max Realität. Er fiel 1915 als deutscher Soldat an der Westfront. Sein Bruder Otto machte allein weiter und produzierte in den 1930er Jahren jährlich drei Millionen Hausser-Elastolinfiguren.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs besetzten Hitler und Co. die Verkaufsregale. Sie hatten Porzellanköpfe, um den Erkennungswert zu steigern. Nach Kriegsende wurden die kleinen Goebbels und Görings aus den Regalen verbannt, mancher SS-Scherge fiel zu Hause diskret Mutters Staubsauger zum Opfer. Nazis, das waren nachträglich nur die andern.

Otto Hausser zog der Wehrmacht die Porzellanköpfe wie der Zahnarzt die Weisheitszähne. Er ersetzte sie durch neutrale Häupter. Die Uniformen wurden mit den Farben der Schweizer Armee übermalt, und Hausser widmete sich unverfänglichen Themen: Winnetou statt Hitler, Bauernhof statt Adlerhorst.

Es waren wiederum technologische Innovationen, die mit Beginn der 1970er Jahre das goldene Zeitalter der toy soldiers einläutete. Da nun verschiedenfarbige Kunststoffteile in einem einzigen Arbeitsgang zu einer Figur gepresst werden konnten, entfiel die teure Handbemalung.

Den Weltmarkt dominierten britische Firmen wie Britains, Airfix und Timpo Toys. In den USA produzierte Marx, in Frankreich Starlux, in Italien Atlantic und in Spanien Reamsa. Hausser-Elastolin verpasste sowohl den technologischen Fortschritt als auch die Zeichen der Zeit: «Make love not war» und «Give peace a chance». Als die US-Armee die ersten Napalm-Bomben über Vietnam abwarf und Millionen gegen den Krieg protestierten, kam erneut Mutters Staubsauger zum Einsatz. Nur Farmtiere überlebten.

Erst in den 1980er Jahren gelang den kleinen Sheriffs dank dem PC eine digitale Auferstehung. Der Wilde Westen wurde ins Weltall gebeamt, und Roboter waren die neuen Ritter. Das war das Aus für Plastiksoldaten, aber die mittlerweile erwachsenen Kinder behielten ihre Faszination für historische Figuren bei.

Der Markt erkannte die Nachfrage und begann mit der Produktion von bemalten Metallfiguren in matten Acrylfarben. Man nennt sie​​​​​​«historical model miniatures», weil sie im Gegensatz zu den billigen Plastiksoldaten historischen Ansprüchen genügen und nicht mehr ausschliesslich militärisch ausgerichtet sind.

Zu den prominenten Herstellern gehören seit 1946 «Les Drapeaux de France» an der Pariser Place Colette, doch auch im Osten ringen ukrainische und russische Jungunternehmer mit ihren 54 Millimeter grossen Metallfiguren um Marktanteile. Die Rohlinge kaufen sie in Italien und bemalen sie in ihren Werkstätten. Die Kundschaft besteht fast ausschliesslich aus gutverdienenden Männern über 35, darunter Geschichtsprofessoren, Chirurgen und Politiker aus aller Welt. Normalverdiener zwischen Moskau und Kiew können sich diese historischen Modelle kaum leisten.

Am beliebtesten ist Rommel

Während ein kleines Diorama mit vier Schweizer Söldnern in Museumsqualität 4576 US-Dollar kostet, bezahlt man für einen Minnesänger 612 US-Dollar. Die gleichen Figuren bieten die Ostfirmen auf Ebay und anderen Plattformen zum halben Preis an und gewähren dann erneut einen Rabatt. Übertreibungen und Pathos gehören nun mal zur russisch-ukrainischen DNA. Die mit Abstand meistverkauften Figuren findet man nicht in den Online-Katalogen: Es sind Nazis. Die Käufer: Amerikaner und Deutsche. Am beliebtesten ist die Figur Rommel.

Rund 7500 Kilometer entfernt betreibt ein ehemaliger Royal Marine ein ähnliches Geschäft. Der Schotte Andy C. Neilson, ein ehemaliger Marine Commander, gründete 1983 in Hongkong mit seiner Freundin Laura MacAllister Johnson die Firma King & Country. Als ich 2009 nach einem Kinobesuch in der Shoppingmall Pacific Place per Zufall seinen Laden sah, war er lediglich Shop 245. Im Schaufenster hatte er schöne Dioramen mit traditionell gekleideten chinesischen Figuren ausgestellt. Nebst Themen wie «The Streets of Old Hong Kong» bot er auch Serien wie «Howard Carter, 1922» oder «World of Charles Dickens in Old London» an.

Zum Sortiment gehörten die üblichen Klassiker: Antike, Mittelalter, Wildwest, amerikanischer Bürgerkrieg und die beiden Weltkriege. Für seinen gallisch-keltischen Arverner Vercingetorix benutzte er die Statue in Alise-Sainte-Reine, für seine Figur «Loyalistischer Soldat im Moment des Todes» (1936) die Fotografie des Kriegsreporters Robert Capa (1913–1954). Ausführliche Begleittexte erläuterten jeweils den historischen Kontext.

Heute verkauft Neilson jährlich über 25 000 Figuren, was einem Umsatz von rund 1,5 Millionen US-Dollar entspricht. Geld genug, um in Texas und Hongkong weitere Shops zu eröffnen. Heute hängt eine Texttafel im Schaufenster. Er distanziert sich vom Nationalsozialismus. Nicht ohne Grund. Denn als ich damals in Hongkong seinen Laden betrat und mich etwas genauer umsah, wähnte ich mich plötzlich in einem Shop für Nazifiguren. Im hinteren Teil des Geschäfts marschierten SS-Soldaten, Hitlerjugend und Hitler in vierzehn verschiedenen Posen. In seinem umfangreichen Online-Katalog ist die deutsche Wehrmacht krass übervertreten. Angesichts der hinlänglich dokumentierten Naziverbrechen mehr als irritierend. Die Texttafel ist den Beanstandungen von Touristen aus dem Westen geschuldet, denn in Asien waren vor nicht allzu langer Zeit Shops und Kleiderlinien mit dem Namen «Hitler» gebrandet.

«Zum Verlieben schön»

Die deutschen Kleinkunstwerkstätten Paul M. Preiser GmbH gehören mit über 10 000 unterschiedlichen Figuren zur bevorzugten Adresse jener, die für ihre heilen Welten im Massstab 1:87 Personal suchen. Die Detailtreue der Rohlinge und die sorgfältige Bemalung der Miniaturfiguren sind hohe Kunst. Im Angebot sind auch die Elastolinmodelle der ehemaligen Firma Hausser, die im Sommer 1983 Konkurs ging und damals von Preiser übernommen wurde. In ihrer im Buchhandel erhältlichen Firmengeschichte «Preiserfiguren zum Verlieben schön» wird jedoch weder die Übernahme von Hausser-Elastolin erwähnt noch die weiterhin produzierten Wehrmachtsfiguren. Dafür bietet man neuerdings gleichgeschlechtliche Paare, weibliche Figuren mit rubenschen Formen und People of Color an.

Die grösste Sammlung «kleiner Menschen» bietet mit über 200 000 Preiserfiguren das Hamburger Miniaturwunderland. Als sich herumsprach, dass die vom Betreiber kreierten Sexszenen die meistfotografierten Sujets sind, produzierte die Firma Noch, Preisers grösster Konkurrent, eine Serie mit Sexszenen in verschiedenen Posen. Preiser zog widerwillig nach, ein bisschen wenigstens, denn ihre Erotiklinie wird ausschliesslich von ihrer Tochtergesellschaft Merten angeboten.

Dank neuen Kunststoffen und technischen Innovationen bringt der 3-D-Printer seit den 1990er Jahren neue Impulse. Junge Unternehmer, meist Paare mit akademischer Ausbildung, designen 3-D-Modelle am Computer und lizenzieren sie an Firmen wie 3Drifter-Miniatures in Bonn oder Germania-Figuren in Duisburg. Was früher römischen Imperatoren vorbehalten war, ist für selbstverliebte Hardcore-Individualisten schon heute möglich: ein 3-D-Selfie fürs Bücherregal.

Die fortschreitende Fragmentierung der Gesellschaft findet auch in der Käuferschaft von Miniaturfiguren statt. Es gibt Kinder und Jugendliche, die Dinos, Monster, Fantasy- und Comicfiguren vorziehen, es gibt die Betreiber von Modelleisenbahnen, die 08/15-Figuren im Massstab 1:87 (ca. 2 cm) kaufen. Historisch Interessierte sammeln Modelle für die Vitrine, Künstler brauchen Personal für ihre Dioramen, Tabletop-Player rekrutieren Echsen, Drachen und Turtles fürs Schlachtfeld, und Vintageliebhaber suchen Werbefiguren aus ihrer Kindheit.

Barbiepuppen im Land der Tränen

Die 40 000-jährige Geschichte der figürlichen Darstellungen ist ähnlich wie die Geschichte der Mode, der Toiletten, der Medizin oder der Schönheitsideale ein Spiegel der Epoche, des Zeitgeistes und der technischen Innovationen. Heute konkurrenzieren Fantasiewelten die realistischen Figurensets von früher. Auch Puppen folgen dem Trend. 2010 stürzten die Monster-High-Puppen von Mattel mit einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde die braven Barbiepuppen ins Land der Tränen. Nach einem kurzen Taucher erleben die Monster nun ein Comeback und teilen sich in der vorweihnachtlichen Zeit die Regale der Spielwarengeschäfte.

Ob der Trend der zunehmenden Realitätsverweigerung der westlichen Gesellschaft geschuldet ist, sei mal dahingestellt. Ein Blick in die Weihnachtskataloge bestätigt den Trend: Man setzt auf eingeführte Brands der Film- und Game-Industrie: mehr Fantasy und Horror, weniger Bauernhof und Schneewittchen.

Claude Cueni ist Schriftsteller in Basel. Zuletzt von ihm erschienen: Small Worlds. 70 Dioramen. Edition Künigsstuhl. 164 S., Fr. 39.90.

13 – 24 Weltwoche: «Die Ausserirdischen sind unter uns.«

«Ausserirdische sind unter uns»

Erich von Däniken, Weltstar der Prä-Astronautik, feiert bald seinen 90. Geburtstag. Hier erklärt der erfolgreichste Schriftsteller der Schweiz, wie Besucher von anderen Planeten unsere Erde geprägt haben – von Ufo-Entführungen bis zur mysteriösen Bundeslade.

Claude Cueni

Interlaken

Auch wer seine Theorien nicht teilt, muss anerkennen, dass ihm Grosses gelungen ist. Erich von Däniken hat rund siebzig Millionen Bücher verkauft. Er hat Schriftsteller und Regisseure zu neuen Werken inspiriert, bei Millionen von Menschen die Faszination für alte Kulturen geweckt, sein Name wurde zum Brand, EvD, ein Synonym für Ausserirdisches. Der Papst erteilte ihm mit einer Urkunde den apostolischen Segen zum Geburtstag. Als Weltstar der Prä-Astronautik gehört EvD nebst Roger Federer zu den berühmtesten lebenden Schweizern.

Von Däniken empfängt uns in seinem schlichten Büro in Interlaken. Auch mit 89 vertritt er mit grosser Leidenschaft seine Thesen, doch gegenüber seinen Gegnern lässt er Milde walten und zeigt sogar Verständnis. Seine Antworten sind druckreif, sein Gedächtnis phänomenal, eine beeindruckende Persönlichkeit mit grossem Herzen und Sinn für Ironie.

Weltwoche: Herr von Däniken, Sie werden am 14. April 2025 neunzig Jahre alt. Was hat Sie so fit gehalten? Die Gene oder dass Sie in prähistorischen Ruinen mehr als 10 000 Schritte täglich gelaufen sind?

Erich von Däniken: Keines von beidem. Ich bin ein tiefgläubiger Mensch, und ich bete jeden Tag zum grandiosen Geist der Schöpfung. Die anderen nennen es Gott, es kommt alles auf dasselbe raus. Ich bitte diesen Schöpfungsgeist, ich möchte weiterleben, ich möchte gesund bleiben, ich möchte aktiv bleiben. Zumindest bilde ich mir ein, das ist der Grund dafür, dass ich so alt wurde und noch topfit bin.

Weltwoche: Zurzeit leben über acht Milliarden Menschen auf der Erde. Hat dieser kosmische Geist Einfluss auf jeden Einzelnen?

Von Däniken: Nein. Jeder ist für sich selber verantwortlich. Jeder Mensch ist einzigartig. Wir alle sind grossartige Geschöpfe des Universums, aber selber verantwortlich für das, was wir tun oder nicht tun.

Weltwoche: Nicht erst seit dem grossen Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 und nach dem Holocaust wurde die Frage aufgeworfen, wie das Leiden in der Welt mit der Annahme zu vereinbaren sei, dass Gott, oder der kosmische Geist, allwissend und gut sei. David Hume sagt im 18. Jahrhundert: Ist Gott willens, das Böse zu verhindern, aber nicht fähig, dann ist er impotent. Ist er fähig, aber nicht willens, dann ist er boshaft. Was antworten Sie David Hume?

Von Däniken: Ich sehe Gott nicht als Wesen, das boshaft oder gut ist. Gott ist, wie ich es vorhin sagte, der grandiose Geist des Universums. Gott greift nicht in unser individuelles Leben ein. Er ist nicht verantwortlich für das, was wir machen. Das sind wir selber. Wenn es einer ganzen Gesellschaft schlechtgeht oder eine Gesellschaft fürchterliche Gräueltaten begeht, einen Holocaust, dann ist es die Gesellschaft, sind es die Menschen. Gott ist nicht dafür verantwortlich.

Weltwoche: Aber wenn Sie zu ihm beten, dann erwarten Sie doch, dass er etwas für Sie tun kann.

Von Däniken: Die Gebete sind nicht an ihn gerichtet, nicht an ein menschenähnliches Wesen, sondern an den grandiosen Geist der Schöpfung.

Weltwoche: Als 1968 Ihr erstes Buch im Econ-Verlag erschien, «Erinnerungen an die Zukunft», hielt man Ihr Werk für eine faszinierende Mischung aus Doku-Fiction und Science-Fiction. Heute glauben über 80 Prozent der Menschen in den USA, dass es bereits vor den Sumerern hochentwickelte Zivilisationen gab. Das ist auch Ihr Verdienst. Bei UFOs sind die Meinungen jedoch geteilt. Elon Musk sagt, er betreibe 6000 Satelliten, die nonstop um die Erde kreisen. Wenn es ausserirdische Besucher gäbe, würde er es wissen. Was antworten Sie Elon Musk?

Von Däniken: Er geht mit technischen Mitteln vor. Aber Ufos können sich unseren technischen Mitteln entziehen. Nun ist mir selbstverständlich klar, dass da oben im Universum Dinge passieren, für die wir zurzeit noch keine vernünftige wissenschaftliche Erklärung haben. Die Astrophysik wird irgendwann vernünftige Erklärungen finden für das eine oder andere rätselhafte Phänomen. Nur, es kommt immer bloss die halbe Wahrheit heraus. Denn die ganze Wahrheit ist, es gab Entführungen. Menschen sind entführt worden von Ausserirdischen, Menschen tragen Implantate von Ausserirdischen. Das sind Facts, beschrieben unter anderem vom Harvard-Professor Joel Mack in seinem Buch «Abduction». Das ist Fakt, und darüber wird nicht geredet. Darüber sollte man reden, wenn man die ganze Wahrheit über Ufos wissen will. Ich bin überzeugt, wir werden nicht nur beobachtet, sondern Ausserirdische sind unter uns. Und heute gibt es verschiedene Wissenschaftler und Politiker, die dazu stehen. Ich kann Ihnen mein neues Buch mitgeben, mit zehn Zitaten von berühmten Leuten.

Weltwoche: Das Buch habe ich vor unserem Treffen gelesen, die Liste steht im Anhang.

Von Däniken: Das sind keine Spinner. Die Leute wissen, was sie sagen. Mit einem von ihnen habe ich am Telefon gesprochen und gefragt «Wieso sagen Sie so etwas?» Er sagte: «Erich, wenn wir Wissenschaftler, wir Astrophysiker, sagen würden, es gibt Ausserirdische, würden wir von unserer eigenen Zunft nicht mehr ernst genommen. Die würden sagen: ‹Was ist bloss mit ihm los? Tickt er nicht mehr richtig? Ist er alt geworden?› Wir sind dankbar, dass es Menschen wie dich gibt, Menschen, die keinen wissenschaftlichen Ruf zu verlieren haben und die das unter das Publikum bringen. Denn Ausserirdische sind offenbar unter uns.»

Weltwoche: Wieso unterzieht man Leute, die das behaupten, nicht öffentlich und zur besten Sendezeit einem Lügendetektortest. Das wäre überzeugender.

Von Däniken: Ich bin jetzt nicht darüber informiert, ob es solche Fälle schon gab. Vielleicht gibt es in irgendeinem der UV-Bücher Fälle von Lügendetektoren. Nur, auch Lügendetektoren sind umstritten. Wenn einer raffiniert ist und kaltblütig lügt, dann wird sein Puls deshalb nicht höher. Er hat sich einfach im Griff.

Weltwoche: 1977 schickte die Nasa die «Voyager Golden Record»-Scheibe des Astronomen Carl Sagan als Botschafter der Menschheit ins All. Sie erklärt ausserirdischen Zivilisationen unseren Standort und das Leben auf der Erde. Aufgrund ihrer Beschaffenheit und der äusseren Bedingungen hat die Scheibe kein Verfallsdatum. Wieso haben die Ausserirdischen vor 400 000 Jahren nicht Ähnliches hinterlassen?

Von Däniken: Das haben sie! Es wird nur nicht zur Kenntnis genommen. Jeder Christ und jeder Angehörige jüdischen Glaubens kennt zum Beispiel die Bundeslade. Was ist die Bundeslade? Der Papst der koptischen Kirche hat vor einigen Jahren an einem interreligiösen Treffen gesagt: «Ja, ich habe die Bundeslade gesehen, das Innere ist nicht von dieser Welt.»

Weltwoche: Wieso zeigt man das nicht öffentlich? Jeder Fernsehsender würde sich darum reissen.

Von Däniken: Es nützt nichts. Schauen Sie, das japanische Kaiserhaus behauptet, sie seien ursprünglich Abkömmlinge von Fremden, von Göttern aus dem All. Und eines dieser Wesen hat dem japanischen Kaiserhaus 700 v. Chr. eine Scheibe geschenkt. Man nennt sie die Scheibe von Ise. Die ist ausgestellt in einem Museum in Hokkaido. Ich war mal dort, aber die Scheibe ist bedeckt mit einem Tuch. Aber die ist da.

Weltwoche: Und wieso ist die Scheibe mit einem Tuch bedeckt?

Von Däniken: Wer sie sieht, fängt an zu spinnen, behaupten sie. Man würde psychisch durcheinanderkommen. Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen.

Weltwoche: 1995 strahlten TV-Anstalten den Film «Alien Autopsy – Fact or Fiction?» aus, der die Autopsie eines Aliens zeigt, das 1947 nach einem UFO-Absturz in Roswell angeblich geborgen wurde. Es war eine weltweite Sensation. Elf Jahre später gab Produzent Ray Santilli zu, es war alles gefälscht. Schaden Ihnen solche Fakes?

Von Däniken: Selbstverständlich, es schadet der ganzen Geschichte um Ausserirdische. Ich vertrete ja vehement die Meinung, sie waren da, und sie sind immer noch da. Und dann kommt sowas und schadet. Aber auch da gibt es wieder zwei Meinungen. Man sagt, dass Santilli zu diesem Dementi gezwungen worden sei, um die Menschheit nicht zu beunruhigen. Es gibt ein Phänomen, das nennt man den Zeitgeist. Was ist der Zeitgeist? Der Zeitgeist ist die gerade herrschende Vernunft. Und wir alle sind Opfer dieser gerade herrschenden Vernunft. Wir müssen vernünftig sein, sonst nimmt uns die Gesellschaft nicht ernst. Und damals, bei diesem Santilli-Fall, hiess es, das ist unvernünftig, du wirst nicht ernst genommen, du musst das richtigstellen. So habe ich es zumindest von Insidern gehört.

Weltwoche: Zur Area 51 nordwestlich von Las Vegas gibt es viele Theorien. Forschen die USA auf diesem militärischen Sperrgebiet an Technologien von Ausserirdischen? Der Wissenschaftler David Grimes rechnete aus, dass die Nasa in den 1960er Jahren rund eine halbe Million Mitarbeiter beschäftigte und dass die Wahrscheinlichkeit der Geheimhaltung bei 5 Prozent liegt. Was ist Ihre Meinung zur Area 51?

Von Däniken: Auch hier weiss ich nichts Sicheres. Ich weiss nur das, was man in den Medien liest. Jetzt kenne ich natürlich ein paar Menschen, die bei der Nasa gearbeitet haben. Und darunter den Joe Blumrich. Er war seinerzeit die rechte Hand von Werner von Braun, Duz-Freund. Und den habe ich mal gefragt: «Stimmt da irgendwas an dieser Area 51?» Er gab zur Antwort: «Doch, da stimmt schon was.» Dann habe ich gefragt: «Hast du denn so ein Wrackteil gesehen?» «Nein», hat er gesagt, «das habe ich nie gesehen.» Das sei seinerzeit in den Hangar 18 transportiert worden. Später habe man danach gesucht, und niemand wusste mehr etwas.

Weltwoche: Donald Trump hat sich immer wieder zu unidentifizierten Flugobjekten geäussert und im Juni 2024 dem Podcaster Logan Paul gesagt, dass er nach seinem Amtsantritt einige Akten deklassifizieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Weil, Zitat, «es wahrscheinlich ist, dass es da draussen etwas gibt». Was sind Ihre Erwartungen?

Von Däniken: Nicht nur Donald Trump. Die meisten früheren Präsidenten, zumindest die, die ich in meinem Leben erlebt habe, mindestens drei, haben immer behauptet, wenn sie ins Amt kämen, würden sie die UFO-Akten freigeben. Und keiner hat sich daran gehalten. Offenbar ist ihnen, nachdem sie die Akten persönlich gesichtet oder mit den zuständigen Personen gesprochen haben, klargeworden, was sie damit auslösen würden. Die Menschheit ist nicht darauf vorbereitet. Wir haben Angst vor Ausserirdischen. Die Mehrheit schon wegen der Religionen. Dann haben wir Angst vor den Fremden. Nutzen die uns aus? Wollen die unsere Rohstoffe? Wollen die uns als Sklaven missbrauchen? Wir haben Angst! Wir sind nicht darauf vorbereitet! Und deshalb finde ich, es wäre gut, hier öffentliche Arbeit zu tun, um die Angst zu verlieren. Letztlich haben wir auf der Erde verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und verschiedene Rassen. Das Wort kann man getrost sagen. Aber wir alle sind die Menschheit. Wir sind die Menschen, die Spezies, die menschliche Spezies. Und wenn wir je mit Ausserirdischen offiziell in Kontakt kommen, dann können wir nicht sagen, ich bin jetzt nur Mitglied der FDP, und meine politische Partei ist richtig. Oder ich bin einer von den Katholiken, und meine Religion ist richtig. Wir werden uns als gesamte Menschheit präsentieren müssen. Und das täte uns allen gut. Die Kleinigkeiten, die Streitereien, die brauchen wir nicht. Wir brauchen ein kosmisches Bewusstsein.

Weltwoche: Dank der Lasertechnologie Lidar kann man heute mit einer Drohne auch im dichten Regenwald Bodenstrukturen erkennen, die als 3-D-Modell dargestellt werden. Mit dem UAV-SAR-Radarsystem kann man die inneren Schichten der Eisdecke kartieren. Rechnen Sie damit, dass wir in absehbarer Zeit 100 000 Jahre alte Siedlungsstrukturen einer unbekannten Zivilisation entdecken werden, die nach dem Ansteigen der Meeresspiegel versunken ist?

Von Däniken: Definitiv, das fängt jetzt schon an. Es gibt bereits Publikationen, die sagen, in der Antarktis, wo das Eis schmilzt, tauche da und dort etwas auf. Man kann auch unter dem Eis messen, Pyramiden, ähnliche Bauwerke. Da kommt etwas auf uns zu, da bin ich überzeugt. Es müssen nicht gerade Hunderttausende Jahre sein. Wir werden früher oder später merken, dass wir nicht die einzige Zivilisation auf diesem Planeten sind. Es gab mehrere Zivilisationen, und das erfindet nicht der Erich von Däniken. Lesen Sie mal Platon. Vor 2500 Jahren schreibt er in seinem Buch über die verschiedenen Welten, die alle schon untergegangen sind, die es alle schon gab, vor 2500 Jahren. Das wird öffentlich diskutiert, und in Platons Buch «Gesetze» nicht nur auf einer halben Seite, sondern gleich auf vier, fünf Seiten. Es gab mehrere Weltuntergänge. Wir wissen nichts davon.

Weltwoche: Sie haben sich ausführlich mit alten Zivilisationen beschäftigt und Übersetzungen von 5000 Jahre alten Schriften gelesen. Die Geschichte der Menschen ist auch die Geschichte der Naturkatastrophen, Seuchen und Klimaveränderungen. Halten Sie global warming für eine Naturkonstante oder für eine weitgehend menschengemachte Klimaerwärmung?

Von Däniken: Meiner Meinung nach hat das mit «menschengemacht» überhaupt nichts zu tun. Natürlich haben wir Klimawandel, definitiv. Das sieht und spürt ja jeder. Natürlich müssen wir uns anpassen, natürlich bringt das Veränderungen für viele Kulturen, aber Klimawandel hatten wir immer schon. In den vergangenen Jahrtausenden, Jahrzehnten, Jahrhunderten gab es Eiszeiten, Zwischeneiszeiten, das kann man beweisen. Wir wissen heute mit absoluter Sicherheit, dass die Sahara alle 20 000 Jahre grün wird und dann wieder zur Wüste. Das ist eindeutig bewiesen von einem Team, das Bohrungen gemacht hat bis in dreissig Meter Tiefe. Da war der Mensch nicht schuld. Klimawechsel, ja, wir stecken mittendrin. Vielleicht haben wir ein Prozent Schuld daran, das kann man nicht ausgleichen.

Weltwoche: Sie sind am 14. April 1935 in Zofingen geboren. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, waren Sie gerade mal vier Jahre alt, als er endlich zu Ende war, ein Teenager von vierzehn Jahren. Inwieweit hat der Krieg Ihre Kindheit und Jugend beeinflusst?

Von Däniken: Ich wuchs in Schaffhausen auf, unmittelbar an der Grenze zu Deutschland. Mein Vater hat natürlich täglich Radio gehört, hat immer geschimpft und gesagt, er würde diesen Hitler erschiessen, wenn er könnte. Als Knabe hat man nur ein bisschen was verstanden. Es gab natürlich immer wieder Alarm, und im April 1944 war Schaffhausen die einzige Schweizer Stadt, die irrtümlicherweise, sagt man, von den Alliierten, von den Amerikanern bombardiert wurde. Unweit unseres Hauses gab es ein Gebäude, das «Casino» hiess. Dort waren Internierte. Nicht nur amerikanische Piloten, die abgestürzt waren, sondern vereinzelt auch Deutsche. Da sass ich als Kind oft mit denen am Lagerfeuer. Die haben gesungen und vertrugen sich untereinander. Als Internierte.

Weltwoche: Womit haben Sie als Kind gespielt? Was waren Ihre Leidenschaften als Teenager? Musik, Filme, Sport, Kunst, Partys oder bereits Geschichte?

Von Däniken: Ich war nie ein Sportstyp. Ich war nie einer, der mit seinen Kollegen Fussball gespielt hat. Ich wollte immer wissen. Meine ganze Leidenschaft gehörte den Bibliotheken. Ich bin in Bibliotheken gegangen. Ich war einige Jahre in einem katholischen Jesuiteninternat. Es war einer der Jesuiten, der mir sagte: «Erich, du suchst nach dem und dem. Geh in die Bibliothek und frag nach dem Buch Henoch.» Das habe ich dann gemacht und bin da in eine Geschichte reingeschlittert, die mich nicht mehr losgelassen hat. Ich bin überzeugt, der Hinweis seinerzeit von dem Professor, ich solle das Buch Henoch lesen, war eine entscheidende Weichenstellung in meinem eigenen Leben.

Weltwoche: Sie sind seit mindestens siebzig Jahren aktiver Medienkonsument. Im Gegensatz zur jüngeren Generation haben Sie bereits unzählige angekündigte Weltuntergänge erlebt. Allein seit 1981 hat das Magazin Der Spiegel 38 Coverstorys gedruckt, die mehr oder weniger das Ende der Welt voraussagen. Vertraut man in Ihrem Alter, mit Ihrer Erfahrung noch Medien, Politik und Institutionen?

Von Däniken: Schon lange nicht mehr. Für mich sind die Journalisten heute keine echten Journalisten mehr, wie man sie früher kannte. Mit einigen Ausnahmen, selbstverständlich. Die meisten übernehmen ganz einfach Agenturmeldungen und hängen sich der Mehrheit an. Es fehlt an Zivilcourage. Man traut sich nicht, den Zeitgeist zu durchbrechen.

Weltwoche: Bei den US-Wahlen lagen fast alle Experten und Medien komplett daneben. Das war schon bei Corona so. Führt die staatliche Medienförderung dazu, dass der Steuerzahler seine eigene Desinformation finanziert?

Von Däniken: Sie bringen es auf den Punkt. Das ist genau so. Es ist so.

Weltwoche: Heinrich Schliemann entdeckte Troja, Howard Carter das Grab von Tutanchamun, Hiram Bingham Machu Picchu. Diese leidenschaftlichen Autodidakten mussten anfangs viel Spott und Ablehnung ertragen. Auch Sie mussten als Autodidakt viele Steine fressen. Hat Sie das nachhaltig gekränkt oder eher motiviert?

Von Däniken: Gekränkt und wütend war ich in jungen Jahren sehr oft, also noch die ersten zehn, fünfzehn Jahre, wenn ich zu Unrecht angegriffen wurde. Und ganz jung auch, wenn ich zu Recht angegriffen wurde. Da fühlt man sich gekränkt. Hallo, was korrigiert der mich? Und mit den Jahren merkt man dann, der Kritiker ist auch nur ein anständiger Mensch. Er hat auch nur seine Meinung und seine Ansicht. Und wenn man dann zusammenkommt, dann klingt alles ganz anders als das, was man liest. So, es hat mich früher gekränkt, wenn ich angegriffen wurde. Dann habe ich gelernt: Erich, das gehört zum Leben.

Weltwoche: Stephen Hawking schrieb, dass es wahrscheinlich kein Leben nach dem Tod gebe. Gibt es für Sie ein Leben nach dem Tod?

Von Däniken: Das ist eine Glaubensfrage. Und ich glaube daran. Ich glaube an das Leben nach dem Tod. Ich weiss allerdings auch nicht, wie. Und vielleicht ist das nur eine Einbildung. Jeder Mensch nimmt sich ja so unglaublich wichtig. Und wir sagen, das Leben, das ich führte, kann doch nicht für nichts gewesen sein. Das muss doch einen Sinn haben. Und so glauben wir oder bilden wir uns ein, es geht weiter nach dem Tod. So, ich glaube auch daran. Aber ich habe nicht den geringsten wissenschaftlichen Beweis dafür.

Weltwoche: Alain Delon sagte einmal in einem Interview mit Paris Match: «Ich habe alles erlebt. Ich habe alles gesehen. Das Leben bringt mir nicht mehr viel. Ich hasse diese Epoche. Ich kotze sie.» Geht es Ihnen manchmal auch so? Kotzt Sie der Zeitgeist an?

Von Däniken: Mich kotzen vereinzelte Menschen an mit ihren Meinungen. Zum Beispiel die Kriegstreiber. Jetzt haben wir diese Geschichte in der Ukraine. Und wir kennen alle den Vorbau, wie es entstanden ist et cetera. Jetzt kommen noch mehr Waffen, noch mehr Raketen. Das finde ich alles verheerend. Am Ende endet jeder Krieg in Verhandlungen.

Weltwoche: Was halten Ihre Frau und Ihre Tochter von Ihren Theorien? Haben Sie an einigen Expeditionen teilgenommen?

Von Däniken: Meine Tochter ist selbst Journalistin, allerdings auf einem ganz anderen Gebiet. Aber wir reden zu Hause oft über mein Thema. Meine Frau war nie auf einer Expedition mit dabei. Mit Absicht. Ich wollte nicht, dass meine Frau da reingezogen wird. Aber sie hört viel, denn wir haben ja oft Gäste zu Hause. Und da wird darüber geredet. Und sie kennt natürlich einen Teil meiner Bücher, die sie durchgeschaut hat. Beide, Tochter und Frau. Aber auch meine Schwestern. Ich habe zwei Schwestern, die sind beide älter als ich. Die Leni und die Trudi. Die Leni ist inzwischen 95 Jahre alt. Beide Geschwister ticken perfekt. Keine ist senil. Alle reden vernünftig und denken vernünftig. Die stehen selbstverständlich hinter mir. Und die ganze Familie. Ich habe das Glück, in einer Familie zu leben. In einer Verwandtschaft. Auch die Jungen, die Enkel. Die alle sagen: «Toll, was du machst.» Sie haben ihre Arbeit, aber sie unterstützen das. Es gibt niemanden in meinem Umfeld, in meinem familiären Umfeld, der sagt, ich sei ein Spinner.

Weltwoche: Was macht Erich von Däniken in seiner Freizeit? Wären zwei Wochen Nichtstun am Strand die Hölle auf Erden?

Von Däniken: Ja, das ist die Hölle auf Erden. Ich kann nicht Ferien machen. Es gibt nichts Schlimmeres. Ich war mal mit meiner Frau und meiner Tochter in Acapulco. Ich hielt es etwa zehn Minuten aus, dann hat es mich verrissen. Mir graut vor Ferien und Nichtstun.

Weltwoche: Sie haben über siebzig Millionen Bücher verkauft. Falls Sie einen Teil Ihrer Einnahmen in Immobilien, Gold oder einen World ETF investiert haben, sollten Sie sehr vermögend sein. Sie sagen jedoch, das sei nicht der Fall. Liegt es daran, dass in Neidkulturen Reichsein beinahe ein Offizialdelikt ist und man deshalb besser schweigt?

Von Däniken: Nein. Ich habe es nie zum Millionär gebracht. Ich habe jedes Jahr Probleme, meine Steuern zu zahlen. Ich habe es nie zu Geld gebracht. Zum einen, weil ich eigentlich grosszügig bin. Ich nehme Geld ein und gebe es wieder aus. Nicht für irgendwelche Swimmingpools oder Girls oder Partys. Aber wenn ich irgendetwas lese, da und dort ist etwas passiert, dann fliege ich sofort hin, ich gebe einen Haufen Geld aus für Reisen. Liegt an meiner Art, wie ich bin. Geld kommt rein, und Geld geht raus.

Weltwoche: Wie sieht ein Tag im Leben von Erich von Däniken aus?

Von Däniken: Ich schlafe lange. Ich stehe erst gegen zehn Uhr auf. Lasse mir wirklich Zeit, bis der alte Herr fertig ist, ich lasse ihn in Ruhe, weil er seinen Gedanken nachhängt, weil er Notizen macht, auch beim Anziehen und beim Rasieren. Ich brauche ohne weiteres anderthalb Stunden. Dann komme ich rauf. Frühstück gibt es nie. Ich will kein Frühstück. Meistens nehme ich auch kein Mittagessen. Ich habe auch keinen Hunger. Ich gehe ins Büro, schaue die Post durch, rede mit den Mitarbeitern. Wir sehen, was heute anliegt. Irgendetwas ist immer. Meistens an allen Tagen. Sonst hat man zu tun. Ich schreibe an einem Buch oder an irgendwelchen Artikeln für irgendwelche Zeitschriften. Wenn ich zufrieden bin, mache ich die Augen am Schreibtisch zu. Für zwanzig Minuten sind die Augen zu. Ich kann nicht schlafen. Dann mache ich sie auf und fühle mich wieder topfit und gehe weiter. Ich lese immer noch sehr viel. Ich lese immer wieder Menschen, die Ähnlichem auf der Spur sind. Die Bücher lese ich, wenn ich sie in die Hand bekomme. Und zwar in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch.

Weltwoche: Wie feiern Sie am 14. April Ihren 90. Geburtstag? Plant die Schweiz eine Hommage an den erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart? Irgendwelche Veranstaltungen?

Von Däniken: Nein, ich habe gar nichts gehört, von niemandem. Meine Frau hat mich gefragt, was wir am 14. April nächsten Jahres machen sollten. Ich habe gesagt, mach nichts. Macht einfach nichts. Wir sind zu Hause. Vielleicht sind ein paar Freunde von der Familie da. Aber ich plane nichts. Ich bin zu alt für diese Feierlichkeiten.

Weltwoche: Gibt es eine Frage, die man Ihnen noch nie gestellt hat, die Sie aber gerne beantwortet hätten?

Von Däniken: Warum bist du so, wie du bist? Was treibt dich an? Wieso hörst du nicht auf? – Mich treibt ein Eifer, fast ein missionarischer Eifer. Aber ohne Rechthaberei. Ich höre allen zu, und oft überzeugen mich andere, dass ich in diesem oder jenem Punkt falschgelegen bin. Mich treibt eine Art innerer Antrieb. Es ist eine Art Sucht. Du musst weitermachen.

Weltwoche: Herr von Däniken, herzlichen Dank für dieses Gespräch.