063 Blick »Howgh, Hallo & Hi«

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Der Stamm der Lakota Sioux grüsste meistens mit «Howgh», einer Kurzform von «Hau kola» (Hallo Freund). Das wichtigste Begrüssungsritual bestand jedoch nicht aus Worten, sondern aus einer Geste. Mit der erhobenen, offenen Hand signalisierte man: Ich bin unbewaffnet.

In den meisten asiatischen Ländern wird bei der Begrüssung Körperkontakt vermieden: In Japan gilt die respektvolle Verbeugung, in Thailand begrüsst man sich mit dem Buddhisten-Gruss «Wai», man faltet zusätzlich die Hände vor der Brust, und in Indien praktizieren vor allem Hindus das sehr ähnliche «Namaste».

Begrüssungsrituale sind nicht nur kulturell bedingt, sondern unterliegen auch dem Zeitgeist. Wer hätte vor 50 Jahren seinen Chef mit Vornamen begrüsst oder den dreifachen Wangenkuss praktiziert? Kinder wurden noch dazu angehalten, Erwachsenen artig die Hand zu schütteln. Seit Covid-19 wird davon abgeraten.

Eine US-Untersuchung stellte fest, dass in den Handabstrichen der Studienteilnehmer Spuren von insgesamt 4742 Bakterienarten gefunden wurden. Lediglich fünf kamen bei allen Probanden vor. Je nach Immunsystem, Säuregrad der Haut und hormonellen Faktoren waren einige Bakterien harmlos, andere nicht.

Wer auf internationalen Flughäfen auf die Toilette geht, wird immer wieder beobachten, wie Fluggäste die WC-Anlagen verlassen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben. Je nach Kultur sind die Hygienegewohnheiten sehr unterschiedlich. Auch in der Gastronomie.

Bargeld-Gegner wittern nun eine neue Chance, denn bei jedem Bezahlvorgang wechseln Banknoten mit circa 3000 Bakterienarten den Besitzer. Doch fast alle bisherigen Epidemien und Pandemien haben ihren Ursprung in den teilweise immer noch offenen Lebendtiermärkten, wo aufgrund der extrem unhygienischen Bedingungen Infektionskrankheiten von Tier zu Mensch übertragen werden.

Dass man in Zukunft Händeschütteln nur noch bei der Besiegelung wichtiger Vereinbarungen praktiziert, ist nicht verkehrt. Denn die nächste Pandemie kommt bestimmt.

Würden wir heute die Begrüssungsrituale ändern, wären sie für die nächste Generation selbstverständlich. Vielleicht gilt dann die japanische Verbeugung, eine Luftnummer von «Gimme five» oder einfach «Howgh» und Handy hochhalten.

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