Das indiskrete Interview

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© Die Weltwoche – 06. Januar 2022



Weltwoche: Wer ist ein Mensch, der zu wenig Anerkennung bekommt?

Cueni: Dr. med. Erika Preisig, die sich international für eine liberale Freitodpraxis einsetzt.

Weltwoche: Wo werden Sie am liebsten gestreichelt?

Cueni: Ich bin da nicht so wählerisch. Gesicht ist gut, Penis ist auch nicht schlecht.

Weltwoche: Verdienen Sie genug?

Cueni: An der Börse: Ja. Als Autor: Nein. Weil mein Verlag seit einem Jahr ankündigt, die Autorenhonorare umgehend zu überweisen.

Weltwoche: Wovor fürchten Sie sich?

Cueni: Vor einem endlos langen Sterben auf einer Intensivstation. Ich mag nicht Schlange stehen.

Weltwoche: Wer ist Ihr Vorbild?

Cueni: Als Teenager Henry Miller. Als Erwachsener vielleicht John Law of Lauriston, der Mann, der nie aufgab und Geld aus Papier erfand.

Weltwoche: Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?

Cueni: Humor, Selbstironie, Authentizität, Empathie, ein grosses Herz; die Körbchengrösse ist mir hingegen egal.

Weltwoche: Welcher Bundesrat ist überflüssig?

Cueni: Lügenbaron Alain Berset mitsamt seinem Hut.

Weltwoche: Wer sollte unbedingt in den Bundesrat gewählt werden?

Cueni: Eine Person mit Unternehmerblut, die nicht von der Uni direkt in die Politik ging.

Weltwoche: Wessen Tagebuch würden Sie sofort lesen wollen?

Cueni: Keins. Mein Vater notierte fünfzig Jahre lang, was er zu Mittag ass. Als John F. Kennedy starb, schrieb er: «Hackbraten mit Kartoffelstock. Kennedy erschossen.»

Weltwoche: Welche Ihrer wahrhaftigsten Überzeugungen würden nur die wenigsten Menschen mit Ihnen teilen?

Cueni: Dass Schenken mehr Freude macht als Beschenktwerden.

Weltwoche: Wie oft lügen Sie pro Tag?

Cueni: Lügen ist mir zu kompliziert. Man verstrickt sich früher oder später in Widersprüche.

Weltwoche: Glauben Sie an Gott?

Cueni: Ich glaube nicht an blaue Elefanten, die in meinem Kühlschrank Saxofon spielen. Somit glaube ich auch nicht an Gott.

Weltwoche: Wann hatten Sie das erste Mal Sex?

Cueni: Als Schüler fuhr ich per Autostopp nach Paris, um mit einer Prostituierten Sex zu haben. Datum ist mir entfallen, alles andere ist mir geblieben.

Weltwoche: Welche Waffe haben Sie zu Hause?

Cueni: Die komplette Ausrüstung eines römischen Legionärs mit gladius, pilum und pugio. Seit Herbst 2015 habe ich auch einen Revolver.

Weltwoche: Wären Sie gerne eine Frau?

Cueni: Nein, es wäre zu schwierig, einen einfachen Mann wie mich zu finden, der kaum Ansprüche stellt, seine Frau verwöhnt und sie jeden Tag zum Lachen bringt.

Weltwoche: Was stört Sie an Ihrem Körper?

Cueni: Dass er in Slow Motion zerfällt und ich das bei vollem Bewusstsein mitansehen muss.

Weltwoche: Mit welcher bekannten Frau möchten Sie einen schönen Winterabend verbringen?

Cueni: Bekanntsein ist mir echt zu wenig, das ist nicht abendfüllend. Weniger bekannte haben oft den besseren Charakter, das gilt auch für weniger schöne.

Weltwoche: Nehmen Sie Drogen?

Cueni: Nein, sicher nicht. Meine Fantasie sprudelt von Kindesbeinen an wie eine Fontäne.

Weltwoche: Was ist der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?

Cueni: Gib auf, du wirst es eh nicht schaffen.

Weltwoche: Würden Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin einen Seitensprung verzeihen?

Cueni: Kommt drauf an, ob ich den Kerl mag. Aber eher nicht.

Weltwoche: Warum sind Sie noch nicht Veganer?

Cueni: Ich bin kein dressierter Pudel, der jede Marotte des Zeitgeistes mitmacht. Unter der Woche esse ich Gemüse, Früchte, Eier, Käse. Am Wochenende asiatisch mit chicken oder Fisch, aber stets mit viel Chili.

Weltwoche: Sie dürfen ein neues Gesetz machen. Was gilt ab sofort?

Cueni: Ausländische Sexualstraftäter werden nach Verbüssung ihrer Strafe umgehend ausgewiesen. Der Schutz der Frauen in unserem Land hat Priorität.

Weltwoche: Haben Sie schon getötet?

Cueni: Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll . . . Eine Menge Trauerfliegen, eine Armee Stechmücken und die eine oder andere Wespe. Bei meinem Vater hat es nicht geklappt.

Weltwoche: Wer hat Sie am meisten geprägt?

Cueni: Das tägliche, stundenlange Training meines spastischen Sohnes über viele Jahre hinweg, der langsame Krebstod meiner ersten Frau, meine anschliessende Leukämieerkrankung, die asiatische Lebensfreude meiner jetzigen Frau.

Weltwoche: Hätten Sie lieber eine andere Nationalität, und wenn ja, welche?

Cueni: Ich möchte weder eine andere Nationalität noch ein anderes Geschlecht. Es ist, wie es ist, und ich mache das Beste daraus.


Claude Cueni: «Genesis» (2020). 304 S., Fr. 36.90; «Hotel California» (2021). 160 S., Fr. 27.90. Beide Romane erschienen bei Nagel & Kimche.


 

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