Der französische Journalist und Europaabgeordnete Raphaël #Glucksmann von der Links-Partei “Place publique“ fordert die Rückgabe der Freiheitsstatue, weil sich die #USA seiner Meinung nach “entschieden hat, auf die Seite der Tyrannen zu wechseln“.
White House Pressesprecherin KarolineLeavitt reagiert umgehend und sagt, es sei nur den Vereinigten Staaten zu verdanken, dass die Franzosen heute nicht deutsch sprechen. Einige kontern in den Sozialen Medien mit der Bemerkung, dass es den Amerikanern nur dank den Franzosen möglich war, den Unabhängigkeitskrieg für sich zu entscheiden. Wie kindisch ist denn das?
Darf man Geschenke – aus welchen Gründen auch – überhaupt zurückfordern? Grundsätzlich gilt: Geschenkt ist geschenkt (wiederholen ist gestohlen).
Frankreich schenkte den USA die 46 Meter hohe Kupferstatue “Statue of Liberty“ aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der amerikanischen Unabhängigkeit (1776–1876). Die Idee stammte von dem französischen Juristen und Politiker Édouard René de Laboulaye, der ein Symbol der Verbundenheit zwischen beiden Ländern schaffen wollte.
Der französische Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi wurde mit dem Entwurf beauftragt, während der “Eisenmagier“ GustaveEiffel das Innenskelett der Statue konstruierte. Finanziert wurden Bau und Transport der Liberty mit Erlösen aus Lotterien und Wohltätigkeitsveranstaltungen, mit Spenden und Zuschüssen der frz. Regierung bzw. der Steuerzahler.
Der Sockel sollte jedoch von den USA selbst finanziert werden. Das war die Bedingung. Aber den Amerikanern war dieses “Geschenk“ zu teuer. Der Zeitungsverlegers JosephPulitzer startete deshalb eine Spendenkampagne damit die Statue schliesslich in 350 Einzelteilen zerlegt und in 214 Kisten verpackt, verschifft werden konnte.
Am 28. Oktober 1886 wurde der Koloss, der vom griechischen Sonnengott Helios inspiriert war, eingeweiht. Die ersten Skizzen von Bartholdi zeigten eine Araberin, die eine Fackel hochhält und für einen Leuchtturm am nördlichen Ende des Suezkanals geplant war. Bartholdi scheiterte, aber er gab nicht auf. Als die Anfrage aus Paris kam, holte er seine Muslima aus der Schublade und setzte ihr einen Strahlenkranz auf. Nach viermonatiger Bauzeit stand die etwas kleinere Statue auf einem Sockel in LibertyIsland (damals Bedloe’s Island).
Die jährlichen Kosten für Reinigung, Korrosionsschutz, Reparaturen und Sicherheitspersonal belaufen sich heute auf 6 bis 8 Millionen US-Dollar. Sie gehört mittlerweile dem National Park Service und wird durch Eintrittsgelder, Steuergelder und Spenden finanziert.
Und jetzt soll sie, wenn es nach dem Willen des Journalisten Glucksmann geht, nach 139 Jahren zurück nach Paris? Oder gleich ins Bartholdi Museum nach Colmar? Die Liberty hat bisher nicht nur der salzigen Seeluft NewYorks getrotzt, sondern auch allen spleenigen Ideen, die für ein bisschen Medienaufmerksamkeit geboren wurden.
Auch wenn für den Medienprofi Glucksmann Donald Trump der Türöffner für diesen PR- Gag ist, vergisst er, dass die Freiheitsstatue kein Geschenk für eine Regierung, sondern für ein Ideal war und ist: Freiheit. Und liest man die je nach Bedarf interpretierbaren Paragraphen des Europäischen “DigitalServiceAct“, kommt man zum Schluss, dass die Freiheitsstatue im EU-Raum definitiv fehl am Platz wäre.
Claude Cueni ist Schriftsteller und lebt in Basel. In seinem historischen Roman “Giganten“ erzählt er wie die Rivalen Frédéric-Auguste Bartholdi und Gustave Eifel beim Bau der Freiheitsstatue zu Feinden wurden.