01 – 2025 Achse des Guten – KI: „Trump erfüllt die Nobelpreis-Kriterien“

22.08.2025 / Achse des Guten / Claude Cueni


KI: „Trump erfüllt die Nobelpreis-Kriterien“


 

Künstliche Intelligenz urteilt nicht nach Gesinnung oder Sympathie, sondern nach Alfred Nobels Testament. Und das spricht nicht gegen Donald Trump.

Republikanische US-Präsidenten werden von der europäischen Presse fast schon traditionell mit karikaturhaften Stereotypen gezeichnet. „Tricky Dick“ Richard Nixon (1969–1974) war der hinterhältige Intrigant, schon lange vor Watergate. Gerald Ford (1974–1977) wurde als tölpelhaft und ungeschickt verspottet und in der „Saturday Night Live“-Parodie von Chevy Chase stolperte er stets durch die Szene und fiel schließlich hin. Ronald Reagan (1981–1989) galt als dümmlicher B-Schauspieler mit Cowboy-Mentalität, George H. Bush (1989–1993) war der ungekrönte König der sprachlichen Patzer (Bushismus), sein Sohn George W. Bush (2001–2009) galt als zu dumm, um Bücher zu lesen, und jetzt also Donald Trump, the Orange Man, der fleischgewordene Dämon, der alle negativen Narrative in sich vereint.

Doch spielt das für die Vergabung des Nobelpreises überhaupt eine Rolle? Aber sicher, werden sich die meisten europäischen Medien im Chor entrüsten, denn mittlerweile wird auch bei Film-, Musik und Literaturwettbewerben die Gesinnung höher gewertet als die zu bewertende Leistung.

Für eine KI zählen hingegen weder Gesinnung noch Meinungen, sondern die Kriterien des Preisstifters Alfred Nobel (1833–1896). Er hat testamentarisch festgehalten: Die Auszeichnung wird an Personen oder Organisationen verliehen, die „am meisten oder am besten zur Verbrüderung der Völker, zur Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere oder zur Förderung von Friedenskongressen gewirkt haben.“

Für die europäische Presse gibt es keine Grautöne

Nicht Charakter oder Moral sind ausschlaggebend, sondern ausschließlich konkrete Handlungen für den Frieden. Auch bloße Bemühungen sind für den Preis ausreichend. 

  • Henry Kissinger (1973) bekam den Preis, obwohl er als Mitarchitekt des Vietnamkriegs sehr umstritten war. Der Grund war seine Rolle beim Pariser Friedensabkommen.
  • Terroristenchef Jassir Arafat, Jitzhak Rabin, Schimon Peres (1994) erhielten den Preis für das Oslo-Abkommen, obwohl der Nahostkonflikt nicht gelöst wurde.
  • Barack Obama (2009) bekam den Preis am Beginn seiner Amtszeit, obwohl er noch gar nichts geleistet hatte.

Trump hingegen nimmt für sich in Anspruch sechs Konflikte/Kriege beendet zu haben, Israel/Iran, Kongo/Ruanda, Kambodscha/Thailand, Indien/Pakistan, Armenien/Aserbaidschan und Ägypten/Äthiopien. In Europa sehen das nicht alle so. Während Indien Trumps Verdienste bestreiten, schlägt Pakistan Trump für den Nobelpreis vor. 

Für die europäische Presse gibt es in dieser Sache keine Grautöne. Diese Haltung erinnert an die Unreife von Teenagern, die stets 100 Matchingpunkte erwarten, um jemanden zu mögen. Doch weder die Menschen noch die Welt sind schwarz oder weiß. Persönlichkeiten wie Edward Hopper, Charly Chaplin oder Hergé haben Großartiges geleistet, waren aber privat alles andere als großartig. Egal was man über Donald Trump denkt, er hat sich bemüht, dass enorme Leid in den Konfliktgebieten dauerhaft oder vorübergehend zu beenden. Er hat mehr aufgegleist als die gesamte europäische Elite, die erst aufwacht, wenn sie befürchtet, übergangen zu werden. Somit erfüllt Donald Trump allemal die Kriterien des Nobelpreis-Komitees. Obama hat den Friedensnobelpreis für weniger erhalten.

Claude Cueni ist Schriftsteller in Basel. Zuletzt von ihm erschienen: SMALL WORLDS VOLUME II in der Edition Königstuhl.

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14 – 2025 Cueni – eID

 
Die Abstimmung über die e-ID-Karte ist eine Vertrauensabstimmung.


Claude Cueni 21.8.2025


Aus wirtschaftlicher und technologischer Sicht wäre die e-ID eine gute Sache. Falls man der Regierung trauen könnte. Können wir nicht.
 
Was vor der Wahl “freiwillig” ist, ist nach der Wahl obligatorisch. Was vorübergehend ist wie die damalige “Kriegssteuer” (1916), die zur Wehrsteuer wurde, ist heute die Mehrwertsteuer. Was in der Politik als pfefferscharf angekündigt wird, kommt butterweich auf den Tisch.
 
Falls später noch die Abschaffung des Bargeldes hinzu kommt und alle Datenmengen verknüpft werden, sind wir schon recht nahe an einer rotgrünen Version des chinesischen social credit systems, das für jeden Bagatellverstoss oder für jede abweichende Meinung automatisch eine Geldbusse vom Konto abhebt und Einschränkungen beim Konsum und reisen auferlegt. Und wenn der Strom ausfällt, kann man die Karte rauchen.
 
PS: Die EU-e-ID hat verbindlichen Regeln (eIDAS) wie die Verpflichtung zur Einführung einer digitalen Wallet. Würde auch für die Schweiz gelten, falls wir uns der EU unterwerfen. Die total verschuldete Union wird früher oder später “Zypern 2012/2013” wiederholen. Die Teilenteignung der Bevölkerung per staatlichem Mausklick nannte sogar der “Spiegel” den grössten Bankraub der Geschichte. Voraussetzung ist die Abschaffung des Bargeldes. Voraussetzung dafür ist eine e-ID. Will nicht heissen, das dies geplant ist, nur dass es möglich ist.

13 – 2025 Cueni: Das Haifisch Kondom für Vergewaltiger

Das Haifisch-Kondom gegen Vergewaltiger

 

2168 Anschläge – Claude Cueni – 21.7.2025

Gemäss polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) gab es 2024 in Deutschland 12.771 Vergewaltigungen. Das ist ein Anstieg um 9,8 Prozent zum Vorjahr. Im Vergleich zu 2019 stieg die Zahl der Vergewaltigungen gar um 49,5 Prozent an.

Für Rotgrün ist das ein Männerproblem, obwohl sie ganz genau wissen, dass wir diesen explosionsartigen Anstieg von Vergewaltigungen erst sein Angela Merkels unkontrollierten Grenzöffnung im Herbst 2015 erleben. Zuvor gab es diese Horden von jugendlichen Sexualstraftätern nicht, es gab aber bereits “Männer“. Funiciello & Co. sind zu jung um das selber erlebt zu haben und ideologisch zu verbohrt, um sich das einzugestehen.

Bisher wurde empfohlen: Eine Armlänge Abstand, laut singen, nicht ohne Begleitung in den Ausgang, nach Mitternacht Taxi nehmen, zu Hause bleiben.

Jetzt wird ein “Innenkondom mit Widerhaken“, das sogenannte Rape-aXe diskutiert, das von der südafrikanischen Ärztin Dr. Sonnet Ehlers entwickelt wurde.

https://www.bild.de/regional/baden-wuerttemberg/anstieg-von-vergewaltigungen-wissenschaftler-wollen-frauen-hiermit-schuetzen-68666269aa0dfb270f804a08?t_ref=https%3A%2F%2Fl.facebook.com%2F

Das Gerät sieht einem Kondom ähnlich und wird vaginal eingeführt. Es ist mit mikroskopisch kleinen, aber sehr scharfen Widerhaken auf der Innenseite versehen. Wenn ein Vergewaltiger versucht den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, bohren sich die Haken in den Penis. Der Angreifer kann das Gerät nicht entfernen, ohne große Schmerzen zu erleiden – es muss chirurgisch entfernt werden.

Natürlich kann eine erfolgreiche, aber blutige Abwehr zu mehr Gewalt führen. Aber in Deutschland wird Rape-aXe https://rape-axe.com wohl eh nicht zugelassen, denn erste deutsche Juristen mahnen, dass eine vorsätzliche Körperverletzung strafrechtliche Folgen hat, selbst dann, wenn sie der Gefahrenabwehr dient. Erneut Täterschutz vor Opferschutz.

Das Einfachste (und kostengünstigste) wäre wohl, dass man importierte Vergewaltiger nach Verbüssung ihrer Haftstrafe umgehend für 50 Jahre ausweist. Aber stattdessen will man jetzt pauschal per Mausklick einbürgern.

 

12-2025 Cueni: Nestlé: Geschüttelt und gerührt

Nestlé, gerührt und geschüttelt

Perrier und die verbotene Filterung. Ein Medienwirksamer

Ethikverstoß – aber kein bilanzielles Erdbeben.


Claude Cueni


Als Anfang 2024 öffentlich wurde, dass Nestlé jahrelang verbotene Filtrationsverfahren bei der Abfüllung seiner französischen Mineralwassermarken angewendet hat, war die Empörung groß. Besonders betroffen war auch Perrier – ausgerechnet die weltweit bekannte, hochpreisige Premiummarke, die seit Jahrzehnten für natürliche Reinheit und Savoir-vivre steht. Wie konnte der 1866 von Henri Nestlé gegründete und mittlerweile größte Nahrungsmittelkonzern der Welt bloß so fahrlässig handeln?

 

In Filmen ist der bad guy schnell gefunden. Es ist ein alter, weisser Mann, der hoch über den Wolken in seiner verglasten Chefetage an seiner Montecristo-Zigarre nuggelt. In Wirklichkeit sind solche illegalen Machenschaften Ausdruck eines rationalisierten, aber fehleranfälligen Mechanismus, der Risiken eingeht, sobald Marktlogik, Technikglaube und interne Schweigekultur dominieren.

 

Die Quellen in Vergèze (Perrier), Contrexéville und Vittel (Contrex, Hépar) waren in den letzten Jahren zunehmend von mikrobiologischen Verunreinigungen belastet. Doch den gesetzlichen Status „natürliches Mineralwasser“ darf nur behalten, wer das Wasser nahezu unbehandelt abfüllt. Nestlé hielt sich nicht daran. Man griff auf Techniken zurück, die im Bereich der Trinkwasseraufbereitung etabliert sind: Aktivkohlefilter, UV-Desinfektion, Mikrofiltration bis 0,2 Mikrometer. Aus technischer Sicht nachvollziehbar, aber rechtlich ein No-Go. Dass diese Praktiken unzulässig sind, war Nestlé bewusst, nachdem Analysen der Qualitätsabteilungen entsprechende Hinweise geliefert hatten. Doch es entstand keine Kehrtwende, sondern ein stillschweigender Konsens. Zahlreiche Mitarbeiter waren involviert – von der technischen Leitung über die Qualitätssicherung bis zu den juristischen Fachabteilungen. Doch niemand wollte den Stecker ziehen. Niemand wollte als illoyal gelten oder gar berufliche Nachteile erleiden. Das Problem wurde nicht gelöst, sondern gemanagt. Eine Kultur des Schweigens sorgte für betriebliche Kontinuität. Doch je mehr Personen davon wussten, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass ein Insider zum Whistleblower wird und publik macht, dass Nestlé Waters die Konsumenten täuscht.

 

Le Monde und Radio France erhielten einen Tipp, begannen gemeinsam zu recherchieren und machten Anfang 2024 die internen Praktiken publik. Kurz darauf reagierte die NGO Foodwatch mit einer Strafanzeige. Die französische Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde DGCCRF nahm Ermittlungen auf, die nun – Stand Juli 2025 – in einer formellen Untersuchung münden. Gemäß der französischen Gesundheitsbehörde Region Occitanie fanden die staatlichen Inspektoren Spuren von Fäkalien und Pestiziden im Quellwasser – für Konsumenten ein nicht zu unterschätzendes virologisches Risiko. Nestlé hat die beanstandeten Verfahren inzwischen eingestellt und eine Strafe von zwei Millionen Euro akzeptiert – Peanuts für einen 215-Milliarden-Euro-Konzern.

 

Besonders brisant: Eine Senatskommission stellte fest, dass die französische Regierung – bis hin zum Premierministeramt – seit mindestens 2021 über die Praxis informiert war und dennoch keine unmittelbaren Maßnahmen traf. Den „Volksvertretern“ war der Schutz von Nestlé wichtiger als der Schutz jener Leute, die sie gewählt haben und mit ihren Steuern ihre Löhne bezahlen.

 

Der Fall Nestlé zeigt exemplarisch, wie sich auch in einem Weltkonzern Fehlentwicklungen etablieren können. Es war nicht eine einzelne Entscheidung, nicht ein individueller Rechtsbruch, sondern ein Zusammenspiel aus ökonomischem Druck, technologischer Rationalisierung und fehlender interner Transparenz. Die Praxis war funktional, nicht fahrlässig – aber dennoch klar rechtswidrig und gewissenlos.

 

„Niemand will der Erste sein, der den Stecker zieht“, sagt Wirtschaftsethikerin Dr. Céline Martory. „Wir sehen ein Unternehmen, das nicht aus Bosheit oder Unfähigkeit handelt, sondern in einer Art Systemlogik: Man schützt ein Produkt, rettet eine Marke. Dabei geraten Regeln in den Hintergrund.“

 

„Das war ein medienwirksamer Ethikverstoß – aber kein bilanzielles Erdbeben“, kommentierte ein Analyst die neuerlichen Medienberichte über die illegalen Filterverfahren bei Nestlé Waters in Frankreich. Selbst die Hausdurchsuchung am 10. Juli in der Nestlé-Zentrale in Issy-les-Moulineaux bei Paris hatte kaum Einfluss auf den Börsenkurs. Der Anteil des Wassergeschäfts am Konzernumsatz beträgt lediglich fünf Prozent, während der Anteil bei Tierfutter (Purina PetCare) bei etwa 20 % liegt. Die Premiummarke ist gut fürs Image und wird Daniel Craig in James Bond Filmen wie Casino Royale (2006) und A View to a Kill (1985) serviert, aber für die Bilanz spielt Perrier kaum eine Rolle.

 

Der aktuelle Aktienkurs liegt bei ca. 77 Franken; vor sechs Jahren lag er noch bei 113 Franken. Kursrückgänge betreffen zurzeit die meisten Nahrungsmittelkonzerne und sind dem Umstand geschuldet, dass viele Anleger verkauft haben, um bei den „Magnificent Seven“ einzusteigen – den sieben großen Technologieunternehmen.

 

Meine Nestlé-Aktien, die ich vor 30 Jahren kaufte, werde ich trotzdem nicht verkaufen (schon gar nicht zu diesem Kurs), sondern meiner Enkelin vererben, denn Nestlé bleibt ein defensiver Titel mit solider Dividende. Aber als seit 2010 immunsupprimierter Konsument werde ich kein Nestlé-Wasser mehr trinken – egal, wo es produziert oder serviert wird, egal, ob „natürliches Mineralwasser“ draufsteht oder nicht.

01-2025 Magazin Schweizer Monat: Eine Insel für Carlos?

Eine tropische Insel für «Carlos»?

Die Verbannung von Straftätern ins Ausland, um Kosten zu senken und Probleme auszulagern, hat eine lange Geschichte. Heute ist das kaum noch möglich. Dabei müsste man nur etwas kreativ werden.


«Über eines müsst ihr euch im Klaren sein: Ihr existiert nicht mehr für unser Land. Frankreich hat euch abgeschrieben, euch alle, ohne Ausnahme.» So begrüsst der Gefängnisdirektor im US-amerikanischen Gefangenendrama «Papillon» (1973) Henri Charrière, gespielt von Steve McQueen, Louis Dega (Dustin Hoffman) und die anderen Deportierten auf der Teufelsinsel in Französisch-Guayana. 2017 folgte ein Remake mit Charlie Hunnam und Rami Malek (dieser Film war besser als das Original, die Begrüssung dieselbe).

Während der Kolonialzeit war das Outsourcing von Straftätern in weit entfernte Kolonien nicht unüblich. Nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775‒1783) konnte Grossbritannien allerdings keine Häftlinge mehr in seine nordamerikanischen Kolonien abschieben. Als Alternative bot sich das 1770 vom britischen Kommandanten James Cook entdeckte Australien an. Allein zwischen 1788 und 1868 wurden über 162000 Straftäter nach Down Under ausgelagert. Die Gefangenen von Botany Bay und Port Arthur wurden auf Feldern, in Minen und im Strassenbau eingesetzt.

Frankreich deportierte von 1852 bis 1953 rund 70 000 politische Gegner und Schwerverbrecher in seine südamerikanische Strafkolonie im Dschungel von Französisch-Guayana. Viele Verurteilte starben an Hunger, Erschöpfung oder Krankheiten. Auch das Königreich Spanien lagerte seine Badboys in entfernte Kolonien aus, darunter auch auf die Philippinen. Im heutigen Jakarta befand sich das Straflager der niederländischen Kolonialherren, auf den Kapverden betrieben die Portugiesen Outdoorgefängnisse, in der libyschen Wüste hatten die Italiener ihre Strafkolonien.

Private Gefängnisse

Die Gründe waren im 18. und 19. Jahrhundert stets dieselben. Europäische Gefängnisse waren überfüllt, deren Unterhalt teuer und die Kolonien benötigten Arbeitskräfte für den Ausbau der kolonialen Infrastruktur. Die Deportierten waren Zwangsarbeiter, die man ohne Entgelt schuften und sterben lassen konnte. Und politische Gegner, die schickte man eh am liebsten ganz weit weg – das war schon in der römischen Antike so.

Aufgrund der hohen Kosten, die inhaftierte Straftäter in Hochpreisländern verursachen, wird seit Jahren über Einsparungen nachgedacht. Das Betreiben einer Strafanstalt ist ein 24-Stunden-Betrieb, das sind täglich drei Schichten zu jeweils acht Stunden. Und wenn nicht mehr die Bestrafung im Vordergrund steht, gelten westliche Standards, die um ein Vielfaches teurer sind als in der Dritten Welt.

Die USA haben sich deshalb in den 1980er-Jahren für etliche Privatisierungen von Gefängnissen entschieden. Gewinnorientierte Privatfirmen arbeiten in der Regel günstiger als aufgeblähte staatliche Verwaltungen. 1984 bekam die Corrections Corporation of America (CCA), heute CoreCivic, als erstes Unternehmen die Erlaubnis für die Übernahme einer Strafanstalt im südlichen Tennessee. Seitdem hat das Unternehmen expandiert und ist heute mit über 60 Anstalten einer der grössten Gefängnisbetreiber der USA. 17 000 Mitarbeiter betreuen 80 000 Straftäter. Die US-Bundesbehörden vergüten den Privaten die Übernahme von Häftlingen je nach Haftart, Standort und Sicherheitsstufe im Schnitt mit etwa 100 US-Dollar pro Tag. Das sind rund 3000 im Monat bzw. 36 000 im Jahr ‒ bei 80 000 Insassen über 2,8 Milliarden US-Dollar. Eine staatliche Verwaltung würde ein Vielfaches kosten. Nicht erstaunlich, dass in den USA die privatisierte Gefängnisindustrie boomt.

Seit längerem wird in den USA und in Europa über die Deportierung von Langzeitinsassen in kostengünstige Länder nachgedacht. Im Schnitt verlangen aufnahmewillige Haftanstalten in der Dritten Welt etwa 7200 US-Dollar pro Häftling im Jahr. In den meisten dieser Länder gilt ein Jahressalär von durchschnittlich rund 3600 US-Dollar als guter Lohn. Die Lebenshaltungskosten sind tief; bescheiden sind jedoch auch Unterbringung, Verpflegung, Hygiene und Sicherheitsmassnahmen.

Abschreckung statt Gefängnishotel

Die Kosten in der Schweiz variieren je nach Kanton, Art der Einrichtung und spezifischen Haftbedingungen. Bei uns haben wir zurzeit etwa 7000 Gefängnisplätze, der Ausländeranteil beträgt rund 70 Prozent, ihr Anteil an der ständigen Wohnbevölkerung liegt bei rund 27 Prozent. Gemäss Andreas Naegeli, Direktor der Anstalt Pöschwies – mit 400 Plätzen das grösste Gefängnis der Schweiz – kostet ein Inhaftierter im Normalvollzug 327 Franken pro Tag, das sind 9810 im Monat bzw. 117 720 im Jahr. Kommen noch erzieherische Massnahmen nach Jugendstrafrecht wie das Sondersetting bei Brian Keller («Carlos») hinzu, summieren sich die Gesamtkosten auf jährlich 350 400 (2013 bis 2015). Die damalige «Platzierungsmassnahme mit intensivpädagogischer Betreuung» beinhaltete die Unterbringung in einer 4-Zimmer-Wohnung mit Betreuung, Boxtraining als «sportpädagogischem Element» und intensiver Einzelbetreuung, um einen strukturierten Tagesablauf zu gewährleisten.

Zwischen 2018 und 2022 war Brian Keller, dem ein aussergewöhnliches Gewaltpotenzial attestiert wurde, für drei Jahre in Einzel- oder Sicherheitshaft. Der eigens für ihn umgebaute Hof kostete die Steuerzahler 1,85 Millionen Franken. Was hat es gebracht? Vor einem halben Jahr unterstützte die Stadt Zürich einen Box-Workshop des Kollektivs #BigDreams mit Brian Keller mit 25 000 Franken. Sie stufte den Event als künstlerisches Projekt ein. Schreibt «Carlos» demnächst Gedichte? Im Juni 2025 wurde Keller erneut verurteilt, diesmal zu 45 Monaten Haft.

Es gehört zum rot-grünen Narrativ, wonach jeder Mensch im Grunde genommen gut und wenn doch nicht so gut, so wenigstens resozialisierbar ist. Anwälte und Richter, die seit Jahrzehnten dieselbe Kundschaft haben, würden hier widersprechen. Es ist keine Frage von links oder rechts, sondern eine Frage der Erfahrung. Nicht alle Menschen haben einen friedlichen Kern, nicht alles lässt sich mit Geld lösen. Auch nicht, wenn es das Geld der andern ist.

Verstoss gegen EMRK

Was wären die Alternativen? Outsourcing, zum Beispiel auf die Philippinen? Das Land besteht aus 7641 Inseln, etwa 2000 davon sind bewohnt. Private verkaufen über Plattformen wie Island-Seeker ihre Inseln. Dao Island (47,9 Hektaren) bei Busuanga / Palawan ist als Freehold verfügbar, die Preise liegen zwischen 250 000 und 1,8 Millionen US Dollar, also unter den Kosten für den umgebauten «Privathof» von Brian Keller. Seit 1987 verbietet die philippinische Verfassung jedoch den Erwerb von Land durch ausländische Privatpersonen oder ausländische Staaten. Im tropischen Paradies wäre der Erwerb nur durch eine philippinische Kapitalgesellschaft mit mehrheitlich philippinischem Besitz denkbar (60 Prozent). Das ist auch in Thailand und anderen asiatischen Ländern so. Doch wie üblich hat fast jedes Gesetz ein Schlupfloch: Ausländische Botschaften, Konsulate oder Kulturzentren können für 25 oder 50 Jahre Land oder Inseln pachten. Die USA schliessen für ihre Militärstützpunkte und Forschungseinrichtungen im Wilden Westen Asiens solche Verträge ab. Gemäss bilateralen Militärabkommen haben sie Zugang zu ihren Basen, aber kein Eigentum am genutzten Land.

Doch auch was auf den Philippinen juristisch möglich ist, wäre bei uns kaum durchsetzbar. Die Schweiz darf ihre Bürger nicht ausser Land bringen, wenn sie unter schlechteren Bedingungen ihre Strafe absitzen müssten. Der Schweizer Hotelstandard müsste auch in der tropischen Inselwelt der Taifune gelten. Es wäre auch ein Verstoss gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) und widerspräche dem Resozialisierungsgebot im Schweizer Strafvollzugsrecht. Der Puddingparagraf der Verhältnismässigkeit würde etlichen Anwälten Vollbeschäftigung garantieren. Doch auch hier gibt es Schlupflöcher. Mit der Zustimmung des philippinischen Kongresses und Präsidenten wäre ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen der Schweiz und den Philippinen möglich. Die Insel bliebe philippinisches Hoheitsgebiet, Schweizer Beamte dürften nur Gaststatus haben.

Kein «Swiss Guantánamo»

Auch in Kanada, den USA, Panama, Fidschi, Griechenland, Tansania und Indonesien sind Inseln nach demselben Prinzip zu haben. Eine Insel für «Carlos» wäre also nur möglich, wenn er eine Haftverbüssung unter freiem Himmel einer Hochsicherheitszelle vorzieht. Es wäre dann keine Gefängnisinsel, kein «Swiss Guantánamo», wie einige Medien aufschreien würden, sondern ein freiwilliges therapeutisches Wohnprojekt für Straftäter mit hohem Rückfallrisiko – betrieben von einer von der Schweiz finanzierten NGO.

Einfacher zu realisieren wäre das Outsourcing auf die philippinische Gefängnisfarm «Iwahig Prison and Penal Farm». Sie liegt auf der Insel Palawan, in der Nähe der Hauptstadt Puerto Princesa. Auf dieser riesigen Farm ohne Mauern leben rund 5000 verurteilte Straftäter. Die Hälfte hat sich dank guter Führung einen Sonderstatus verdient. Sie arbeiten als Selbstversorger in der Landwirtschaft und verbringen die Nächte in frei zugänglichen Schlafsälen. Einzelne leben hier mit Familienangehörigen zusammen. Auf dem Gelände gibt es deshalb eine Schule, Läden und Freizeitangebote. Es gibt kaum Fluchtversuche, die Rückfallquote ist gering, einige bleiben nach Verbüssung ihrer Strafe mit ihren Angehörigen auf der Farm.

Würde «Carlos» das Farmerleben einer grauen Zelle vorziehen? In der Heimat der Box-Ikone Manny Pacquiao kann man übrigens auch ohne Lizenz an Boxkämpfen teilnehmen. Und wenn man ihm einen Internetzugang garantieren würde, könnte er die Zahl seiner Followers massiv erhöhen und so Geld verdienen.

Ungewöhnliche Situationen verlangen manchmal ungewöhnliche Ideen.


11-2025 Cueni “Wie militärisches Hightech Archäologie revolutioniert.“

Werden wir eines Tages Atlantis finden?

Wie militärisches Hightech Archäologie revolutioniert


5807 Claude Cueni / 1.8.25


Wie kann es sein, dass wir im 21. Jahrhundert noch immer jahrtausendalte Siedlungen entdecken? Eine Antwort gab die brutale Naturkatastrophe im Schweizer Bergdorf Blatten. Beim Gletscherabbruch am 28. Mai stürzten rund neun Millionen Kubikmeter Fels, Eis und Geröll ins Tal und begruben das Dorf unter einem bis zu 100 Meter hohen Schuttkegel. Ein Wiederaufbau an der bisherigen Stelle ist aufgrund der massiven Schuttmengen und der anhaltenden Gefahrenlage unrealistisch.

Auch Pompeji wurde nicht wieder aufgebaut nachdem am 24. August 79 n. Chr. der Vesuv einen Drittel der Bevölkerung mitsamt ihren Häusern unter Asche, Bimsstein und Lavamassen begraben hatte. Die frühzeitig Geflüchteten zogen in die Nachbarstädte Neapolis, Cumae und Puteoli.

Für jeden einzelnen Betroffenen bedeuten solche Ereignisse einen unglaublichen Schicksalsschlag. Er verschüttet für immer, was einmal war. Für die Archäologie ist es meistens ein “Glücksfall“, weil bei Ausgrabungen eine unverfälschte Momentaufnahme aus vergangenen Zeiten sichtbar wird.

Solche “Glücksfälle“ werden häufiger dank Innovationen aus den Forschungslabors der Rüstungsindustrie. Manch eine Erfindung sorgte später im zivilen Bereich für Furore. LiDAR (Light Detection and Ranging) wird im Militär für die topographische Kartierung durch Flugzeuge und Drohnen eingesetzt. Da es auch dichte Dschungelvegetation durchdringen kann, nutzen es moderne Archäologen um bisher verborgene Strukturen sichtbar zu machen. Auch unter der Erde. So wurden neue Entdeckungen im kambodschanischen Angkor, in den Maya-Städten in Guatemala und im Amazonas-Gebiet möglich. Auch Magnetfeldmessungen, Bodenradar (GPR) und Sonartechnologie wurden ursprünglich für die Lokalisation feindlicher U-Boote und Minensuche entwickelt. Archäologen spüren damit ohne Grabungen Mauern, Gräber und andere Strukturen auf. Die ursprünglich für militärische Aufklärung entwickelte Drohnentechnologie hat längst die privaten Haushalte erreicht. In der Archäologie hilft sie, in schwer zugänglichen oder gefährlichen Gebieten Informationen zu sammeln. Eine weitere militärische Erfindung ist die Radiokarbon- und Isotopenanalyse. Sie ermöglicht die Datierung von organischem Material wie Knochen, Holz und Textilien. Ohne die von der Marine entwickelte Sonartechnologie wären auch etliche versunkene Städte und Schiffswracks nie gefunden worden.

Nicht nur die Archäologie ist heute stark von militärischer Technologie geprägt. Auch in unseren Haushalten dominiert militärisches Know-how. Das Internet basiert auf “Arpanet“, das einst vom US-Verteidigungsministeriums für die militärische Kommunikation entwickelt wurde. In jedem Neuwagen ermöglicht GPS (Global Positioning System) eine präzise Navigation. Der Mikrowellenherd, die Digitalkameraund die Teflonbeschichtung unserer Bratpfannen sind allesamt kriegsrelevante Technologien, die heute unser Zivilleben erleichtern.

Die Archäologie steht im Jahre 2025 vor einem goldenen Zeitalter der Entdeckungen. Künstliche Intelligenz und Quantensensorik verpassen den Indiana Jones und Lara Crafts einen Megabooster. Dank KI können heute Milliarden von Datenpunkten innert Minuten ausgewertet und Muster erkannt werden, die menschliche Forscher übersehen würden – trotz jahrelanger Forschung. Mit Datenintegrationsplattformen wie «Palantir Foundry», einer entfernten Verwandten der militärisch ausgerichteten Software “Palantir Gotham“, die auch von Israel genutzt wird, können Daten aus ganz verschiedenen Quellen intelligent und aussagekräftig verknüpft werden, was für die Sichtbarkeit von antiken Handelsnetzwerken unerlässlich ist. Falls das angeblich hochentwickelte Atlantis real ist, war Handel die treibende Kraft für den Wohlstand. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen um Artefakte von Zivilisationen ausfindig zu machen, die seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden unter Schlamm begraben auf dem Meeresboden liegen. Die autonomen Unterwasserfahrzeuge (AUVs) von morgen werden sie finden.

Versunkene Städte wurden bisher auf allen Kontinenten entdeckt – die meisten infolge von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder dem Anstieg des Meeresspiegels. Einige wurden zufällig entdeckt, andere gezielt gesucht und gefunden. Zu den besonders gut erhaltenen Altertümern zählt Shi Cheng, “Chinas Atlantis“ in 30 Meter Tiefe. Die Altstadt aus der Ming- und Qing-Zeit bietet wie die meisten Fundorte faszinierende Einblicke in vergangene Kulturen und schreiben nicht selten Geschichte neu.

Werden wir eines Tages auch Atlantis finden? Sofern es nicht nur eine Parabel von Platon war, sollte es dank neusten Tiefsee-Sonar-Technologien und KI zur Mustererkennung noch in diesem Jahrhundert gefunden werden. Und falls es nicht gefunden wird, können wir davon ausgehen, dass es bloss eine gute Story war.

Leider wird es auch in Zukunft apokalyptisch anmutende Naturkatastrophen geben, die Siedlungen zuschütten – und andere freilegen, die bisher unbekannt waren.

In der 4,5 Milliarden Jahre alten Geschichte der Erde sind Naturkatastrophen genauso Normalität wie sich abwechselnde Kalt- und Warmzeiten und damit verbundene extreme Kälte- und Wärmeperioden. Das Klima kann man nicht retten, es tut was es will. Schützen kann man hingegen die Menschen vor den Nebenwirkungen indem man rechtzeitig warnt und in allen Bereichen notwendige Anpassungen vornimmt. Nicht nur in der Städtearchitektur. In Blatten wird zurzeit diskutiert, ob man für die gesamte Alpenregion ein satellitengestütztes, KI basiertes, engmaschiges Monitoring einrichten soll, das kleinste Erschütterungen und langsame Verschiebungen im Zentimeterbereich erfassen kann. Schwierig bleiben die blinden Flecken bei steilen Felsflanken. Aber auch dieses Problem wird eines Tages gelöst. Von der Rüstungsindustrie – falls die Forschung einen militärischen Nutzen hat.

10-2025 Cueni: Netflix. Wendepunkt Vietnamkrieg

Wendepunkt Vietnam, Netflix Serie 2025

Kriegspropaganda Vietnam, Irak, Ukraine

5545 Anschläge inkl. LZ

Die 6teilige Netflix Serie „Turning Point: The Vietnam War (2025)“ zeigt eindrücklich, wie stark der Vietnamkrieg von Propaganda und gezielter Desinformation begleitet wurde. Parallelen zum Krieg in der Ukraine sind unübersehbar und bestätigen einmal mehr, dass im Krieg zuerst die Wahrheit stirbt. Und zwar auf beiden Seiten.

In den 1960er-Jahren bemühte sich die amerikanische Regierung unter Richard Nixon (1913-1994) jede Kritik am Vietnamkrieg zu delegitimieren: Kriegsgegner wurden als kommunistische Handlanger Moskaus oder Pekings diffamiert, ähnlich wie heute im Ukrainekrieg. Wer damals gegen den Krieg protestierte, galt schnell als „kommunistisch unterwandert“, als Sprachrohr Moskaus oder Pekings. Die Frage nach diplomatischen Lösungen oder die Kritik an der Brutalität des Krieges wurden nicht als legitime Meinungen anerkannt, sondern als Bedrohung der nationalen Sicherheit – ein Muster, das sich heute im Ukrainekonflikt wiederholt. Auch heute werden kritische Stimmen, die zu Verhandlungen aufrufen oder westliche Waffenlieferungen infrage stellen, reflexartig als „putingesteuert“ oder gar als “gesichert rechtsextrem“ diffamiert. Der Vorwurf der illoyalen Gesinnung ersetzt das Argument.

In beiden Fällen diente und dient diese Rhetorik dazu, einen differenzierten Diskurs zu unterdrücken und Regierungslinien gegen abweichende Meinungen abzusichern.

Mit der Netflix-Dokumentation “Turning Point: The Vietnam War (2025)“ erscheint eine sehenswerte Analyse des Vietnamkriegs. Hochkarätig sind die zahlreichen Zeitzeugen die ihre Sicht der Dinge darlegen. In fünf Episoden zeichnet Regisseur Brian Knappenberger die politische Eskalation, die medialen Verzerrungen und die tiefgreifenden gesellschaftlichen Spaltungen nach, die der Vietnamkrieg in den USA auslöste.

Ein zentrales Thema der Serie ist die Diskrepanz zwischen den Aussagen der US-Regierung und den tatsächlichen Geschehnissen in Vietnam. Sehr eindrücklich ist die Gegenüberstellung von Presseerklärungen und mittlerweile freigegebenen Tonbandmitschnitten. Da offenbart sich ein menschenverachtender Zynismus der selbst Hartgesottene schockiert. Während Nixon im Fernsehen das Ende des Krieges verspricht, sagt er am gleichen Tag im vertrauten Gespräch mit Kissinger, dass sie aus innenpolitischen Gründen den Krieg weiterführen müssen. Die jungen Männer, die im Dschungel sterben, sind ihm völlig egal. Bei Kriegsende sind es rund 58.000, das sind 58.000 Tragödien, Albträume, stille Geburtstage, leere Stühle und ein Echo, das nie verklingt. Selbst ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende sind die Emotionen der Angehörigen nicht verklungen. Wut und Verbitterung kehren zurück. Nixon schickte meist junge, unerfahrene Männer aus der Unterschicht in den Dschungel. Die grösste Gruppierung waren Afroamerikaner. Sie mussten für ein Land kämpfen, töten und sterben, obwohl dieses Land ihnen weiterhin das Stimm- und Wahlrecht vorenthielt. Muhammad Ali verweigerte am 28. April 1967 den Militärdienst mit den Worten: „Ich habe keinen Streit mit denen, kein Vietcong hat mich je ‚Nigger‘ genannt.“ („I ain’t got no quarrel with them. No Viet Cong ever called me nigger.“). Noch am selben Tag wurde er verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 10.000 US-Dollar verurteilt. Er verlor seine Boxlizenz.

Schon frühzeitig präsentierte die CIA eine umfangreiche Analyse in der sie unmissverständlich darlegte, dass die USA den Vietnamkrieg nicht gewinnen können, nicht gewinnen werden. Nixon und Kissinger wussten es, aber sie brauchten den Krieg zum persönlichen Machterhalt und täuschten und belogen jahrelang Öffentlichkeit und Kongress. Die Dreistheit erinnert an den irakischen Informationsminister „Comic Ali“, der 2003 den Sieg Saddam Husseins verkündete, während US-Panzer an seinem Fenster vorbeifuhren. 

Die Vietnam-Dokumentation ist mehr als ein bloßer Rückblick. Sie zeigt, wie wenig sich Grundmuster politischer Kommunikation geändert haben. Wer sich die fünf Stunden aufmerksam anschaut, erkennt nicht nur die Fehler der Vergangenheit, sondern auch die Fallstricke der Gegenwart: Kriegsbegeisterung ohne Perspektive, mediale Homogenität ohne kritischen Diskurs, moralischer Absolutismus ohne Raum für Diplomatie.

In Vietnam waren Journalisten wie Peter Arnett oder Neil Sheehan massgeblich daran beteiligt, dass die öffentliche Meinung wechselte und landesweite Demonstrationen gegen den Krieg die Regierung das Fürchten lernten. Sie schrieben, was ist. Fakten statt Meinungen. Heute sitzen in den Redaktionsbüros mehrheitlich Aktivisten und Diener der Regierungen. Oeffentlich-rechtliche Fernsehsender sind heute “service gouvernement“ statt “service public“. Das oberste Gebot scheint zu sein: Egal, was passiert, bloss nicht Wasser auf die Mühlen des politischen Gegners.

In diesem Sinne ist „Turning Point: The Vietnam War (2025)“ lehrreich und erinnert woran uns die Medien nicht erinnern wollen und werfen (ohne es zu wollen) die Frage auf, was sonst noch alles gelogen ist? Die Frage müsste eher lauten: Was ist nicht gelogen? Obwohl die fortschreitende Demenz von Joe Biden immer offensichtlicher wurde, verschwiegen die Medien konsequent seine Krankheit und stellten nie die Frage wer in seiner Amtszeit die Regierungsgeschäfte führte. Der Deep State? Wer denn sonst? Ich war es nicht. Dass das Klima wärmer wird ist offensichtlich. Menschengemacht oder Naturkonstante? Erst in einigen Jahren werden wir erfahren, ob Global Warning bloss ein weiterer Scam war, um Sondersteuern zu erheben und den Great Reset durchzusetzen.


Claude Cueni ist Schriftsteller und lebt in Basel. Soeben erschien in der Edition Königstuhl sein Bildband “Small Worlds – Volume II“.


 

09-2025 Cueni “We are all born atheist“

We are all born atheists (Greek “a-theos” = “without god”).

Until someone administers religion to us like an oral vaccine.

The mother of all religions is the sun.

It is neither female nor male.

It is the sun.

It is about 4.6 billion years old.

It is the center of the solar system.

It gives light and life.

It can warm, but also burn.

Sun worship is one of the oldest forms of religious practice.

It was practiced in almost all cultures.

The earliest sun cults date back to the Neolithic period.

The pharaohs were considered sons of the gods; Akhenaten saw himself as the mediator between the sun god and mankind.

The Inca rulers were also regarded as „sons of the sun“ and worshipped the sun god Inti.

The Indian king Rama was said to be a descendant of the sun god Surya.

Japanese emperors are considered descendants of the sun goddess Amaterasu.

Today, more than 3,000 gods are worshipped.

All of them are copy-and-paste constructs, patchwork plagiarisms designed to domesticate people through threats and promises of salvation.

And one more thing:

The sun doesn’t give a damn about our fate.

 

 

08-2025 Cueni “Wir werden alle als Atheisten geboren“

Wir werden alle als Atheisten geboren (griech. „a-theos“ = „ohne Gott“).

Bis uns jemand Religion verabreicht wie eine Schluckimpfung.

 

Die Mutter aller Religionen ist die Sonne.

Sie ist weder weiblich noch männlich.

Sie ist die Sonne.

Sie ist in etwa 4,6 Milliarden Jahre alt.

Sie ist das Zentrum des Sonnensystems.

Sie spendet Licht und Leben.

Sie kann wärmen, aber auch verbrennen.

Sonnenverehrung ist eine der ältesten Formen religiöser Praxis.

Sie wurde in fast allen Kulturen praktiziert.

Die frühesten Sonnenkulte stammen aus der

Jungsteinzeit (Neolithikum).

Echnaton hielt sich für den Vermittler zwischen dem Sonnengott und den Menschen. Auch die Inka-Herrscher galten als „Söhne der Sonne“ und verehrten den Sonnengott Inti.  Der indische König Rama galt als Nachkomme des Sonnengottes Surya. Die japanischen Kaiser gelten als Nachfahren der Sonnengöttin Amaterasu.

Heute werden über 3000 Götter verehrt. Sie sind allesamt Copy & Paste Konstrukte, Patchwork Plagiate und haben zum Ziel die Menschen mit Drohungen und Heilsversprechen zu domestizieren.

Unser Schicksal ist der Sonne scheissegal.

 

 

https://www.cueni.ch/buecher/godless-sun/bibel-der-atheisten/

 

06 – 2025 Weltwoche: Als nicht alle Menschen sitzen durften

weltwoche.de

13.06.2025 19:45

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Als nicht alle Menschen sitzen durften

 

Claude Cueni

In der griechischen Agora und auf dem Forum Romanum gab es steinerne Sitzmöglichkeiten, oft in Form von Mauervorsprüngen oder niedrigen Sockeln. Sitzen war kein neutraler Akt. Wo man sitzen durfte, war klar geregelt. Und wer sitzen durfte, das entschied die soziale Stellung. Die Arena, der Tempel, das Bad – für all diese Orte war stillschweigend geregelt, wer wie und wo -sitzen durfte.

 

Im Mittelalter gab es noch keine Bänke im heutigen Sinn. Sitzen war immer noch ein Privileg. Selbst in der Kirche -musste das Volk stehen (oder demütig knien), nur der Adel durfte sitzen.

 

Auch im 17. Jahrhundert kannten die Städte kaum Sitzbänke; der öffentliche Raum war noch auf Verkehr und Markt ausgelegt. Doch mit dem Aufstieg und der Sichtbarkeit des Bürgertums hielten einfache Bänke Einzug in den öffent-lichen Raum. Marktplätze, Stadttore, Kirchenvorhöfe wurden erstmals Treffpunkte oder Orte des Verweilens.

 

Schwarze hinten, Weisse vorne

Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ermöglichten neue Materialien wie Eisen, Stahl und industriell verarbeitetes Holz die massenhafte Herstellung von Bänken. Doch noch durfte nicht jeder überall sitzen. Die Architektur der Bänke spiegelte anfangs noch die viktorianische Moral und trennte Geschlechter und Klassen. Bald entstanden in Städten wie Paris, London oder Berlin erste -öffentliche Parkanlagen, und Bänke wurden «demokratisiert»: Jeder konnte sitzen, wo es ihm beliebte – aber nicht in allen Ländern. Nicht nur in Südafrika, im heutigen Simbabwe und in den franzö-sischen, britischen und portugiesischen Kolonien blieb das Apartheidsystem erhalten.

 

In den USA wurden Sitzbänke in den 1960er Jahren politisch. In der Zeit der sogenannten Jim-Crow-Gesetze war Rassentrennung Alltag. Auf Wartebänken in Bahnhöfen, Parks oder vor öffentlichen Gebäuden gab es Beschilderungen wie «For Whites Only» oder «Colored Waiting Room». Nicht selten waren die Sitzbänke für Schwarze in deutlich schlechterem Zustand – oder gar nicht vorhanden.

 

Auch in öffentlichen Bussen galt eine klare Rassentrennung. Schwarze mussten hinten einsteigen, Weisse vorne. Die Sitzgrenze konnte nach hinten verschoben werden, wenn mehr Weisse zusteigen wollten. Schwarze mussten für Weisse den Sitz freigeben, auch wenn sie früher in den Bus gestiegen waren. Es war schliesslich die Afroamerikanerin Rosa Parks (1913–2005), die sich gegen dieses Unrecht erhob. Am 1. Dezember 1955 blieb sie demonstrativ im Bus sitzen und weigerte sich, für eine weisse Person aufzustehen. Es war ein historischer Moment der Bürgerrechtsbewegung.

 

Im Zuge der Sozialreformen entstanden nach dem Ersten Weltkrieg vermehrt Grünanlagen, Spielplätze – und damit auch Sitzgelegenheiten. Bänke wurden nüchtern und zweckmässig gestaltet.

 

Dem Zeitgeist folgend

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden mit dem Wiederaufbau neue Typen von Bänken: ergonomisch, vandalensicher und funktional. Der Nachkriegsboom im Westen führte zum Entstehen einer Freizeitgesellschaft, die mehr öffentlichen Raum einforderte. Später, im Zeitalter von Design und Popkultur, wandelten sich die Bänke erneut und folgten dem Zeitgeist. Die Postmoderne spielte mit Formen und Farben – einige Bänke wurden zu Kunst im öffentlichen Raum.

 

Dank Innovationen und neuen Bedürfnissen entstehen heute Sitzbänke der nächsten Generation. Doch die Musik spielt nicht im alternden Europa, das sich am liebsten mit seinen Wohlstandsproblemen beschäftigt, sondern in Asien. In südkoreanischen Metropolen wie Seoul sind Bänke («smart benches») mehr als Sitzgelegenheiten. Sie sind wetterbeständige Dockingstationen und bieten WLAN, USB-Ports, Solarzellen, Displays, News, Hitzeschutz und LED-Leuchten für die Nacht. Ausgestattet mit Fotovoltaikmodulen, nutzen diese Bänke Sonnenenergie, um verschiedene Funktionen zu betreiben, wodurch sie unabhängig vom Stromnetz funktionieren. In kalten Winternächten bieten sie beheizte Sitzgelegenheiten. Weil man auf diesen Bänken sitzen, aber nicht liegen kann, werden sie von Aktivisten als «Anti-Obdachlosen-Bänke» bezeichnet.

 

Aber Sitzbänke sind – wie der Name schon vermuten lässt – zum Sitzen da.