#chronos (1959)

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1959 erblickte Barbara Millicent Roberts das Licht der Welt. Sie hörte auf den Namen Barbie und wurde im Massstab 1:6 an der New Yorker Spielwarenmesse American Toy Fair vorgestellt. Die Mutter aller Barbies kostete drei US-Dollar und war verliebt in die eigene Magersucht. Sie musste zwei Jahre in ihrem schwarz-weiss gestreiften Badeanzug ausharren, bis sie endlich ein Junge zum Abendessen einlud: Ken. Modelliert hat die heute weltweit meistverkaufte Anziehpuppe Max Weissbrodt, der für die Firma Hauser eigentlich Spielfiguren aus Elastolin ­entwarf: Tiere, Indianer, Ritter und römische Legionäre im Massstab 1:45.

Etwas grösser zeichnete der stets prozessfreudige Albert Uderzo 1959 seine ersten Römer, die Asterix und Obelix in der französischen Jugendzeitschrift Pilot verprügelten und anschliessend als Band 1 («Asterix le Gaulois») erschienen. Texter war der «Lucky Luke»-Autor René Goscinny.

Im Massstab 1:1 erschienen schliesslich die Römer von Regisseur William Wyler, die Prinz Ben Hur auf die Galeeren schickte, obwohl die römische Kriegsflotte ausschliesslich professionelle Ruderer verpflichtete. Für die 50?000 Komparsen waren über eine Million Requisiten hergestellt worden. Gegen Ende der Dreharbeiten wurde William Wyler darauf hingewiesen, dass Kulissen und Kostüme der Historie nicht genügen. Er zog eine Historikern bei und fragte: «Was muss ich tun, damit es echter aussieht?» Ihre ­Antwort: «Man müsste alles verbrennen!» Der Produzent verstarb an einem Herzinfarkt und der ­Monumentalfilm wurde mit elf Oscars ausgezeichnet.

Noch rechtzeitig den Galeeren entwischt ist 1959 der kubanische Diktator ­Fulgencio Batista. Er verliess mit 40 Millionen US-Dollar in bar seinen ­Regierungssitz und überliess diesen den Revolutionstruppen unter Fidel Castro.

1959 lieferten sich der amerikanische Vize­präsident Richard Nixon (46) und Nikita Chruscht­schow (65) vor einer Waschmaschine eine hitzige Debatte, die als «Küchengeschichte» in Nixons Memoiren beschrieben ist. Die beiden besuchten die Nationalausstellung der USA in Moskau. Man liess alles auffahren, was die ­Überlegenheit des Westens illustrieren konnte; russische Frauen konnten sich in einem amerikanischen Modellhaus kostenlos einer Beauty­behandlung unterziehen, während an den ­Wänden Diashows von amerikanischen Highways, Supermärkten und modernsten Kücheneinrichtungen liefen. Nixon tippte mit seinem Zeigefinger immer wieder respektlos auf die Brust des Sowjetchefs, was diesen zunehmend in Rage versetzte, und belehrte diesen: «Keine Seite darf der ­anderen ein Ultimatum stellen.» Dieser polterte: ­«Drohungen werden wir mit Drohungen beantworten.» Obwohl beide Streithähne wussten, dass ihr spontanes Gespräch gefilmt und später in den USA ausgestrahlt würde, verloren beide die ­Contenance und lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch, bis Chruscht­schow schliesslich rief: «Lasst uns unsere Raketen vergleichen!»

Duelle gab es auch im amerikanischen Fernsehen. 1959 startete die erste von insgesamt 430 Folgen der Western-TV-Serie «Bonanza». Sie erzählte die Geschichte von Ben Cartwright und seinen drei Söhnen, die auf der Ponderosa-Ranch leben. Die gewaltarmen Episoden, oft fiel kein einziger Schuss, propagierten moralische Standards und endeten stets mit einem Happy End. Also nicht ganz wie im echten Leben.

Über eine «sensationelle Wendung beim ­Genfer Kindermord» berichtete hingegen 1959 die schweizerische Boulevardzeitung
Blick in ihrer allerersten Ausgabe. Sie titelte: «Der Diener ist nicht der Mörder.»

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