#chronos (2009)

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Michael-Jackson

«You are not alone, I am here with you», sangen die untröstlichen Fans vor dem Anwesen des King of Pop. Der mit fast einer halben Milliarde ­verkaufter Tonträger erfolgreichste Entertainer aller Zeiten erlitt im Alter von 51 Jahren einen plötzlichen Herzstillstand. Michael Jacksons Privatarzt Conrad Murray (Monatslohn 150 000 Dollar) hatte ihm zum Einschlafen das Narkosemittel Propofol verabreicht. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu vier Jahren Haft verurteilt.

«Yes, we can», war eine Dialogzeile aus der weltweit ausgestrahlten Kinderserie «Bob the Builder». US-Politstratege David Axelrod übernahm den Slogan für die Präsidentschaftskampagne von Barack Obama und begleitete damit den ersten Afroamerikaner ins Weisse Haus. Im gleichen Jahr erhielt Obama für «seine Stärkung der internationalen Diplomatie» den Friedensnobelpreis.

Während die UNO das Internationale Jahr der Aussöhnung verkündete, listete der «Fischer Atlas» für das Jahr 2009 achtunddreissig ­kriegerische Konflikte auf.

Unblutig, aber nicht minder desaströs waren die Auswirkungen der globalen Finanzkrise, die im Sommer 2007 als US-Immobilienkrise begonnen hatte. Nach dem Platzen weiterer Blasen ­meldeten immer mehr Unternehmen Insolvenz an; Banken, die ihren Top­shots jahrelang Boni in Millionenhöhe ausbezahlt hatten, ­mussten nun mit den Steuer­geldern des kleinen Mannes gerettet werden. Weltweit nahm die verantwortungslose Staatsverschuldung zu, die Weltwirtschaft geriet ins Straucheln, Japan rutschte in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit und die Wall Street hatte den grössten Skandal ihrer Geschichte:

Seit den 70er-Jahren hatte der Finanz- und Börsenmakler Madoff mit absurden Traumrenditen Anleger geködert und mit dem frischen Geld neuer Anleger bezahlt. Tausende von Investoren mussten die Erfahrung machen, dass Renditen ab fünf Prozent möglicherweise mit einem etwas grösseren Risiko ­verbunden sind. Sie bezahlten diesen Lehrgang mit Verlusten von über 65 Milliarden Dollar. Madoffs ältester Sohn Mark erhängte sich 2010 in der Wohnung, sein jüngerer Bruder starb ein Jahr später an Krebs.

«Es gibt überhaupt nur zwei Dinge auf der Welt, die mir Spass machen – das Zweite ist der Film.» 2009 wurde der polnische Filmregisseur Roman Polanski aufgrund eines internationalen Haftbefehls bei seiner Einreise in die Schweiz verhaftet. Er war 1977 von einem Strafgericht in Los Angeles wegen «Vergewaltigung einer ­Minderjährigen unter Verwendung betäubender Mittel» angeklagt worden und war geflohen. Die internationale Kulturszene setzte sich für seine sofortige Freilassung ein. Nur gerade Regisseur Luc Besson erinnerte an die Prinzipien des ­Rechtsstaates: Rechtsgleichheit.

Als die 47-jährige Schottin Susan Boyle die Bühne der Castingshow «Britain’s Got Talent» betrat, wurde sie von Jury und Publikum wegen ihres Asperger-Syndroms verspottet. Doch als sie «I Dreamed a Dream» anstimmte, verschlug es selbst dem Berufszyniker Simon Cowell die Sprache: 150 Millionen Mal wurde der Clip auf Youtube angeschaut und Susan Boyle startete eine erfolgreiche internationale Karriere.

Was Hyperinflation und Währungsreformen bedeuten, konnte man 2009 in Zimbabwe beobachten. Nachdem bereits im Jahr zuvor beim Zimbabwe-Dollar Nummer 3 zehn Nullen gestrichen worden waren, erhielt man nach der erneuten Währungsreform für den Zimbabwe-Dollar Nummer 4 für eine Billion alte Dollars gerade noch einen einzigen neuen Zimbabwe-Dollar.

Jede Papierwährung findet eines Tages zu ihrem eigentlichen Wert: null (gemäss Voltaire).

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