001 Blick »Mit Bitcoins Geld verdienen«

Facebooktwitterredditpinteresttumblrmail

In meiner ersten von mittlerweile 111 Blickkolumnen beschrieb ich im Januar 2018, wieso Bitcoins nicht das »neue Gold«, sondern ein »Schwarz Peter Spiel« sind. Selbstverständlich kann man auch mit etwas Glück beim Kartenspiel reich werden. 

Mittlerweile habe ich mit Bitcoins mehr verdient als mit meinem letzten Roman »Hotel California«. Aber nicht indem ich Bitcoins kaufte, sondern indem ich regelmässig Puts auf fallende Kurse setzte.


Trommelwirbel in der Rue Quincampoix. Als die Tambours verstummen, schlägt ein Gardesoldat den Gong, und Tausende von Menschen rennen los, schreien, rempeln, werden von Kutschen gegen Hauswände gedrückt. Über eine halbe Million Glücksritter sind aus dem Ausland nach Paris gereist, um Aktien der Mississippi-Kompanie zu kaufen. Der Kurs explodiert, steigt innert kürzester Zeit von 500 auf 20’000 Livres. Die Hysterie endet wie alle Spekulationsblasen – mit einem kräftigen Knall. Das war 1718.

Von der holländischen Tulpenzwiebeln-Manie über den Hype mit Eisenbahnaktien im 19. Jahrhundert bis hin zur Dotcom-Blase, stets sind die Vorboten die gleichen: Das Thema beherrscht die Frontseiten der Medien, Taxifahrer diskutieren mit dem Fahrgast die Kursentwicklung, Finanzexperten erklären, wieso jetzt alles anders ist. Das ist stets der Augenblick, wenn die Gier in den Sattel steigt und zum wilden Galopp ansetzt. Zuerst verlieren die Leute den Verstand, dann ihren Einsatz.

Bitcoin ist weder mit erwarteten Goldfunden in Louisiana, Währungsreserven noch mit einer Wirtschaftsleistung unterlegt. Gelobt wird die Anonymität. Die schätzen auch Kriminelle, die im Darknet Handgranaten, Crystal Meth, Kinderpornos und Hackersoftware kaufen. Staaten, die Schwarzgeld bekämpfen, werden den Bitcoin verbieten.

Während Kreditkartenfirmen über 50’000 Transaktionen pro Sekunde abwickeln, schafft das Bitcoinnetzwerk gerade mal vier und bräuchte für das gleiche Volumen circa dreieinhalb Stunden. Denn jede Transaktion muss weltweit auf jedem Computer der Bitcoin-Miner registriert und bestätigt werden. Nicht erstaunlich, dass das Bitcoin-Netzwerk jedes Jahr so viel Strom verbraucht wie die gesamte Schweiz in vier Monaten.

Eisenbahn, Computer, Internet, all diese Innovationen haben überlebt, aber auf der Strecke blieben stets Tausende Pioniere, Firmen und bankrotte Aktionäre. Die Blockchain-Technologie der nächsten Generation wird überleben, aber von den zurzeit über 1400 Kryptowährungen werden nur noch wenige dabei sein.

Trotzdem lässt sich mit Bitcoins Geld verdienen: Wenn man mit einem Put auf fallende Kurse setzt. Aber auch dann gilt: Das Timing ist alles, also wie im richtigen Leben.


 

Facebooktwitterredditpinteresttumblrmail