111 Blick »Bellen vor der Haustür

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Regungslos sitzt der neugewählte philippinische Präsident »Bongbong« Marcos an einem Tisch umringt von seinen Oligarchenfreunden, die in ausgelassener Stimmung Party feiern. Der Sohn des Diktators Ferdinand Marcos geniesst still seinen historischen Sieg, während seine Kumpels »Umagang Kay Ganda« anstimmen, »die Sonne der Hoffnung ist endlich zurück«.

Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in bitterer Armut, die Kindersterblichkeit (bei 1000 Lebendgeburten) liegt bei 26,4 Prozent (Schweiz: 3,68). Das Land hat eine Auslandverschuldung von 12 Trillionen Pesos, das ist eine Zahl mit 18 Nullen. Sparen will man jetzt bei den sozialen Ausgaben. Die Weltbank hat dem heruntergewirtschafteten Inselstaat ein Darlehen von 600 Millionen Dollar gewährt. Doch bereits während der blutigen Diktatur flossen Teile der Entwicklungsgelder direkt in die Taschen des nimmersatten Ehepaars Marcos. Am Ende hatte es dem Land 10 Milliarden Dollar gestohlen. Ihr Sohn »Bongbong« Marcos konnte für seinen Wahlkampf aus dem Vollen schöpfen.

Egal, wieviele Milliarden Hilfsgelder der Westen nach Südoastasien überweist, profitieren werden stets der Marcos-Clan und sein Netzewerk. Auch wenn Joe Biden umgehend gratulierte und die Fortsetzung der Freundschaft beschwor, wird die ehemalige Kolonialmacht den Pufferstaat vielleicht trotzdem verlieren, denn mit Ausnahme der Zweitplazierten Leni Robredo waren alle Präsidentschaftskandidaten antiamerikanisch.

Erstaunlich, denn China besetzt weiterhin die für den maritimen Welthandel wichtigen philippinischen Riffe im südchinesischen Meer, obwohl der Schiedsgerichthof in Den Haag der Klage der Philippinen stattgegeben hat. Davon unbeeindruckt besetzt China das fischreiche Riff Scarborough Shoal mit Armeeeinheiten, schüttet künstliche Inseln auf, baut Hafenanlagen, Flugplätze und stationiert Raketen.

Mit der Wahl von Marcos Junior wird die Kündigung der Pachtverträge für die Nutzung der philippinischen Häfen durch die amerikanische Marine erneut ein Thema sein.  Dann wird auch ein offensichtlich dementer Joe Biden »das Bellen der Hunde« vernehmen. Es wird jedoch eher ein feuerspuckender Drache sein, der an die Kuba-Krise erinnert. Damals, im Oktober 1962, stationierte die UdSSR sowjetische Mittelstreckenraketen auf Kuba. Direkt vor Amerikas Haustür.


Voranzeige: Im August erscheint mein Thriller »Dirty Talking«.


 

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