Marketing vor 2000 Jahren

DSC_3624

Die Skulpturhalle Basel hat ihre Ausstellung „Augustus, Macht, Moral, Marketing vor 2000 Jahren“ eröffnet. Als regelmässiger Besucher war ich neugierig auf „Marketing vor 2000“ Jahren. Doch ich war sehr enttäuscht, vielleicht waren auch meine Erwartungen zu hoch. Dass Statuen, Büsten, Reliefs und Münzen zur Propaganda dienten, ist hinlänglich bekannt. Gerade Münzen wären interessant gewesen, waren sie doch eine Form des Kurznachrichtendienstes, der sich über die Handelswege über alle Provinzen ausdehnten. Aber leider bietet die Ausstellung nichts Neues, die audiovisuellen Installationen sind wenig innovativ. Eindrücklich bleibt weiterhin die Dauerausstellung mit den überlebensgrossen Statuen. Gut gemacht ist der 78seitige Ausstellungskatalog, den man für fünf Franken erwerben kann.

Es nährt das Leben auch vom Leide sich

 10484988_10204099202778095_7936948624162590018_n

Heute im Säulengang des Basler Staatsarchivs aufgenommen.

Ein Zitat von Hölderlin (1770 – 1843).

Nicht in der Blüt und Purpurtraub ist heilige Kraft allein: Es nährt das Leben auch vom Leide sich. Johann Christian Hölderlin (1770 – 1843)

Zum Tode von Klaus Zapf

Bildschirmfoto 2014-08-27 um 06.32.32

«Freiheit ist: Nachts eine Weisswurst zu fressen und keiner fragt warum.»

In jungen Jahren besetzte der verhinderte Jus Student und Rudi Dutschke Freund leerstehende Häuser. Das brachte ihn auf die Idee, mit seinem museumsreifen Ford Transit linke Hausbesetzer zum Freundschaftstarif zum nächsten leerstehenden Haus zu chauffieren, denn er hatte begriffen, dass er ausser „Häuser besetzen“ nur eins beherrschte: Möbel packen.

Das 1975 gegründete Umzugsunternehmen ZAPF beschäftigt heute sechshundert Mitarbeiter in 14 Städten und gilt als eines der grössten Umzugsunternehmens Europas.

Der schrullige und humorvolle Selfmademillionär starb nun 61jährig an einem Herzinfarkt.

Zapf sagte einmal in einer Talkshow: «Freiheit ist, nachts zum Kühlschrank zu gehen, eine Fleischwurst zu fressen, und keiner fragt: Warum? Was ist los? Was machst du da? Solchen Fragen niemals ausgesetzt zu sein, sei das grösste Glück im Leben.»

Fluchtweg im Kopf

Glücklich, wer jetzt Ferien hat und den ganzen 640seitigen Wälzer am Stück verschlingen kann.

Mit diesem Roman hat sich der Basler Autor endgültig in die Riege der Neuen Klassiker geschrieben. Ein makelloses Buch!

Das Claude Cueni ein grossartiger Erzähler ist, hat er schon mehrfach bewiesen. Etwa mit «Das grosse Spiel», der Geschichte um den Erfinder des Papiergeldes, mit «Cäsars Druide» oder mit «Der Henker von Paris». Alles dicke, historische Schinken, an deren Ende man sich sehnlichst wünscht, es ginge noch Hunderte von Seiten weiter, so spannend und voller fantastischer Figuren sind die Romane.

Weiterlesen →

Umringt von seinen Protagonisten.

Schweiz am Sonntag / Lifestyle / von Reinhold Hönle / 20. Juli 2014

Der durch seine historischen Romane bekannt gewordene Basler Autor Claude Cueni (58) lebt am liebsten zusammen mit den Figuren und Gegenständen seiner Romane.

Als uns Claude Cueni und seine philippinische Ehefrau Dina in ihre Vierzimmerwohnung in einem modernen Mehrfamilienhaus in Allschwil BL führen, staunen wir nicht schlecht: Wir sind nicht die einzigen Gäste! Im grosszügigen, mit der offenen Küche verbundenen Wohn- und Esszimmer sitzen bereits ein Kardinal und ein Höfling, dessen Gewand und Perücke aussehen, als wäre er dem Film «Gefährliche Liebschaften» entsprungen.

Bildschirmfoto 2014-08-27 um 06.44.58

Weiterlesen →

Bitte nicht lachen!

Unknown-1Leonard Cohen sang Ende der Neunzigerjahre: «First we take Manhattan, then we take Berlin.» Im Jahre 2014 wirbt eine russische Bank in Davos mit «Heute Sotschi. Morgen die Welt». Und prompt gräbt ein wachsamer Zeitgenosse ein Nazilied aus, konstruiert einen Zusammenhang und meldet diesen gehorsam der Öffent­lichkeit. Die Medien kolportieren dankbar, aber wer zum Teufel kennt dieses Nazilied? Darauf muss erst einer kommen! Die Jagd auf Verstösse gegen die Political Correctness mutiert allmählich zum Freizeitvergnügen eines neuen alterna­tiven Spiessertums. Mittlerweile wird jeder Witz, jede Parodie, jeder Text ­analysiert, interpretiert und im Zweifelsfall verurteilt: Überall wittern die neuen ­Ayatollahs des guten Humors, Rassismus, braune Idelogie und Frauen­feindlichkeit. Darf Satire nur noch pädophile Kardinäle, SVP-Politiker, Schweizer Bankiers und das männliche Geschlecht aufs Korn nehmen? Oder darf Satire auch blöd, sogar saublöd, peinlich oder talentfrei sein? Ist das einst hart errungene Recht auf freie Meinungsäusserung nur noch Spielball des Zeitgeistes?

Folgen nach den inflationären Plagiat­jägern im universitären Umfeld jetzt die klammheimlichen Fahnder, die Bücher, Werbetexte, Parodien, Karikaturen und Kunstobjekte unter die Lupe nehmen? Sollen vielleicht die Reiseberichte von Gustave Flaubert verboten werden, weil er Ägypter (wie im 19. Jahrhundert üblich) als «Neger» bezeichnete?

Was hat Vorrang: historische Authenti­zität oder vom Zeitgeist abhängige Political Correctness? Von «Tim im Kongo» wollen wir gar nicht reden. Da hat ein kongolesischer Student bereits 2007 erfolglos prozessiert …

Durfte der Soldat Charlie Sheen in «Hot Shots II» seinem afroamerikanischen Kameraden vor dem Einsatz aus Versehen die schwarze Tarnfarbe reichen? Darf der Knecht des Sankt Nikolaus noch Afrikaner sein? Dürfen wir nie mehr über blöde Blondinenwitze lachen?

Am Ende bleibt die Frage: Ist es möglich, dass sich manche Intellektuelle vielleicht zu ernst nehmen?

© Basler Zeitung; 22.01.2014; Seite bazab19
Kultur