#chronos (1984)

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1984-book9«Gib mir deine Mütze.» «Wieso?»

«Weil ich mich übergeben muss.»

Harrison Ford griff zum zweiten Mal zu Fedora und Peitsche, um den «Tempel des Todes» zu betreten. Das reale Vorbild war der amerikanische Archäologe Hiram Bingham, der 1911 die seit dem 16. Jahrhundert bekannte Ruinenstadt Machu Picchu erforschte.

13 Jahre nach Erfindung der E-Mail durch Ray Tomlinson sandte Laura Breeden über das ­wissenschaftlichen Computernetzwerk CSNET, dem Vorläufer des Internets, die erste Mail nach Deutschland. Heute werden täglich 166 Milliarden Mails pro Tag verschickt. Obwohl CSNET die E-Mail lediglich für den wissenschaftlichen Austausch eingeführt hatte, trug das unkontrollierbare Benutzerverhalten dazu bei, dass heute 3,8 Milliarden E-Mail-Konten aktiviert sind.

1984 prägte IBM mit der Lancierung des IBM Personal Computers/AT nicht nur den Begriff «PC» für Computer, sondern auch den Standard für ein ganzes Jahrzehnt. Innovativer war jedoch Apples Macintosh, der bereits eine grafische Benutzeroberfläche bot und mit 128 KB Arbeitsspeicher und 9-Zoll-Monitor auf den Markt kam. Er kostete rund viertausend Dollar, der Preis von 180 Aktien zu 22 Dollar. Wer damals 180 Apple Aktien erwarb, hat heute den 266-fachen Wert im Depot, über eine Million ­Dollar. Sofern er nicht ­verkauft hat.

Aufbruchstimmung gab es auch bei der Hardware. Der US-Amerikaner Chuck Hull erfand den 3-D-Drucker, der allerdings fast 20 Jahre brauchte, bis er massentauglich wurde. Auch softwaremässig gab es «Fortschritte»: Der Chaos Computer Club drang in das BTX-System der Deutschen Bundespost ein, überwies sich 135 000 DM auf das eigene Konto und meldete anschliessend den Vorfall, um auf die Schwachstellen des Systems hinzuweisen. Das geschieht auch heute noch, nur melden die Täter anschliessend den Vorfall nicht und die ­Banken entschädigen die Opfer diskret. So viel zu den Vorteilen der bargeldlosen Verkehrs.

1984 liessen uns weniger die Prophezeiung des Nostradamus erschaudern, sondern die Visionen von George Orwell, der bereits 1949 den omnipräsenten Überwachungsstaat in seinem Roman «1984» beschrieben hatte. Orwell hatte in seinem Science-Fiction-Roman nicht voraussehen können, dass eines Tages Milliarden von Menschen zu Staatssicherheitsoffizieren in eigener Sache werden würden und detailbesessen Uhrzeit, Ort und Zusammensetzung ihres Frühstücks auf allen sozialen Medien posten würden. Durch die narzisstische Individualisierung der Gesellschaft sank auch die Duldungsschwelle für abweichende Meinungen. George Orwell schrieb dazu: «Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.»

Südwestlich von Kairo wurden die Überreste einer 32 Millionen Jahre Aegyptopithecus zeuxis gefunden, ein Vorfahre von Mensch und Affe. Eine echte Knacknuss für die Theologen in den Rhetorikseminaren. Italien revidierte Teile der Lateranverträge mit dem Vatikan und schrieb den religiösen Pluralismus fest. Religion war nun eher Privatsache wie Kuchen backen oder Klavier spielen.

Prince kam mit «Purple Rain» in die Hitparaden, «It’s time we all reach out for something new», es ist Zeit, sich nach etwas Neuem umzusehen. Science-Fiction, manchmal eine Form von religiösem Aberglauben, wurde noch populärer. Arnold Schwarzenegger, ein moderner Engel in Gestalt eines Cyborgs, landete auf der Erde, um die ahnungslose Serviererin Sarah Connor vor den Mächten der Finsternis zu retten. Er versprach wie die meisten Propheten vor ihm: «I’ll be back.»

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