«Ausserirdische sind unter uns»
Interlaken
Auch wer seine Theorien nicht teilt, muss anerkennen, dass ihm Grosses gelungen ist. Erich von Däniken hat rund siebzig Millionen Bücher verkauft. Er hat Schriftsteller und Regisseure zu neuen Werken inspiriert, bei Millionen von Menschen die Faszination für alte Kulturen geweckt, sein Name wurde zum Brand, EvD, ein Synonym für Ausserirdisches. Der Papst erteilte ihm mit einer Urkunde den apostolischen Segen zum Geburtstag. Als Weltstar der Prä-Astronautik gehört EvD nebst Roger Federer zu den berühmtesten lebenden Schweizern.
Von Däniken empfängt uns in seinem schlichten Büro in Interlaken. Auch mit 89 vertritt er mit grosser Leidenschaft seine Thesen, doch gegenüber seinen Gegnern lässt er Milde walten und zeigt sogar Verständnis. Seine Antworten sind druckreif, sein Gedächtnis phänomenal, eine beeindruckende Persönlichkeit mit grossem Herzen und Sinn für Ironie.
Weltwoche: Herr von Däniken, Sie werden am 14. April 2025 neunzig Jahre alt. Was hat Sie so fit gehalten? Die Gene oder dass Sie in prähistorischen Ruinen mehr als 10 000 Schritte täglich gelaufen sind?
Erich von Däniken: Keines von beidem. Ich bin ein tiefgläubiger Mensch, und ich bete jeden Tag zum grandiosen Geist der Schöpfung. Die anderen nennen es Gott, es kommt alles auf dasselbe raus. Ich bitte diesen Schöpfungsgeist, ich möchte weiterleben, ich möchte gesund bleiben, ich möchte aktiv bleiben. Zumindest bilde ich mir ein, das ist der Grund dafür, dass ich so alt wurde und noch topfit bin.
Weltwoche: Zurzeit leben über acht Milliarden Menschen auf der Erde. Hat dieser kosmische Geist Einfluss auf jeden Einzelnen?
Von Däniken: Nein. Jeder ist für sich selber verantwortlich. Jeder Mensch ist einzigartig. Wir alle sind grossartige Geschöpfe des Universums, aber selber verantwortlich für das, was wir tun oder nicht tun.
Weltwoche: Nicht erst seit dem grossen Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 und nach dem Holocaust wurde die Frage aufgeworfen, wie das Leiden in der Welt mit der Annahme zu vereinbaren sei, dass Gott, oder der kosmische Geist, allwissend und gut sei. David Hume sagt im 18. Jahrhundert: Ist Gott willens, das Böse zu verhindern, aber nicht fähig, dann ist er impotent. Ist er fähig, aber nicht willens, dann ist er boshaft. Was antworten Sie David Hume?
Von Däniken: Ich sehe Gott nicht als Wesen, das boshaft oder gut ist. Gott ist, wie ich es vorhin sagte, der grandiose Geist des Universums. Gott greift nicht in unser individuelles Leben ein. Er ist nicht verantwortlich für das, was wir machen. Das sind wir selber. Wenn es einer ganzen Gesellschaft schlechtgeht oder eine Gesellschaft fürchterliche Gräueltaten begeht, einen Holocaust, dann ist es die Gesellschaft, sind es die Menschen. Gott ist nicht dafür verantwortlich.
Weltwoche: Aber wenn Sie zu ihm beten, dann erwarten Sie doch, dass er etwas für Sie tun kann.
Von Däniken: Die Gebete sind nicht an ihn gerichtet, nicht an ein menschenähnliches Wesen, sondern an den grandiosen Geist der Schöpfung.
Weltwoche: Als 1968 Ihr erstes Buch im Econ-Verlag erschien, «Erinnerungen an die Zukunft», hielt man Ihr Werk für eine faszinierende Mischung aus Doku-Fiction und Science-Fiction. Heute glauben über 80 Prozent der Menschen in den USA, dass es bereits vor den Sumerern hochentwickelte Zivilisationen gab. Das ist auch Ihr Verdienst. Bei UFOs sind die Meinungen jedoch geteilt. Elon Musk sagt, er betreibe 6000 Satelliten, die nonstop um die Erde kreisen. Wenn es ausserirdische Besucher gäbe, würde er es wissen. Was antworten Sie Elon Musk?
Von Däniken: Er geht mit technischen Mitteln vor. Aber Ufos können sich unseren technischen Mitteln entziehen. Nun ist mir selbstverständlich klar, dass da oben im Universum Dinge passieren, für die wir zurzeit noch keine vernünftige wissenschaftliche Erklärung haben. Die Astrophysik wird irgendwann vernünftige Erklärungen finden für das eine oder andere rätselhafte Phänomen. Nur, es kommt immer bloss die halbe Wahrheit heraus. Denn die ganze Wahrheit ist, es gab Entführungen. Menschen sind entführt worden von Ausserirdischen, Menschen tragen Implantate von Ausserirdischen. Das sind Facts, beschrieben unter anderem vom Harvard-Professor Joel Mack in seinem Buch «Abduction». Das ist Fakt, und darüber wird nicht geredet. Darüber sollte man reden, wenn man die ganze Wahrheit über Ufos wissen will. Ich bin überzeugt, wir werden nicht nur beobachtet, sondern Ausserirdische sind unter uns. Und heute gibt es verschiedene Wissenschaftler und Politiker, die dazu stehen. Ich kann Ihnen mein neues Buch mitgeben, mit zehn Zitaten von berühmten Leuten.
Weltwoche: Das Buch habe ich vor unserem Treffen gelesen, die Liste steht im Anhang.
Von Däniken: Das sind keine Spinner. Die Leute wissen, was sie sagen. Mit einem von ihnen habe ich am Telefon gesprochen und gefragt «Wieso sagen Sie so etwas?» Er sagte: «Erich, wenn wir Wissenschaftler, wir Astrophysiker, sagen würden, es gibt Ausserirdische, würden wir von unserer eigenen Zunft nicht mehr ernst genommen. Die würden sagen: ‹Was ist bloss mit ihm los? Tickt er nicht mehr richtig? Ist er alt geworden?› Wir sind dankbar, dass es Menschen wie dich gibt, Menschen, die keinen wissenschaftlichen Ruf zu verlieren haben und die das unter das Publikum bringen. Denn Ausserirdische sind offenbar unter uns.»
Weltwoche: Wieso unterzieht man Leute, die das behaupten, nicht öffentlich und zur besten Sendezeit einem Lügendetektortest. Das wäre überzeugender.
Von Däniken: Ich bin jetzt nicht darüber informiert, ob es solche Fälle schon gab. Vielleicht gibt es in irgendeinem der UV-Bücher Fälle von Lügendetektoren. Nur, auch Lügendetektoren sind umstritten. Wenn einer raffiniert ist und kaltblütig lügt, dann wird sein Puls deshalb nicht höher. Er hat sich einfach im Griff.
Weltwoche: 1977 schickte die Nasa die «Voyager Golden Record»-Scheibe des Astronomen Carl Sagan als Botschafter der Menschheit ins All. Sie erklärt ausserirdischen Zivilisationen unseren Standort und das Leben auf der Erde. Aufgrund ihrer Beschaffenheit und der äusseren Bedingungen hat die Scheibe kein Verfallsdatum. Wieso haben die Ausserirdischen vor 400 000 Jahren nicht Ähnliches hinterlassen?
Von Däniken: Das haben sie! Es wird nur nicht zur Kenntnis genommen. Jeder Christ und jeder Angehörige jüdischen Glaubens kennt zum Beispiel die Bundeslade. Was ist die Bundeslade? Der Papst der koptischen Kirche hat vor einigen Jahren an einem interreligiösen Treffen gesagt: «Ja, ich habe die Bundeslade gesehen, das Innere ist nicht von dieser Welt.»
Weltwoche: Wieso zeigt man das nicht öffentlich? Jeder Fernsehsender würde sich darum reissen.
Von Däniken: Es nützt nichts. Schauen Sie, das japanische Kaiserhaus behauptet, sie seien ursprünglich Abkömmlinge von Fremden, von Göttern aus dem All. Und eines dieser Wesen hat dem japanischen Kaiserhaus 700 v. Chr. eine Scheibe geschenkt. Man nennt sie die Scheibe von Ise. Die ist ausgestellt in einem Museum in Hokkaido. Ich war mal dort, aber die Scheibe ist bedeckt mit einem Tuch. Aber die ist da.
Weltwoche: Und wieso ist die Scheibe mit einem Tuch bedeckt?
Von Däniken: Wer sie sieht, fängt an zu spinnen, behaupten sie. Man würde psychisch durcheinanderkommen. Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen.
Weltwoche: 1995 strahlten TV-Anstalten den Film «Alien Autopsy – Fact or Fiction?» aus, der die Autopsie eines Aliens zeigt, das 1947 nach einem UFO-Absturz in Roswell angeblich geborgen wurde. Es war eine weltweite Sensation. Elf Jahre später gab Produzent Ray Santilli zu, es war alles gefälscht. Schaden Ihnen solche Fakes?
Von Däniken: Selbstverständlich, es schadet der ganzen Geschichte um Ausserirdische. Ich vertrete ja vehement die Meinung, sie waren da, und sie sind immer noch da. Und dann kommt sowas und schadet. Aber auch da gibt es wieder zwei Meinungen. Man sagt, dass Santilli zu diesem Dementi gezwungen worden sei, um die Menschheit nicht zu beunruhigen. Es gibt ein Phänomen, das nennt man den Zeitgeist. Was ist der Zeitgeist? Der Zeitgeist ist die gerade herrschende Vernunft. Und wir alle sind Opfer dieser gerade herrschenden Vernunft. Wir müssen vernünftig sein, sonst nimmt uns die Gesellschaft nicht ernst. Und damals, bei diesem Santilli-Fall, hiess es, das ist unvernünftig, du wirst nicht ernst genommen, du musst das richtigstellen. So habe ich es zumindest von Insidern gehört.
Weltwoche: Zur Area 51 nordwestlich von Las Vegas gibt es viele Theorien. Forschen die USA auf diesem militärischen Sperrgebiet an Technologien von Ausserirdischen? Der Wissenschaftler David Grimes rechnete aus, dass die Nasa in den 1960er Jahren rund eine halbe Million Mitarbeiter beschäftigte und dass die Wahrscheinlichkeit der Geheimhaltung bei 5 Prozent liegt. Was ist Ihre Meinung zur Area 51?
Von Däniken: Auch hier weiss ich nichts Sicheres. Ich weiss nur das, was man in den Medien liest. Jetzt kenne ich natürlich ein paar Menschen, die bei der Nasa gearbeitet haben. Und darunter den Joe Blumrich. Er war seinerzeit die rechte Hand von Werner von Braun, Duz-Freund. Und den habe ich mal gefragt: «Stimmt da irgendwas an dieser Area 51?» Er gab zur Antwort: «Doch, da stimmt schon was.» Dann habe ich gefragt: «Hast du denn so ein Wrackteil gesehen?» «Nein», hat er gesagt, «das habe ich nie gesehen.» Das sei seinerzeit in den Hangar 18 transportiert worden. Später habe man danach gesucht, und niemand wusste mehr etwas.
Weltwoche: Donald Trump hat sich immer wieder zu unidentifizierten Flugobjekten geäussert und im Juni 2024 dem Podcaster Logan Paul gesagt, dass er nach seinem Amtsantritt einige Akten deklassifizieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Weil, Zitat, «es wahrscheinlich ist, dass es da draussen etwas gibt». Was sind Ihre Erwartungen?
Von Däniken: Nicht nur Donald Trump. Die meisten früheren Präsidenten, zumindest die, die ich in meinem Leben erlebt habe, mindestens drei, haben immer behauptet, wenn sie ins Amt kämen, würden sie die UFO-Akten freigeben. Und keiner hat sich daran gehalten. Offenbar ist ihnen, nachdem sie die Akten persönlich gesichtet oder mit den zuständigen Personen gesprochen haben, klargeworden, was sie damit auslösen würden. Die Menschheit ist nicht darauf vorbereitet. Wir haben Angst vor Ausserirdischen. Die Mehrheit schon wegen der Religionen. Dann haben wir Angst vor den Fremden. Nutzen die uns aus? Wollen die unsere Rohstoffe? Wollen die uns als Sklaven missbrauchen? Wir haben Angst! Wir sind nicht darauf vorbereitet! Und deshalb finde ich, es wäre gut, hier öffentliche Arbeit zu tun, um die Angst zu verlieren. Letztlich haben wir auf der Erde verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und verschiedene Rassen. Das Wort kann man getrost sagen. Aber wir alle sind die Menschheit. Wir sind die Menschen, die Spezies, die menschliche Spezies. Und wenn wir je mit Ausserirdischen offiziell in Kontakt kommen, dann können wir nicht sagen, ich bin jetzt nur Mitglied der FDP, und meine politische Partei ist richtig. Oder ich bin einer von den Katholiken, und meine Religion ist richtig. Wir werden uns als gesamte Menschheit präsentieren müssen. Und das täte uns allen gut. Die Kleinigkeiten, die Streitereien, die brauchen wir nicht. Wir brauchen ein kosmisches Bewusstsein.
Weltwoche: Dank der Lasertechnologie Lidar kann man heute mit einer Drohne auch im dichten Regenwald Bodenstrukturen erkennen, die als 3-D-Modell dargestellt werden. Mit dem UAV-SAR-Radarsystem kann man die inneren Schichten der Eisdecke kartieren. Rechnen Sie damit, dass wir in absehbarer Zeit 100 000 Jahre alte Siedlungsstrukturen einer unbekannten Zivilisation entdecken werden, die nach dem Ansteigen der Meeresspiegel versunken ist?
Von Däniken: Definitiv, das fängt jetzt schon an. Es gibt bereits Publikationen, die sagen, in der Antarktis, wo das Eis schmilzt, tauche da und dort etwas auf. Man kann auch unter dem Eis messen, Pyramiden, ähnliche Bauwerke. Da kommt etwas auf uns zu, da bin ich überzeugt. Es müssen nicht gerade Hunderttausende Jahre sein. Wir werden früher oder später merken, dass wir nicht die einzige Zivilisation auf diesem Planeten sind. Es gab mehrere Zivilisationen, und das erfindet nicht der Erich von Däniken. Lesen Sie mal Platon. Vor 2500 Jahren schreibt er in seinem Buch über die verschiedenen Welten, die alle schon untergegangen sind, die es alle schon gab, vor 2500 Jahren. Das wird öffentlich diskutiert, und in Platons Buch «Gesetze» nicht nur auf einer halben Seite, sondern gleich auf vier, fünf Seiten. Es gab mehrere Weltuntergänge. Wir wissen nichts davon.
Weltwoche: Sie haben sich ausführlich mit alten Zivilisationen beschäftigt und Übersetzungen von 5000 Jahre alten Schriften gelesen. Die Geschichte der Menschen ist auch die Geschichte der Naturkatastrophen, Seuchen und Klimaveränderungen. Halten Sie global warming für eine Naturkonstante oder für eine weitgehend menschengemachte Klimaerwärmung?
Von Däniken: Meiner Meinung nach hat das mit «menschengemacht» überhaupt nichts zu tun. Natürlich haben wir Klimawandel, definitiv. Das sieht und spürt ja jeder. Natürlich müssen wir uns anpassen, natürlich bringt das Veränderungen für viele Kulturen, aber Klimawandel hatten wir immer schon. In den vergangenen Jahrtausenden, Jahrzehnten, Jahrhunderten gab es Eiszeiten, Zwischeneiszeiten, das kann man beweisen. Wir wissen heute mit absoluter Sicherheit, dass die Sahara alle 20 000 Jahre grün wird und dann wieder zur Wüste. Das ist eindeutig bewiesen von einem Team, das Bohrungen gemacht hat bis in dreissig Meter Tiefe. Da war der Mensch nicht schuld. Klimawechsel, ja, wir stecken mittendrin. Vielleicht haben wir ein Prozent Schuld daran, das kann man nicht ausgleichen.
Weltwoche: Sie sind am 14. April 1935 in Zofingen geboren. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, waren Sie gerade mal vier Jahre alt, als er endlich zu Ende war, ein Teenager von vierzehn Jahren. Inwieweit hat der Krieg Ihre Kindheit und Jugend beeinflusst?
Von Däniken: Ich wuchs in Schaffhausen auf, unmittelbar an der Grenze zu Deutschland. Mein Vater hat natürlich täglich Radio gehört, hat immer geschimpft und gesagt, er würde diesen Hitler erschiessen, wenn er könnte. Als Knabe hat man nur ein bisschen was verstanden. Es gab natürlich immer wieder Alarm, und im April 1944 war Schaffhausen die einzige Schweizer Stadt, die irrtümlicherweise, sagt man, von den Alliierten, von den Amerikanern bombardiert wurde. Unweit unseres Hauses gab es ein Gebäude, das «Casino» hiess. Dort waren Internierte. Nicht nur amerikanische Piloten, die abgestürzt waren, sondern vereinzelt auch Deutsche. Da sass ich als Kind oft mit denen am Lagerfeuer. Die haben gesungen und vertrugen sich untereinander. Als Internierte.
Weltwoche: Womit haben Sie als Kind gespielt? Was waren Ihre Leidenschaften als Teenager? Musik, Filme, Sport, Kunst, Partys oder bereits Geschichte?
Von Däniken: Ich war nie ein Sportstyp. Ich war nie einer, der mit seinen Kollegen Fussball gespielt hat. Ich wollte immer wissen. Meine ganze Leidenschaft gehörte den Bibliotheken. Ich bin in Bibliotheken gegangen. Ich war einige Jahre in einem katholischen Jesuiteninternat. Es war einer der Jesuiten, der mir sagte: «Erich, du suchst nach dem und dem. Geh in die Bibliothek und frag nach dem Buch Henoch.» Das habe ich dann gemacht und bin da in eine Geschichte reingeschlittert, die mich nicht mehr losgelassen hat. Ich bin überzeugt, der Hinweis seinerzeit von dem Professor, ich solle das Buch Henoch lesen, war eine entscheidende Weichenstellung in meinem eigenen Leben.
Weltwoche: Sie sind seit mindestens siebzig Jahren aktiver Medienkonsument. Im Gegensatz zur jüngeren Generation haben Sie bereits unzählige angekündigte Weltuntergänge erlebt. Allein seit 1981 hat das Magazin Der Spiegel 38 Coverstorys gedruckt, die mehr oder weniger das Ende der Welt voraussagen. Vertraut man in Ihrem Alter, mit Ihrer Erfahrung noch Medien, Politik und Institutionen?
Von Däniken: Schon lange nicht mehr. Für mich sind die Journalisten heute keine echten Journalisten mehr, wie man sie früher kannte. Mit einigen Ausnahmen, selbstverständlich. Die meisten übernehmen ganz einfach Agenturmeldungen und hängen sich der Mehrheit an. Es fehlt an Zivilcourage. Man traut sich nicht, den Zeitgeist zu durchbrechen.
Weltwoche: Bei den US-Wahlen lagen fast alle Experten und Medien komplett daneben. Das war schon bei Corona so. Führt die staatliche Medienförderung dazu, dass der Steuerzahler seine eigene Desinformation finanziert?
Von Däniken: Sie bringen es auf den Punkt. Das ist genau so. Es ist so.
Weltwoche: Heinrich Schliemann entdeckte Troja, Howard Carter das Grab von Tutanchamun, Hiram Bingham Machu Picchu. Diese leidenschaftlichen Autodidakten mussten anfangs viel Spott und Ablehnung ertragen. Auch Sie mussten als Autodidakt viele Steine fressen. Hat Sie das nachhaltig gekränkt oder eher motiviert?
Von Däniken: Gekränkt und wütend war ich in jungen Jahren sehr oft, also noch die ersten zehn, fünfzehn Jahre, wenn ich zu Unrecht angegriffen wurde. Und ganz jung auch, wenn ich zu Recht angegriffen wurde. Da fühlt man sich gekränkt. Hallo, was korrigiert der mich? Und mit den Jahren merkt man dann, der Kritiker ist auch nur ein anständiger Mensch. Er hat auch nur seine Meinung und seine Ansicht. Und wenn man dann zusammenkommt, dann klingt alles ganz anders als das, was man liest. So, es hat mich früher gekränkt, wenn ich angegriffen wurde. Dann habe ich gelernt: Erich, das gehört zum Leben.
Weltwoche: Stephen Hawking schrieb, dass es wahrscheinlich kein Leben nach dem Tod gebe. Gibt es für Sie ein Leben nach dem Tod?
Von Däniken: Das ist eine Glaubensfrage. Und ich glaube daran. Ich glaube an das Leben nach dem Tod. Ich weiss allerdings auch nicht, wie. Und vielleicht ist das nur eine Einbildung. Jeder Mensch nimmt sich ja so unglaublich wichtig. Und wir sagen, das Leben, das ich führte, kann doch nicht für nichts gewesen sein. Das muss doch einen Sinn haben. Und so glauben wir oder bilden wir uns ein, es geht weiter nach dem Tod. So, ich glaube auch daran. Aber ich habe nicht den geringsten wissenschaftlichen Beweis dafür.
Weltwoche: Alain Delon sagte einmal in einem Interview mit Paris Match: «Ich habe alles erlebt. Ich habe alles gesehen. Das Leben bringt mir nicht mehr viel. Ich hasse diese Epoche. Ich kotze sie.» Geht es Ihnen manchmal auch so? Kotzt Sie der Zeitgeist an?
Von Däniken: Mich kotzen vereinzelte Menschen an mit ihren Meinungen. Zum Beispiel die Kriegstreiber. Jetzt haben wir diese Geschichte in der Ukraine. Und wir kennen alle den Vorbau, wie es entstanden ist et cetera. Jetzt kommen noch mehr Waffen, noch mehr Raketen. Das finde ich alles verheerend. Am Ende endet jeder Krieg in Verhandlungen.
Weltwoche: Was halten Ihre Frau und Ihre Tochter von Ihren Theorien? Haben Sie an einigen Expeditionen teilgenommen?
Von Däniken: Meine Tochter ist selbst Journalistin, allerdings auf einem ganz anderen Gebiet. Aber wir reden zu Hause oft über mein Thema. Meine Frau war nie auf einer Expedition mit dabei. Mit Absicht. Ich wollte nicht, dass meine Frau da reingezogen wird. Aber sie hört viel, denn wir haben ja oft Gäste zu Hause. Und da wird darüber geredet. Und sie kennt natürlich einen Teil meiner Bücher, die sie durchgeschaut hat. Beide, Tochter und Frau. Aber auch meine Schwestern. Ich habe zwei Schwestern, die sind beide älter als ich. Die Leni und die Trudi. Die Leni ist inzwischen 95 Jahre alt. Beide Geschwister ticken perfekt. Keine ist senil. Alle reden vernünftig und denken vernünftig. Die stehen selbstverständlich hinter mir. Und die ganze Familie. Ich habe das Glück, in einer Familie zu leben. In einer Verwandtschaft. Auch die Jungen, die Enkel. Die alle sagen: «Toll, was du machst.» Sie haben ihre Arbeit, aber sie unterstützen das. Es gibt niemanden in meinem Umfeld, in meinem familiären Umfeld, der sagt, ich sei ein Spinner.
Weltwoche: Was macht Erich von Däniken in seiner Freizeit? Wären zwei Wochen Nichtstun am Strand die Hölle auf Erden?
Von Däniken: Ja, das ist die Hölle auf Erden. Ich kann nicht Ferien machen. Es gibt nichts Schlimmeres. Ich war mal mit meiner Frau und meiner Tochter in Acapulco. Ich hielt es etwa zehn Minuten aus, dann hat es mich verrissen. Mir graut vor Ferien und Nichtstun.
Weltwoche: Sie haben über siebzig Millionen Bücher verkauft. Falls Sie einen Teil Ihrer Einnahmen in Immobilien, Gold oder einen World ETF investiert haben, sollten Sie sehr vermögend sein. Sie sagen jedoch, das sei nicht der Fall. Liegt es daran, dass in Neidkulturen Reichsein beinahe ein Offizialdelikt ist und man deshalb besser schweigt?
Von Däniken: Nein. Ich habe es nie zum Millionär gebracht. Ich habe jedes Jahr Probleme, meine Steuern zu zahlen. Ich habe es nie zu Geld gebracht. Zum einen, weil ich eigentlich grosszügig bin. Ich nehme Geld ein und gebe es wieder aus. Nicht für irgendwelche Swimmingpools oder Girls oder Partys. Aber wenn ich irgendetwas lese, da und dort ist etwas passiert, dann fliege ich sofort hin, ich gebe einen Haufen Geld aus für Reisen. Liegt an meiner Art, wie ich bin. Geld kommt rein, und Geld geht raus.
Weltwoche: Wie sieht ein Tag im Leben von Erich von Däniken aus?
Von Däniken: Ich schlafe lange. Ich stehe erst gegen zehn Uhr auf. Lasse mir wirklich Zeit, bis der alte Herr fertig ist, ich lasse ihn in Ruhe, weil er seinen Gedanken nachhängt, weil er Notizen macht, auch beim Anziehen und beim Rasieren. Ich brauche ohne weiteres anderthalb Stunden. Dann komme ich rauf. Frühstück gibt es nie. Ich will kein Frühstück. Meistens nehme ich auch kein Mittagessen. Ich habe auch keinen Hunger. Ich gehe ins Büro, schaue die Post durch, rede mit den Mitarbeitern. Wir sehen, was heute anliegt. Irgendetwas ist immer. Meistens an allen Tagen. Sonst hat man zu tun. Ich schreibe an einem Buch oder an irgendwelchen Artikeln für irgendwelche Zeitschriften. Wenn ich zufrieden bin, mache ich die Augen am Schreibtisch zu. Für zwanzig Minuten sind die Augen zu. Ich kann nicht schlafen. Dann mache ich sie auf und fühle mich wieder topfit und gehe weiter. Ich lese immer noch sehr viel. Ich lese immer wieder Menschen, die Ähnlichem auf der Spur sind. Die Bücher lese ich, wenn ich sie in die Hand bekomme. Und zwar in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch.
Weltwoche: Wie feiern Sie am 14. April Ihren 90. Geburtstag? Plant die Schweiz eine Hommage an den erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart? Irgendwelche Veranstaltungen?
Von Däniken: Nein, ich habe gar nichts gehört, von niemandem. Meine Frau hat mich gefragt, was wir am 14. April nächsten Jahres machen sollten. Ich habe gesagt, mach nichts. Macht einfach nichts. Wir sind zu Hause. Vielleicht sind ein paar Freunde von der Familie da. Aber ich plane nichts. Ich bin zu alt für diese Feierlichkeiten.
Weltwoche: Gibt es eine Frage, die man Ihnen noch nie gestellt hat, die Sie aber gerne beantwortet hätten?
Von Däniken: Warum bist du so, wie du bist? Was treibt dich an? Wieso hörst du nicht auf? – Mich treibt ein Eifer, fast ein missionarischer Eifer. Aber ohne Rechthaberei. Ich höre allen zu, und oft überzeugen mich andere, dass ich in diesem oder jenem Punkt falschgelegen bin. Mich treibt eine Art innerer Antrieb. Es ist eine Art Sucht. Du musst weitermachen.
Weltwoche: Herr von Däniken, herzlichen Dank für dieses Gespräch.