051 Blick »Cola für den Weihnachtsmann«

Er hiess Bischof Nikolaus von Myra und lebte in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts in der heutigen Türkei. Als er hörte, dass ein Mann seine drei Töchter auf den Strich schicken wollte, weil er sie mangels Mitgift nicht verheiraten konnte, schlich er sich nachts zum Haus der drei Jungfrauen und warf drei Goldklumpen durchs Fenster. Aus der Legende wurde ein Brauch. Fortan geisterte Nikolaus durch die Jahrhunderte und legte Kindern Geschenke in die Schuhe – eine Grosszügigkeit, die heute berechtigtes Misstrauen erzeugen würde. Ist das etwa der Grund, wieso nicht sein Geburtstag, sondern der Tag, an dem er starb, gefeiert wird?

1931 waren seine blauen und goldenen Umhänge zerschlissen, und er kleidete sich in der Garderobe von Coca-Cola neu ein. Der amerikanische Illustrator Haddon Sundblom prägte in den folgenden 33 Jahren das Bild von Santa Claus, die Figur wurde zum Symbol für Weihnachten. Da auch Sundblom im Alter aufgrund des verlangsamten Stoffwechsels an Gewicht zunahm, wurde auch der Bauch des Weihnachtsmannes immer grösser; und wenn enttäuschte Kinder in den 1970er-Jahren klagten, dass der Nikolaus nicht gekommen sei, behauptete man, er sei beim Nachbarn im Kamin stecken geblieben.

Vor 50 Jahren war der 6. Dezember noch der Tag der Abrechnung. Es waren noch nicht die Kinder, die Erwachsene in Panik versetzten, sondern die Eltern ihre Kinder. Deshalb hatte der Nikolaus stets diesen wortkargen Schmutzli an seiner Seite. Der Mann in Rot erzählte allerlei Fake News über unsere Sünden im ausklingenden Jahr, aber man wagte nicht zu widersprechen, denn hinter ihm stand ebendieser Henkersknecht. Jahrzehnte später wurde er oft wegrationalisiert, um Kosten zu sparen, aber vor allem um die fragile Psyche der Helikopter-Kinder nicht zu verletzen. Das war gut gemeint, denn Gewalt ist keine Lösung. Aber wer dem Schmutzli nie in die Augen geschaut hat, hatte es im späteren Leben schwer, denn an jeder Arbeitsstelle mobbt ein Folterknecht.

050 Blick »Helden in Bronze«

 

Helden in Bronze haben eine jahrtausendealte Tradition. Bereits vor über 2000 Jahren gab der König von Pergamon die Bronze-Statue des «sterbenden Galliers» in Auftrag. Auf der ganzen Welt stehen Staatsmänner im Massstab «grösser als üblich» auf prominenten Plätzen. Sie werden zu touristischen Hotspots oder von Revolutionären vom Sockel gestürzt. Manchmal führt bereits das angekündigte Projekt zu heftigen Kontroversen.

In Berlin wollten die Amerikaner nach dem Mauerfall ihren Ex-Präsidenten Ronald Reagan (1911–2004) mit einer Statue ehren. Sie sollte an seinen historischen Besuch und seinen Kampf gegen die Mauer erinnern: «Mr. Gorbachev, tear down this wall!» («Herr Gorbatschow, reissen Sie diese Mauer nieder!»). Doch die rot-grüne Stadtverwaltung stellte sich quer.

Keinen Einwand hatten sie gegen die Heldenstatue des Künstlers Scott Holmquist. Sie zeigt einen afrikanischen Dealer mit Handy in der Pose eines siegreichen Feldherrn. Vorübergehend stellte Holmquist die drei Meter hohe Bronzestatue im Berliner Görlitzer Park auf. Hier verkaufen Dealer ungestört ihre Drogen. Hans-Jürgen Papier, Ex-Präsident des deutschen Bundesverfassungsgerichts, kommentierte: «Ein Staat, der geltendes Recht in so offenkundiger Weise nicht durchsetzen kann, entzieht den Bürgern das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Rechtsstaates.»

Wieso wählte Scott Holmquist einen afrikanischen Dealer? Man hätte ihm umgehend Rassismus vorgeworfen, hätte er seine Skulptur nicht «Last Hero» (letzter Held) genannt und in einem Interview mit dem Kulturmagazin «Monopol» präzisiert, dass «Dealer einer heldenhaften Arbeit» nachgehen, weil sie bei «Regen und Kälte draussen sind» und ihre «riskante Arbeit ohne Polizeischutz» verrichten. Provokation als Geschäftsmodell?

Es bleibt das Geheimnis des Künstlers, wieso ein Krimineller, der den Tod ins Gastland bringt, mehr Mitgefühl erzeugt als Berliner Obdachlose, «die bei Regen und Kälte draussen sind» und in Mülleimern nach Nahrung suchen.

Jedes Heldendenkmal steht für die Werte einer Epoche. Einige überleben, andere werden gestürzt. Seit letztem Monat steht Ronald Reagan auf amerikanischem Hoheitsgebiet: auf der Terrasse der US-Botschaft in Berlin.

049 Blick »Die Scheisskolumne«


Bild © Cristina Guggeri, ganze Kollektion auf: https://www.areashoot.net/the-daily-duty-collection/


 

 «Hatten Sie heute Stuhlgang?» Mit dieser Frage will der Arzt erfahren, ob man auf der Toilette gewesen ist. Die Bezeichnung stammt aus dem Mittelalter. Damals sägte man die Sitzfläche von Stühlen aus und hängte einen Topf darunter. Den Inhalt entsorgte man in nahen Sickergruppen oder kippte ihn, wenn es draussen zu kalt war (oder finster genug), aus dem Fenster. Deshalb war es für Nachtschwärmer empfehlenswert, eine Kopfbedeckung zu tragen. Wer kein Glück hatte, glitt unter dem Fenster aus; und wenn noch Pech dazukam, klatschte die nächste Ladung auf den Hinterkopf.

Das Mittelalter war nicht nur aus hygienischer Sicht ein zivilisatorischer Rückschritt. Bereits in der Antike gab es Grosslatrinen mit Wasserspülung und achtzig Sitzplätzen. Trennwände waren nicht erwünscht, denn Toilettenanlagen waren so beliebt wie heute die sozialen Medien. Man entlud nicht nur den Darm, sondern auch den Ärger über Götter und die Welt. Erst ab dem 17. Jahrhundert änderte das Schamgefühl, und die Leute zogen es vor, inkognito auf dem Thron zu sitzen.

Ein beliebtes Toiletten-Graffito war damals: «Drum drücket und dränget mit aller Kraft – für die notleidende Landwirtschaft.» Scheisse war wertvoller als Bitcoins. Der französische Philosoph Pierre Leroux schlug deshalb im 19. Jahrhundert vor, die Steuer mit den eigenen Exkrementen zu bezahlen. In einer direkten Demokratie hätte eine solche Initiative durchaus Chancen. Die Umsetzung könnte allerdings anspruchsvoll sein.

Im modernen Japan verrichten die Leute ihr Geschäft auf topmodernen Washlets, die mit internetfähigen Bedienungspanels ausgerüstet sind. Urinwerte und Blutzuckerspiegel können direkt an den Hausarzt gemailt werden.

Japan ist nicht überall. Weltweit haben über vier Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicheren sanitären Anlagen. Jährlich sterben 432 Millionen an verseuchtem Trinkwasser (Unicef 2019). Indiens Premier Modi versprach bei seinem Amtsantritt, hundert Millionen WC-Kabinen zu bauen. Fünf Jahre später hatte er es geschafft. Doch leider nutzen viele die Häuschen als Geräteschuppen. Für eine Verhaltensänderung wird die Ausrufung des Welttoilettentages am 19. November wohl nicht ausreichen.

 

048 Blick »Heute schon demonstriert?« dt./engl.

Heute schon demonstriert?

Demonstrieren gehört in den westlichen Demokratien zu den Minderheitsrechten, und das ist gut so. Es gibt bewilligte und unbewilligte Demonstrationen, einige respektieren das, einige nicht. Demos an der frischen Luft fördern auf jeden Fall die Gesundheit, und als Datingplattform sind sie nicht zu verachten.

Beliebt, weil kaum kontrovers, sind Demos gegen Diktatoren, wobei man sich manchmal fragt, wieso in der friedlichen Schweiz demonstriert wird und nicht am Tatort im Nahen Osten oder in Südamerika. Oder haben uns die Medien verschwiegen, dass all diese Despoten in Wahrheit in luxuriösen Apartments an der Zürcher Goldküste leben? Auf jeden Fall käme kein Schweizer Student auf die Idee, in Burkina Faso für eine fleischlose Kantine zu demonstrieren.

Leider schleichen sich bei vielen friedlichen Demos selbsternannte Antifaschisten ein, die mit faschistischen Methoden Gebäudereinigern, Glasereien und Autowerkstätten neue Aufträge beschaffen. Dass Pubertierende ab und zu Dampf ablassen, ist hormonell bedingt und ziemlich normal. Aber wenn die Trotzphase auch im fortgeschrittenen Alter anhält, liegt es wohl an einem unterentwickelten Verständnis für den demokratischen Rechtsstaat.

Um Frust abzubauen, gäbe es durchaus friedliche Alternativen wie Marathonlaufen, Masturbieren im Lift, Rauschsaufen oder Singen im Wald.

Den Protestierenden bei unbewilligten Demonstrationen ist meistens egal, ob Verkehrsknotenpunkte blockiert, Arbeitswillige im Stau stehen oder der Infarktpatient in der Ambulanz «I did it my way» singt.

Kreative Lösungen sind gefragt. Die vorbildlichsten Kundgebungen sind jeweils der Einmarsch der Athleten bei der Eröfffnung der Olympischen Spiele. Da Fussballstadien nicht ausgelastet sind, könnten sie zeitweise als Demostadion genutzt werden. Publikum wäre im Buchungspreis inbegriffen. Veranstalter von Kaffeefahrten könnten dafür gewonnen werden, die Kundschaft ins Stadion zu fahren. Auf den Totomat-Displays könnte Werbung für Heizkissen, Jägermeister und solarbetriebene Rollatoren geschaltet werden, Kaffee und laktosefreier Kuchen wären umsonst – eine klassische Win-Win-Situation. Wäre dieser Vorschlag nicht eine Demo wert?


© Blick, 1. November 2019


 

047 Blick »Retten Streetpotatoes die Welt?«

Retten Streetpotatoes die Welt?

Die neunjährige Mexikanerin Xóchitl López wuchs im Hochland Chiapas auf. Ihre Eltern waren zu arm, um ihr all das zu kaufen, was für Teenager in der westlichen Welt selbstverständlich ist. Xóchitl hat nie geklagt, dass man ihr die Kindheit gestohlen hat.

Letztes Jahr wurde sie vom Institut für Nuklearwissenschaft der grössten mexikanischen Universität für ihren Solar-Warmwasseraufbereiter aus recyceltem Material mit einem Preis geehrt. Sie sagt: «Es gibt viele Menschen mit niedrigem Einkommen, die sich diese Heizungen nicht leisten können. Deshalb holzen sie Bäume ab, um Brennholz zu gewinnen. Das wiederum beeinträchtigt die Welt durch die globale Erwärmung.» Mittlerweile erhält Xóchitl Unterstützung von Universitäten.

Im Alter von neun Jahren entwickelte Ken Lou «künstliches Holz» aus recyceltem Material, das beim Verbrennen weder Umwelt noch Gesundheit schadet. Er ist der jüngste Erfinder Guatemalas und wurde von der Regierung ausgezeichnet.

Es gibt viele Xóchitls und Kens auf unserem Planeten. Sie leisten Bewundernswertes. Aber für die westlichen Medien sind diese kreativen Teenager, die tatsächlich Nützliches für die Umwelt tun, kaum ein Thema.

Interessanter sind narzisstische Streetpotatoes der antidemokratischen Weltuntergangssekte Extinction Rebellion (XR), die in roten Karnevalskostümen esoterische Partys feiern. Einige nennen sich «Red Brigades» (Rote Brigaden) wie die italienische Terrorgruppe Brigate Rosse, die Ende der 70er-Jahre für 97 Tote verantwortlich war.

Stuart Basden, Gründungsmitglied von XR, bestreitet in einem Essay vom 10. Januar 2019, dass XR eine Klima-Bewegung sei. Co-Gründer Roger Hallam erläuterte am 4 Februar 2019 an einer Veranstaltung von Amnesty International in London seine Strategie zum Systemwechsel und sagte: «Ja, einige könnten bei diesem Prozess sterben.»

Zurzeit versucht XR, friedliche Klimademonstranten zu radikalisieren. Aber der Planet braucht weder grüne Uriellas noch Rote Brigaden, sondern Innovationen. Und sie werden kommen, weil man damit Geld verdienen kann. Extinction Rebellion tut hingegen im Augenblick genau das, was sie der Politik vorwirft: Herumsitzen und «Slogans statt Taten» liefern. Eine Eskalation ist absehbar.


Die Quellen zu den beiden Zitaten.

Bildlizenz: pixabay.com


 

046 Blick »Spinatleugner«

 

Die meisten Kinder hassten es, kotzten es auf den Tisch, warfen mit dem Löffel nach ihrer Mutter oder verkrochen sich in der Waschküche. Ab 1929 wurden Millionen von Kindern mit dieser braunen Pampe zwangsernährt, eine pädagogisch umstrittene Form des Waterboardings. Schuld daran war der amerikanische Comic-Zeichner Elzie Crisler Segar, der den prügelnden Seemann Popeye erfand, der zur Stärkung jeweils eine Büchse Spinat verdrückte.

Als Fleisch während des Zweiten Weltkriegs Mangelware wurde, empfahl man den Soldaten Spinat. Denn Wissenschaftler glaubten, dass der hohe Eisengehalt von 35 Milligramm die Muskeln stärke. In den USA stieg der Spinatkonsum um ein Drittel, und Popeye erhielt in der texanischen Spinathochburg Crystal City ein Denkmal.

Erst im Erwachsenenalter erfuhren die einst traumatisierten Spinatleugner, dass der Eisengehalt pro hundert Gramm nicht 35 Milligramm beträgt, sondern lediglich 3,5 Milligramm. Eine Legende besagt, dass der Schweizer Physiologe Gustav von Bunge 1890 den Eisenwert zwar korrekt berechnet hatte, aber dass er für seine Untersuchungen getrockneten Spinat benutzt hatte.

Frischer Spinat hat einen Wassergehalt von rund 90 Prozent und somit nur gerade 3,5 Prozent Eisen. Da Wissenschaftler unfehlbar sind, schob man die Schuld auf eine Sekretärin, die sich angeblich um eine Kommastelle verhauen hatte. Im Zug der Political Correctness wurde aus dem Fräulein ein Laborant.

Obwohl die Menschen in Europa noch nie so alt wurden, warnen uns regelmässig neue Studien vor dem Genuss einzelner Nahrungsmittel. Jede Studie empfiehlt eine andere tolerierbare Tagesmenge. Mal betrifft es Eier, Erdnüsse, Kaffee, manchmal Rotwein, wobei hier die schädliche Tagesmenge davon abhängt, ob die Studie in einem Weinland durchgeführt wurde. Mediziner in Katalonien empfehlen maximal 70 Gramm Alkohol pro Tag, in Deutschland liegt die empfohlene Obergrenze bei 20 Gramm.

Soeben publizierten die sieben grossen ernährungswissenschaftlichen Institutionen die Mutter aller Studien und kamen zum Schluss: alles Chabis. Die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel sei nicht mehr zeitgemäss.

Wahrscheinlich ist es unserer Unkenntnis geschuldet, dass wir uns überhaupt noch ernähren.

© Blick 4. Oktober 2019, Kolumne 46

045 Blick »Ich gut, Du Nazi«

© Blick, Kolumne 45 vom 20. September 2019


Sie schlugen den Gegnern die Köpfe ab und hängten die Trophäen um den Hals ihrer Pferde. So beschrieb der griechische Geschichtsschreiber Poseidonios das Schlachtritual der Kelten. Diese «haarigen Wilden» sprachen unverständliches Kauderwelsch und wurden deshalb Barbaren genannt, was so viel heisst wie «Stotterer». Im Lauf der Jahrhunderte wechselte die Bedeutung, und der Begriff galt nur noch für unzivilisiertes Benehmen.

Eine ähnliche Verwandlung erlebt der Begriff «Nazi». Was ist ein Nazi? Es gibt den unbelehrbaren Alt-Nazi, der einen Massenmörder verehrt, und es gibt den Neo-Nazi, der weder Hitler noch den Holocaust erlebte und in der Schule einen Fensterplatz hatte.

Nazis haben sechs Millionen Juden ermordet. Kann man jemanden, der Nobelpreisträger Milton Friedman zitiert, wonach man entweder offene Grenzen oder ein Sozialsystem haben kann, mit den schlimmsten Verbrechern der Weltgeschichte gleichsetzen?

Als Nazi werden Rechtsextreme bezeichnet, obwohl einige Historiker immer noch darüber streiten, ob Hitler nun ein Rechtsextremer oder ein Linksextremer gewesen ist. Denn er träumte wie alle Sozialisten von der sozialen Gleichschaltung, und sein Programm bewegte sich zwischen dem linken Totalitarismus Stalins und dem Faschismus des Ex-Kommunisten Mussolini. Karl Marx‘ klassenlose Gesellschaft hiess bei Hitler «Volksgemeinschaft». Ein populärer Witz war damals: «Aussen braun, innen rot.» Was also ist ein Nazi?

ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann (#nazisraus) formulierte es ironisch: «Jeder, der nicht grün wählt, ist ein Nazi.»

Mittlerweile gehört die einschüchternde Nazi-Keule zur populistischen Folklore im deutschsprachigen Raum und ersetzt das Argument.

Jeder Begriff nützt sich durch den inflatorischen Gebrauch ab. In den 70er-Jahren war jemand «geil», wenn er sexuell erregt war. Heute ist alles geil, was Spass macht – ein Song ist geil, Geiz ist geil und eine Burger-Aktion «drei für zwei» ist megageil.

Die nächste Generation wird das Nazi-Wort wahrscheinlich nicht mehr mit den «nationalistischen Sozialisten» in Verbindung bringen. Ich hörte im Sommer einen Teenager fluchen, weil der Tramchauffeur nicht auf ihn gewartet hatte. Er rief ihm nach: «Scheissnazi!»

044 Blick »Desperados auf zwei Rädern«

 

Dass wir heute auf unseren Trottoirs von rücksichtslosen Velo-Rowdys und E-Trottinettlern verjagt werden, hat mit dem Wetter im frühen 19. Jahrhundert zu tun. Und das kam so: Missernten führten zu einer Nahrungsmittelknappheit, zahlreiche Menschen starben den Hungertod. Während wir heute mit der Sexualpädagogin Deanne Carson öffentlich diskutieren, ob man Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen muss, hatten die Menschen damals noch echte Probleme.

Auch Karl Freiherr von Drais. Er konnte sich kaum noch das Futter für seine Pferde leisten. Da es damals weder Crowdfunding noch die Kultur des Jammerns gab, erfand er kurzerhand eine hölzerne Konstruktion mit zwei Rädern, eine sogenannte Laufmaschine, ein Vorläufer des Velos, aber noch ohne Pedale. Für den Antrieb benutzte man die Beine. Die «Draisine» erfreute sich rascher Beliebtheit, da man sie nicht füttern musste und sie nie ein Burn-out erlitt.

Doch das Geld, das der Freiherr von Drais beim Futter einsparte, investierte er in Hochprozentiges. Das hielt ihn aber nicht davon ab, 1812 eine «Notenschriftmaschine» zu erfinden, die beim Klavierspielen gleichzeitig die Noten aufzeichnete. Berühmt wurde auch seine «Schnellschreibmaschine» mit lediglich 16 Tasten und ein innovatives Rohrleitungssystem, das von seinen Hauslieferanten, den Schnapsbrennereien, übernommen wurde.

Es war wohl einer Schnapsidee geschuldet, dass er an einer Expedition nach Brasilien teilnahm. Als er fünf Jahre später mittellos zurückkehrte, wollte man den «närrischen Mann» entmündigen, aber seine Schwestern retteten ihn. Mittlerweile war seine Draisine von anderen europäischen Herstellern kopiert und verbessert worden. Er griff wieder zur Flasche. Nach einer Wirtshausschlägerei landete er in der Gosse und wurde zum Gespött: «Freiherr von Rutsch, zum Fahre kei Kutsch, zum Reite kein Gaul, zum Laufe zu faul.»

Heute ist das verkannte Genie auf einer Briefmarke verewigt, und die Weiterentwicklungen seiner hölzernen Laufmaschine sind ein Ärgernis für Fussgänger. Denn im Gegensatz zu Autofahrern geniessen Verkehrssünder auf zwei Rädern fast schon diplomatische Immunität.

043 Blick »Eine Frau sieht rot«

Ende des 19. Jahrhunderts stürmte die zwei Meter grosse Carry Nation mit einer Axt einen Saloon in Kansas und schlug die ganze Bar kurz und klein. Der Sheriff nahm sie wegen Sachbeschädigung fest. Carry protestierte, sie habe den Saloon nicht beschädigt, sondern zertrümmert, und sie werde nach ihrer Haftentlassung weiter wüten.

Dabei hatte alles friedlich begonnen. Carry war schon früh der Frauenorganisation Temperance Union beigetreten, die aus der Abstinenzbewegung der 1870er-Jahre entstanden war. Alkoholsucht war in jener Zeit ein echtes Problem.

Jeder Einwohner über 15 trank im Schnitt achtzig Flaschen Whiskey pro Jahr, also dreimal so viel wie die Nachfahren im 21. Jahrhundert. Arbeiter tranken am Morgen, am Mittag und am Abend, das Land war notorisch besoffen, und ganze Familien stürzten in Elend und Armut. Auch Carrys Biografie war mit Alkoholleichen gepflastert.

Frustriert vom abflauenden Erfolg der Abstinenzler, wollte sich Carry nicht mehr mit Protestliedern und Sitzstreiks vor den Saloons begnügen. Sie liess sich scheiden, gründete mit radikalen Christen eine neue Sektion und griff zur Axt. Sie sagte, Gott persönlich habe ihr die Lizenz zum Hacken erteilt.

Medienwirksam randalierte sie im US-Senat, auf ihren Vortragsreisen wurde sie wie ein Popstar gefeiert. Promis biederten sich an und genossen fortan ihren Whiskey heimlich, während Carry nach über hundert zertrümmerten Saloons das Merchandising entdeckte und kleine Äxte mit der Aufschrift «Saloon-Zerschmetterer» verkaufte.

Wie die meisten Massenbewegungen, die zu Beginn ein durchaus legitimes Anliegen haben, radikalisiert sich bei nur mässigem Erfolg eine ungeduldige Minderheit und begeht Straftaten, die sie als moralische Pflicht zum Widerstand deklariert. 

Greta Thunberg lehnt Gewalt ab. Das wiederholt sie auch, wenn sie zum Fotoshooting ein T-Shirt der gewalttätigen Antifa anzieht oder im Hambacher Forst mit zwei Vermummten posiert, die zur «Rettung des Klimas» Angestellte des Stromkonzerns RWE mit nicht ganz CO2-freien Molotow-Cocktails angriffen und verletzten.

Der Flirt mit demokratiefeindlichen Straftätern ist wohl als Drohung zu verstehen. Falls ja, könnte es bald heissen: Friday was yesterday.


 

 

 

042 Blick »Braveheart hätte Brüssel abgefackelt«


Jede Nation hat ihren Freiheitshelden, wir haben unseren Wilhelm Tell, die Philippinen ihren Lapu-Lapu und die Schotten ihren Wallace, besser bekannt als Braveheart (US-Film mit Mel Gibson, 1995). Was sie alle gemeinsam haben, ist ihr mutiger Kampf gegen einen übermächtigen Unterdrücker.

Auch der Arverner-Fürst Vercingetorix war ein Freiheitsheld. Nach der Niederlage von Alesia musste er vor Cäsar niederknien und seine Waffen strecken. Gallien war «befriedet», nun galten römische Gesetze, und der römische Silberdenar wurde der Euro der Antike.

Feige Fürsten unterwarfen sich hingegen kampflos, weil Cäsar ihnen Ämter anbot. In zweitausend Jahren ist aber noch niemand auf die Idee gekommen, diese Bücklinge als Freiheitskämpfer zu bezeichnen.

Es ist deshalb bemerkenswert, dass sich heute eine Gruppierung, die sich einer völlig zerstrittenen EU unterwerfen will, ausgerechnet «Operation Libero» nennt. Das Wort bedeutet so viel wie «unabhängig/frei». Sie wollen Errungenschaften verschenken, zu denen sie nichts beigetragen haben, und fragten auf ihrer Homepage: «Willst du unsere Freiheit in Europa verteidigen? Werde ein Braveheart.» Ein Freiheitskämpfer, der sich unterwirft? Braveheart hätte eher Brüssel abgefackelt.

Worin besteht die «Befreiung», wenn die mutlosen Liberos kampflos aufgeben wollen, was sich die meisten der 512 Millionen EU-Bürger sehnlichst wünschen: direkte Demokratie. Was erhalten sie im Gegenzug? Betreute Demokratie?

Worin besteht die «Befreiung», wenn man sich einer diktatorischen Union unterwirft, die immer weniger von Mitbestimmung und Meinungsfreiheit hält und die Besteuerung von Bargeld plant, um den bargeldlosen Verkehr durchzusetzen? Wenn Erspartes nur noch virtuell verfügbar ist, wird es für die europäischen Zentralbanken ein Leichtes, «einmalige» Zusatzsteuern von den Konten der Bürger abzuheben. Per Mausklick übers Wochenende.

Ist es wirklich «progressiv», wenn ein zukünftiger «Nettozahler» vor einer Union mehrheitlich maroder Staaten kapituliert?

Libero ist der charmante Arm der EU-Bürokratie, das hochmütige Pepsodent-Lächeln des neuen Versailles. Es geht nicht um links oder rechts, es geht um die direkte Demokratie: ja oder nein.


English translation


Every Nation has its freedom heroes, we have our William Tell, the Philippines, their Lapu-Lapu and the Scots their Wallace, better known as Braveheart (US-the movie with Mel Gibson, 1995). What they all have in common is their brave fight against an overwhelming oppressor.

Also, the arverni Prince Vercingetorix was a freedom hero. After the defeat of Alesia, he had to stretch in front of Caesar, kneel down, and his weapons. Gaul was pacified””, now the Roman laws were in force, and the Roman silver denarius was the Euro of the ancient world.

Cowardly Prince threw themselves, however, without a fight, because Caesar offered them Offices. In two thousand years no one has come up with the idea to call these kippers, as a freedom fighter.

The opposite of independent and free

It is remarkable, that today, a grouping, a completely fractious EU under throw want of all things, “Operation Libero” is called. The word means as much as “independent/free”. You want to give away achievements to which you have not contributed, and asked on their Homepage: “do you Want to defend our freedom in Europe? A Braveheart will.” A freedom fighter who throws himself under? Braveheart would have rather burned in Brussels.

What is the “liberation”, when the discouraged Liberos want to go down without a fight, which most of the 512 million EU citizens desperately: direct democracy. What you get in return? Supervised Democracy?

lifted up Pepsodent-Smile

What is the “liberation”, if you throw in a dictatorial Union that holds less and less of participation and freedom of expression and the taxation of cash plans, the cashless transport to enforce? If Savings is only virtually available, it will withdraw for the European Central banks a Lightweight, “one-time” additional taxes from the accounts of citizens. By a mouse-click away over the weekend.

Is it really “progressive” if in the future a “net contributor” in front of a Union majority capitulated addresses of ailing States?

the Libero is the charming Arm of the EU bureaucracy, the haughty Pepsodent-Smile of the new Versailles. It’s not about left or right, it’s about direct democracy: Yes or no.


Francais / mauvaise traduction


Chaque Nation a son Héro, nous avons notre Guillaume Tell, les Philippines Lapu-Lapu et les Cloisons de vos Wallace, mieux connu sous le nom Braveheart (US-Film avec Mel Gibson, 1995). Ce qu’ils ont tous en commun, c’est votre courageux Combat contre un puissant Oppresseur.

La Arverner-Prince Vercingetorix était un Freiheitsheld. Après la Défaite d’Alésia, il dut César de s’agenouiller et de ses Armes. La gaule était «pacifié», maintenant, étaient considérés par la Loi romaine, et romain Silberdenar l’Euro a été l’Antiquité. Figue Princes se soumirent en revanche, sans combat, parce que César vous Offices offert. Dans deux mille Ans, mais personne n’est venue l’Idée de cette Bücklinge en tant que Combattants de la liberté, de la désigner. Le Contraire de indépendant et libre.

C’est pourquoi Il est intéressant de noter que, aujourd’hui, à un Groupement, se sont totalement agressifs de l’UE, de soumettre, justement, «Opération Libero» est appelé. Le Mot signifie «indépendant/free». Vous voulez Réalisations faites à rien d’avoir contribué, et a demandé sur sa page d’Accueil: «Veux-tu de notre Liberté en Europe défendre? Vais un Braveheart.» Un Combattant de la liberté, se soumet? Braveheart aurait plutôt Bruxelles brûlé à la torche. Quelle est la «Libération», si les découragés Liberos, sans renoncer à ce que la plupart des 512 Millions de Citoyens de l’UE ardemment désirer: la Démocratie directe. Qu’obtenez-vous en Retour? Supervisé Par La Démocratie?

Enflé Pepsodent-Sourire Quelle est la «Libération», si on dictatorial Union européenne soumet, de moins en moins de Participation et d’Expression, l’estime et l’Imposition de l’Argent prévoit, pour les transactions du Trafic? Si des Économies encore virtuel est disponible, pour les banques Centrales européennes Léger, «une fois» de taxes additionnelles sur les Comptes des Citoyens de décrocher. D’un Clic de souris pour le Week-end. Est-il vraiment «progressif» si l’un des futurs «Contributeurs nets» avant une Union majoritairement maroder Unis capitulé? Libero est la charmante Bras de la Bureaucratie européenne, l’orgueilleux Pepsodent-Sourire de nouveau de Versailles. Il ne s’agit pas de gauche ou de droite, il s’agit de la Démocratie directe: oui ou non.