Bereits in der Antike war Sklavenhandel weit verbreitet. Manchmal wurden Kriege nur mit dem Ziel geführt, neue Arbeitssklaven zu beschaffen. Im 16. Jahrhundert gründeten Araber und Mauren an der nordafrikanischen Küste die Barbareskenstaaten Algier, Tunis und Tripolis. In den folgenden Jahrhunderten führten sie ausgedehnte Raubzüge bis hinauf zur irischen Küste. Zwischen 1530 und 1780 verschleppten sie über eine Million Europäer und verkauften die weissen Sklaven auf den Märkten Nordafrikas.
Portugiesen erlernten das Handwerk bei den muslimischen Sklavenhändlern. Sie nutzten die eingespielten Strukturen und etablierten 1518 den Tausch- und Dreieckshandel zwischen Afrika, Europa und der Neuen Welt. Die gefährliche Menschenjagd im Landesinnern überliessen sie jedoch den ortskundigen Afrikanern und warteten an der Küste, bis die «Ware» angeliefert wurde. Bereits 1452 hatte Papst Nikolaus V. diese Verbrechen legitimiert.
Das lukrative Geschäft lockte Kaufleute und Financiers aus ganz Europa. Im 18. Jahrhundert wurden auf Schweizer Schiffen Sklaven nach Europa und Amerika verschifft. Dokumente belegen, wie «zeugungsfähige Negerstuten» gegen edle Schweizer Stoffe eingetauscht und mit hohem Gewinn weiterverkauft wurden. Dass der Handel mit Menschen damals nicht anrüchig war, belegen die Namen der Sklavenschiffe: «Ville de Lausanne», «Légère Bâloise» oder «Helvétienne».
Der atlantische Sklavenhandel deportierte rund 12 Millionen Schwarzafrikaner nach Nord- und Südamerika, das waren 12 Millionen bittere Einzelschicksale.
Aber trägt heute der schwarze Olivenbauer in Tunis oder der weisse Winzer in Yverdon eine Erbschuld am unermesslichen Leid, das man lange vor seiner Geburt den Sklaven angetan hat?
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