1977 sangen die Eagles «Welcome to the Hotel California, such a lovely place», während in Frankreich zum letzten Mal das abgeschrägte Beil der Guillotine heruntersauste.
Der bisher unbekannte John Travolta tanzte sich durch «Saturday Night Fever». Sein Aufstieg zum Hollywoodstar war nicht ganz einfach, da er sich keine fünf Sätze merken konnte und deshalb überall Teleprompter im Weg standen. Und ein paar Scientologen.
Jimmy Carter wurde zum 39. Präsidenten der USA gewählt. Sein Bruder Billy, ein Tankstellenbesitzer, brachte umgehend ein Billy Beer auf den Markt und verdiente damit mehr als sein grosser Bruder in Washington. Er war ein sehr gefragter Interviewpartner, da er laut eigenen Angaben, an guten Tagen 40 bis 50 Dosen Billy Beer trank.
1977 schickte die Nasa ihre Raumsonde Voyager 1 zu den Planeten Jupiter und Saturn. Sie war das erste von Menschen geschaffene Objekt, das (nach einer 35-jähriger Reise) den interstellaren Raum erreichte. Noch heute sendet Voyager 1 regelmässig Daten zur Erde.
Nicht minder erfolgreich war in diesem Jahr der Start von George Lucas’ «Star Wars». Eigentlich hatte er «Flash Gordon» verfilmen wollen, doch Dino De Laurentiis wollte die Rechte nicht hergeben. Nach zahlreichen Absagen wurde das erfolgreichste Filmprojekt aller Zeiten realisiert und erwirtschaftete seitdem, allein mit dem Merchandising, über 20 Milliarden Dollars. Die Science-Fiction-Sage prägte nicht nur die Popkultur, sondern auch die Jugenderinnerungen einer ganzen Generation.
Das Jahr 1977 bescherte Deutschland einen «heissen Herbst». Die kommunistische und antiimperialistische Stadtguerilla Rote Armee Fraktion (RAF) dominierte mit Morden, Entführungen und Sprengstoffattentaten die Schlagzeilen. Als der Kern der RAF inhaftiert wurde, versuchten die letzten Mitglieder, ihre Anführer mit der Entführung einer Boeing der Lufthansa freizupressen. Bundeskanzler Helmut Schmidt schickte die Antiterroreinheit GSG-9 nach Mogadischu. In einer siebenminütigen Aktion erschoss die Spezialeinheit drei der vier Terroristen und befreite die Geiseln. Darauf begingen die vier inhaftierten RAF-Terroristen Selbstmord.
Medienthema war aber auch das anonyme Pamphlet in den Göttinger Nachrichten. Ein anonymer Mescalero brachte seine «klammheimliche Freude» über die Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback zum Ausdruck. 24 Jahre später bekannte sich der Deutschlehrer Klaus Hülbrock zu diesem Text.
Elvis, der «King of Rock ’n’ Roll», der mit über einer Milliarde verkauften Tonträgern der erfolgreichste Solokünstler aller Zeiten ist, starb nach drei Herzinfarkten, Leukämie, chronischer Darmentzündung und anderen Krankheiten, die erst viel später publik wurden. Vor seinem Tod gestand er einem Freund: «Jeder denkt, ich sei einfach nur fett. Sie kapieren nicht, dass es Flüssigkeit ist. Mein Dickdarm ist hinüber.»
Sterben musste auch die Stummfilm-Legende Charlie Chaplin, der gemäss seinem renommierten Biografen Peter Ackroyd ein Weltstar, aber auch ein ziemlicher Mistkerl gewesen sein soll. Er habe seine weit über 100 Sexpartnerinnen «wie den letzten Dreck» behandelt.
Verstorben ist auch René Goscinny, der erfolgreichste Comicautor des 20. Jahrhunderts, der Asterix & Obelix & Lucky Luke die Sprechblasen füllte. Er erlitt während eines routinemässigen ärztlichen Belastungstests einen Herzinfarkt.
And one more thing: Ken Olson, Präsident der Digital Equipment Corp., diktierte einem Journalisten: «Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus wollen sollte.»
© Basler Zeitung; 30.01.2015
Claude Cueni
Die #chronos Kolumnen erscheinen alle zwei Wochen in der Basler Zeitung, jeweils am Freitag.